Aktien, Immobilien, Gold & Co.:Was die Krise für mein Geld bedeutet

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Die Finanzmärkte sind im Sturzflug, die Unsicherheit der Bürger steigt. Wie steht's jetzt um meine Lebensversicherung? Wie sicher ist Gold tatsächlich? Ein Überblick über die wichtigsten Anlageformen in der Krise.

Die Kreditwürdigkeit der USA: abgewertet. Der Dax: im Tiefflug. Dollar und Euro: in der Vertrauenskrise. Die Horrormeldungen von den Finanzmärkten reißen nicht ab. Aktionäre haben Angst um ihr Geld. Auch Aktienfonds und Lebensversicherer handeln auf den Finanzmärkten mit der Zukunft vieler Bürger. Was die Krise für Geldanleger bedeutet.

Bronzeskulptur des Bären vor der Frankfurter Börse - der Bär symbolisiert die Abwärtsbewegung an den Finanzmärkten. (Foto: dpa)

Aktien

Die Kurse stürzen ab, doch jetzt panisch das Depot leerzuräumen, könnten Anleger bereuen. Besser ist es, überlegt Aktien umzuschichten und eine langfristige Strategie zu entwickeln. Nur ein diversifizierter Anlagemix schützt vor Börsencrashs, sagt Niels Nauhauser, Finanzreferent der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: "Ein Totalverlust ist bei einzelnen Aktien möglich, bei einem weltweit streuenden Aktienfonds hingegen nahezu ausgeschlossen."

Mögliche Verluste bei einer fortgesetzten Talfahrt an der Börse könnten Anleger mit Edelmetallen kompensieren, rät Nauhauser. Die Erfahrung zeigt, dass Anleger in Gold und Silber flüchten, wenn ihnen Aktien nicht mehr geheuer erscheinen.

Gold und Silber

Gold ist krisensicher. Das ist eine Binsenweisheit unter Anlegern. "Gold bietet einen gewissen Schutz gegen eine Ausweitung der Schulden- und Finanzkrise", sagt Nauhauser. Er empfiehlt, fünf bis 20 Prozent der Geldanlage zu vergolden. Warum also nicht einfach alles in Gold investieren? Nauhauser rät ab: "Dann sind wir im Casino. Da können sie auch gleich auf eine einzelne Aktie setzen." Der Boom einer Anlageform sollte nicht dazu verleiten, die breite Streuung zu vernachlässigen.

Denn blindes Vertrauen auf einen steigenden Goldpreis könnte zu einem bösen Erwachen führen. Auch wenn er an diesem Montag auf den Rekordwert von 1700 Dollar stieg, bleibt laut Nauhauser das Problem jeder "Angstwährung": "Wenn die Ängste verschwinden, kann auch der Goldpreis plötzlich wieder fallen." Ein weiteres Problem für alle, die jetzt statt auf Aktien auf goldene Barren und Münzen setzen: Er kommt schlicht zu spät. Gold ist so teuer wie nie.

Historische Crashs
:Schwarze Tage: Wenn es an der Börse kracht

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Bildern

Auch andere Edelmetalle sind beliebt: Der Silberpreis hat sich seit 2005 versechsfacht. Von solchen Wertsteigerungen können die meisten Dax-Unternehmen nur träumen. Silber unterscheidet sich von Gold, weil es hauptsächlich keine Anlageform, sondern auch ein Rohstoff für die Industrie ist. Deren Nachfrage beeinflusst den Preis entscheidend. Den besten Riecher für Silber bewies übrigens einst Investment-Legende Warren Buffett: Er kauft 1998 mehr als 4000 Tonnen Silber - damals waren nur wenige Anleger an dem Metall interessiert. 2006, mitten im Silberboom, verkaufte er wieder. Buffetts Gewinn: 400 Millionen Dollar.

Sparbuch und Tagesgeld

Auf konservativere Anlageformen hat das Chaos an den Finanzmärkten zunächst keinen Einfluss. Sparbuch und Tagesgeld ( das meist wesentlich bessere Zinsen abwirft als ein Sparbuch) sind eigentlich nur in Gefahr, wenn die Bank pleite gehen sollte. Dann haftet der Staat über die Einlagensicherung, die bis 100.000 Euro garantiert ist. Mehr sollte man bei einer einzelnen Bank nicht angelegt haben. Beim Tagesgeld empfiehlt es sich auch, öfter im Internet zu prüfen, ob die Bank den Zinssatz heruntergefahren hat.

Immobilien

Ein eigenes Heim, Altersvorsorge - und dann auch noch krisensicher: Wer eine Immobilie kauft, hat sich vor den Turbulenzen an den Finanzmärkten gewappnet. Vor dem Kauf sollte er aber zwei Dinge bedenken.

