Aktien:Was Anleger aus dem Brexit-Kursrutsch lernen können

Frankfurt Stock Exchange Reacts To EU Referendum Vote Result

Der Dax erlitt am 24. Juni den sechstgrößten Kursverlust seit Anfang 1999, als der Euro als Währung eingeführt wurde.

(Foto: Getty Images)
  • Um 6,8 Prozent brachen die Dax-Kruse nach dem Brexit ein, kurz darauf erholten sich viele Werte aber wieder.
  • Große Krisen führen immer wieder zu heftigen Verlusten an den Börsen, zeigt eine aktuelle Studie - Anleger sollten trotzdem einfach die Ruhe bewahren.

Von Harald Freiberger

Der Tag nach dem Brexit gehört zu den schwärzesten Tagen der jüngeren Börsengeschichte. Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel am 24. Juni nach dem überraschenden Votum des britischen Volkes, aus der EU auszutreten, um 6,8 Prozent. Das war der sechstgrößte Kursverlust seit Anfang 1999, als der Euro als Währung eingeführt wurde. Dies geht aus einer Aufstellung der Fondsgesellschaft Fidelity hervor. Höhere Verluste gab es nur im Jahr 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise und am 11. September 2001, dem Tag der Terroranschläge auf die Zwillingstürme in New York; damals brach der Dax um 8,5 Prozent ein.

Miese und gute Tage kommen oft gemeinsam

Die Aufstellung zeigt auch die Tage mit den größten Kursgewinnen: Am 13. Oktober 2008 legte der Dax um gewaltige 11,4 Prozent zu. Seltsamerweise häufen sich in kritischen Zeiten wie nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 nicht nur die schlechten Tage, sondern auch die besonders guten. Börsenexperten nennen dies "Gegenreaktion": Nach einer Serie von Tagen mit Kursrutschen kaufen die Investoren auf einmal wieder, was zu einem Anstieg führt. Das war auch im Jahr 2002 so, als an der Börse die Technologie-Blase platzte.

Fidelity hat auch ausgerechnet, welche Folgen es für Anleger hat, wenn sie die besten Börsentage verpassen. Aus einer Anlage von 1000 Euro Anfang des Jahres 1999 wurden demnach bis Ende Mai dieses Jahres 2124 Euro. Hätte der Anleger die zehn besten Tage dieses Zeitraums verpasst, wären nur noch 963 Euro übrig gewesen. Hätte er sogar die 40 besten Tage verpasst, wären nur noch 216 Euro übrig. Grundlage für diese Berechnung ist allerdings nicht der Dax, sondern der Index MSCI Germany, der nicht nur 30 große deutsche Aktiengesellschaften widerspiegelt, sondern 54; die Ergebnisse unterscheiden sich aber nur minimal.

Niemand kann die Aufs und Abs vorhersehen

Welche Lehren können Anleger aus der Studie ziehen? "Die vergleichsweise hohe Rendite einer Aktienanlage ist auf relativ wenige Tage mit hohen Kurssteigerungen zurückzuführen", sagt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity. Da niemand vorhersagen könne, wann diese Tage sind, sei es sinnvoller, sowohl in Zeiten fallender als auch steigender Kurse investiert zu bleiben.

Es gilt unter Anlageexperten als gesichertes Wissen, dass Aktien auf lange Sicht rentabler sind als alle anderen Anlageformen. Sie sind aber auch riskanter, weil die Kurse kurzfristig stark fallen können, wie die Tage seit dem Brexit nun wieder zeigen. Anleger sollten deshalb auch in stark schwankenden Börsenphasen ruhig bleiben und nicht überstürzt handeln, rät Roemheld: "Den richtigen Ein- oder Ausstiegszeitpunkt vorherzusehen und dementsprechend zu kaufen oder zu verkaufen, gelingt ohnehin nicht". Wichtig sei es, langfristig zu investieren. Denn verpasse ein Anleger den Anstieg der Kurse, verringere sich die Rendite der Anlage erheblich.

Trotzdem, ein schönes Gedankenspiel wäre es schon: Nur mal angenommen, ein Anleger hätte seherische Fähigkeiten und würde immer am Morgen eines Boom-Tages für 1000 Euro kaufen und am Abend wieder verkaufen: Dann wären aus diesen 1000 Euro nach diesen zehn Tagen 1682 Euro geworden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: