Aktien von Fußball-Vereinen:Schnell im Abseits

Obwohl die Aktien etlicher Fußball-Vereine zuletzt an Wert gewonnen haben, besteht bei Investments in Kicker-Titel eine hohe Eigentor-Gefahr.

Harald Schwarz

Fußballfans sehnen den 10.August herbei. Dann beginnt die neue Bundesliga-Saison. Manch einer wird sich nach dem Abpfiff des ersten Spieltags und einer Niederlage des eigenen Klubs allerdings an Jean-Paul Sartre erinnern.

Der französische Schriftsteller und Philosoph hat sinngemäß einmal gesagt, Fußball sei ein einfaches Spiel, bei dem die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft alles verkompliziere.

Nicht zuletzt deren Existenz macht auch den Umgang mit Fußball-Aktien kompliziert, also mit Anteilen, die Klubs an der Börse notieren lassen und die von jedermann geordert werden können.

Sportlicher Erfolg entscheidend

Das Wohl und Wehe bei Fußball-Aktien hängt zunächst einmal mit dem sportlichen Erfolg eines Klubs zusammen. Ist dieser gegeben und man verzichtet auf Missmanagement, dann ist der Weg frei zu wirtschaftlichem Erfolg und damit womöglich zu einem vorzeigbaren Börsenauftritt.

Hierzulande hat zwar der "mangelnde Erfolg" des Börsengangs von Borussia Dortmund "große Skepsis" verursacht, wie Stefan Ludwig von der Prüf- und Beratungsgesellschaft Deloitte beobachtet hat. Denn die Aktie dieses Vereins ist mit einer Notierung von gut zwei Euro meilenweit vom Erstausgabepreis von elf Euro entfernt. Doch gibt es tatsächlich Kicker-Aktien, die Anlegern Kursgewinne beschert haben.

Daher lohnt ein Blick auf den Index Dow Jones Stoxx Fußball, der 27Fußballunternehmen abbildet. Für Gerrit Fey, Fußball-Experte beim Deutschen Aktieninstitut (DAI), ist der Index zwar "ein Exot" ohne "Riesen-Unternehmen wie BASF und Daimler", der nur einen geringen Marktwert widerspiegele.

Konjunkturaufschwung spielt nur teilweise eine Rolle

Doch ist er in den vergangenen zwei Jahren um fast 70 Prozent gestiegen. Fachleute wie Vera-Carina Elter und Arnd Hovemann von den Deloitte-Wettbewerbern KPMG und Ernst & Young führen dies nur zum Teil auf den Konjunkturaufschwung zurück.

Sie betonen vielmehr die steigenden Fernseheinnahmen der Klubs, die etwa in England mit 1,3 MilliardenEuro dreimal so hoch seien wie die TV-Abschlüsse in Deutschland, so Hovemann.

Elter verweist zudem auf die "zahlreichen Übernahmen insbesondere in England", die als Kurstreiber fungierten. So legte sich der russische Ölmilliardär Roman Abramowitsch den Londoner Vorstadtklub FC Chelsea als persönliches Spielzeug zu, in das er bisher ohne Rücksicht auf Verluste hohe Millionenbeträge pumpte.

Der US-Geschäftsmann Malcolm Glazer verleibte seinem Privateigentum den Vorzeigeklub Manchester United ein und trimmt diesen auf mehr Rendite. Und nicht zuletzt übernahm der US-Millionär George N. Gillett den FC Liverpool.

Phantasien angestachelt

Diese und andere Transaktionen stachelten offenkundig die Phantasien mancher Investoren an. Auch Hovemann vermutet, einige auf weitere Übernahmen spekulierende Anleger "scheinen auf den Zug aufgesprungen zu sein und hoffen nun auf Kursgewinne".

Private Kleinaktionäre aber halten sich offenbar dabei zurück. Vera-Carina Elter sagt über das Anlegerpublikum bei Kicker-Aktien: "Man kann hier im Allgemeinen eher Fans und Spezialfonds beziehungsweise Fußball- und Sportverrückte beobachten."

Dass sich Privatanleger kaum aus der Reserve locken lassen, ist den Experten zufolge auch gut so, denn Fußball-Aktien gelten nach wie vor als riskantes Investment, zumal die Klubs auch als "Ein-Produkt-Unternehmen" wahrgenommen werden mit meist geringen Marktkapitalisierungen von 20 bis 50 Millionen Euro. "Das bedeutet, dass die Kurse mit relativ geringen Mitteln zu beeinflussen sind", erläutert Hovemann.

Experte beeindruckt

Deloitte-Manager Ludwig zeigt sich aber dennoch beeindruckt von einigen Mitgliedern im Dow Jones Stoxx Fußball. Es sei "auffällig", dass sich die Aktien von vier Index-Schwergewichten, die zusammen eine Gewichtung von fast 30 Prozent ausmachten, "mit Dreijahresrenditen zwischen 145 Prozent und 460 Prozent enorm positiv entwickelt" hätten.

Dieses Quartett, nämlich Galatasaray Istanbul, Tottenham Hotspur, Newcastle United und Parken Sport & Entertainment als Eigentümer des FC Kopenhagen, zog somit den gesamten Index mit nach oben, was die Entwicklung als trügerisch erscheinen lässt.

"Zu den wenigen Verlierern" zählt Ludwig Borussia Dortmund. Der Klub habe "sportlich noch nicht zurück ins lukrative internationale Geschäft gefunden". Bei den "enttäuschenden Kursentwicklungen" der italienischen Vereine Juventus Turin, AS und Lazio Rom spiele die durch Manipulationsskandal und Gewalt in den Stadien gespeiste Fußball-Krise eine Rolle.

Weit von historischem Hoch entfernt

DAI-Mann Fey gibt beim Blick auf den Fußball-Index zu bedenken, dass dieser zwar zuletzt gestiegen sei. Doch anders als etwa der Deutsche Aktienindex (Dax) sei er mit etwa 170 Punkten noch weit entfernt von seinem historischen Höchststand mit deutlich über 500 Punkten.

Wie die anderen Fachleute mahnt er zur Vorsicht bei Fußball-Aktien. In einem Depot sollten sie "allenfalls als Beimischung mit einem kleinen Anteil" vorhanden sein. Frei übersetzt ins Fußball-Deutsch heißt das: Anleger müssen sich bewusst sein, dass es bei den Kicker-Titeln eine sehr hohe Eigentor-Gefahr gibt.

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