Wer in Immobilien investiert, bürdet sich eine langfristige Verantwortung auf. Und das kann teuer werden: Renovierung, Handwerker, neues Dach - Käufer sollten Folgekosten miteinrechnen, bevor sie die scheinbar so günstige Immobilie übernehmen.

Dass die immer weiter steigen, ist sowieso ein Mythos - auch wenn die Quadratmeterpreise in Städten wie München konstant steigen. Kippt die Schuldenkrise die Weltwirtschaft tatsächlich in die Rezession, brechen den Unternehmen die Gewinne weg, sie entlassen Arbeitnehmer. Dann sinkt die Kaufkraft, die Immobilienpreise sinken wieder.

Währungen

Spätestens mit der jetzigen Krise ist klar: Der Glaube der Anleger an Dollar und Euro ist nicht unerschütterlich - sie flüchten in Schweizer Franken und japanische Yen - und lassen sich nicht einmal davon abschrecken, dass zum Beispiel Japan selbst mit etwa 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldet ist, relativ gesehen also noch schlimmer als Griechenland.

Japan hochverschuldet, keinen interessierts? Verbraucherschützer Nauhauser glaubt, dass das auch mit den Medien zu tun hat: Deren Fokus liege derzeit nunmal auf Griechenland oder - spätestens seit dem neuen Rating - den USA. "Aber niemand kann ausschließen, dass wir bald über einen Schuldenschnitt von Japan diskutieren werden", sagt Nauhauser.

Bilder der Kurssturz-Stunden
:Angst im Handelssaal

Ja, Panik: Es war wohl kein "schwarzer Donnerstag", aber mit Sicherheit ein verdammt dunkler: Manhattan, Frankfurt, Kuala Lumpur weltweit brachen die Aktienkurse ein. Der Absturz lässt sich nicht nur an den Tafeln überm Börsenparkett ablesen, auch die Gesichter der Händler sprechen Bände. Impressionen von den Handelsplätzen der Erde.

Derzeit erscheint vor allem der Franken verlässlich - doch das Risiko bleibt: Gewinnen Euro und Dollar Vertrauen zurück, zahlt der "Währungsflüchtling" drauf, sagt Nauhauser. "Er trägt das Risiko von Währungsverlusten, schließlich will er das Geld ja eines Tages zurücktauschen."

Staatsanleihen

Steht die Kreditwürdigkeit eines Staates in Frage, muss er mehr Zinsen bieten, um sich auf den Finanzmärkten Geld zu leihen. Deshalb verspricht das überschuldete Griechenland zweistellige Prozente, um seine Staatsanleihen loszuwerden. Auch Italien und Spanien müssen fast sechs Prozent bieten.

Besser sieht es für deutsche Staatsanleihen aus - auch dank der Abwertung der USA. Wird so ein vermeintlich sicherer Hafen abgewertet, werden deutsche Anleihen attraktiver. Das Land verfügt nach wie vor über die immer exklusiver werdende Note AAA - wie unter anderem auch Frankreich, Kanada, die Schweiz, Singapur und die skandinavischen Länder. Dennoch warnt Nauhauser Privatanleger vor ausländischen Währungen - derzeit seien deutsche Bundesanleihen doch am verlässlichsten.

Altersvorsorge

An den Aktienmärkten tummeln sich auch Renten- und Lebensversicherer. Die Altersvorsorge ist grundsätzlich sicher, doch ob die Versorger auch Staatsanleihen von Krisenstaaten halten, ist für den Anleger nicht leicht herauszufinden. Verbraucherschützer Nauhauser konstatiert einen Mangel an Transparenz: Während viele Rentenfonds jeden Tag fact sheets herausgäben, komme man bei Lebensversicherern nur an die regelmäßig veröffentlichten Geschäftsberichte. Was darin stehe, könne schon seit Wochen überholt sein. "Da ist man auf Gedeih und Verderb dem Versicherer ausgeliefert."

Immerhin gibt es für die Lebensversicherer eine Absicherung: Die Auffanggesellschaft Protektor steht mit mehr als 700 Millionen Euro bereit. Sie übernimmt und garantiert die Policen, wenn ein Versicherer pleitegeht. Allerdings glaubt Nauhauser nicht, dass die Protektor finanziell ausreichend ausgestattet ist. "Das ist eher eine Beruhigungspille als eine wirkliche Absicherung."

Bei der Rentenversicherung gilt für Nauhauser, dass sie nur ein Baustein für die Altersvorsorge sein kann: Eine einzelne Rentenversicherung alleine sei zu riskant. Auch wenn es darum gehe, den Lebensabend zu finanzieren, sei breite Streuung das Wichtigste: Zinspapiere, Staatsanleihen, verteilte Aktien- und Immobilienfonds - im Idealfall mehrere. Und natürlich Edelmetalle, sagt Nauhauser: "Dann kann man dem Treiben auf den Aktienmärkten relativ entspannt zusehen."

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