Aktie von Coke-Vorgänger aufgetaucht:Das Papier aus der Garage

"Eine neue Version der Beverly Hillbillies": Der Amerikaner Tony Marohn kauft auf einem Garagenflohmarkt eine alte Aktie von einer Vorgängerfirma von Coca Cola - und verlangt daraufhin von dem Getränkegiganten 1,8 Millionen aktuelle Wertpapiere im Wert von 130 Millionen Dollar. Jetzt muss ein Gericht über die Forderung entscheiden.

Alina Fichter

Tony Marohn verhandelte mit dem Verkäufer auf dem Garagen-Flohmarkt, und er verhandelte gut: Gerade mal fünf Dollar zahlte er für ein schönes altes Aktien-Papier, dessen Ränder dunkelblau verziert sind; in der Mitte steht der Schriftzug "Palmer Union Oil Company". 2008 war das.

Coca-Cola Soft Drinks

Die Coca Cola Company wurde 1892 gegründet.

(Foto: Bloomberg)

Welchen Jahrhundert-Deal Marohn da offenbar abgeschlossen hatte, ging ihm erst zu Hause auf, als er genauer nachzuforschen begann. Er fand heraus: Zwar ist die Palmölgesellschaft, die das Papier herausgegeben hatte, längst untergegangen. Sie gehört allerdings, und da stockte dem Alten der Atem - zu den direkten Vorläufern des Getränkegiganten Coca Cola.

Marohn zögerte nicht lange. Er setzte seinen Namen in ein leer stehendes Feld ein, das den Inhaber auswies. Dann wandte er sich an die Coca Cola Company. Die Firma sei ja, seit seine Aktie ausgestellt worden sei, recht stark gewachsen, habe Marohn herausgefunden. Sein hübsches Papier berechtige ihn daher, und das ganz ohne Zweifel, zu rund 1,8 Millionen Cola-Aktien, so Herr Marohn. Damit besäße er, würde er seine im Garagenstaub erstandene Fünf-Dollar-Aktie je wieder hergeben wollen, an die 130 Millionen Dollar. Hatte er ausgerechnet. Das sind knapp 100 Millionen Euro. Ein ordentlicher Gewinn wäre das.

Und so rang der Kalifornier zwei Jahre lang mit dem mächtigen Coca Cola Konzern um das viele Geld. Bis der ihn verklagte - und Marohn wenig später starb. 2010 war das. Nun setzen seine Hinterbliebenen den Kampf fort, gemeinsam mit David Margules, ihrem Anwalt. Sie wollen, wie zuvor ihr Tony, mit dem entstaubten Papier zum größten Aktionär des Getränkeherstellers werden.

Richter bleibt skeptisch

Es gilt jetzt nur noch, und das ist doch gar nicht so leicht wie gedacht, Leo Strine zu überzeugen. Der zuständige Richter in Delaware, Dover, erweist sich als eher skeptischer Zeitgenosse. "Das wirkt wie eine neue Version der Beverly Hillbillies" sagte er bei einer Anhörung am 31. Januar; bei der Fernsehkomödie aus den Sechzigern wird eine Hinterwälder-Familie plötzlich reich, weil sie Öl im Hinterhof entdeckt.

Reich, die Marohns? So weit soll es nicht kommen. Zumindest nicht, wenn es nach der Coca Cola Company geht. "Die Forderung durch das Zertifikat, das sich auf eine längst untergegangene Firma bezieht, ist wertlos und zudem unfair gegenüber den Millionen legitimen Anteilseignern", heißt es in einer Stellungnahme des Konzerns aus Atlanta. Marohn-Anwalt Murgules hält dagegen: Seit Tony sich selbst als Inhaber eingetragen habe, sei er rechtmäßiger Eigentümer der Aktien. Richter Strine will bald entscheiden, wie die Geschichte aus dem Hinterhof enden soll.

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