Affäre:Bundesregierung erwartet Wolfowitz' Rücktritt

Die Bundesregierung hat dem wegen einer Personal-Affäre angeschlagenen Weltbankpräsidenten Paul Wolfowitz einen baldigen Rücktritt nahegelegt. "Die Situation ist nicht mehr tragbar", sagte Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul.

Es gehe darum, weiteren Schaden für die Bank abzuwenden, sagte die Ministerin der Financial Times Deutschland. "Meine Schlussfolgerung ist, dass Wolfowitz der Bank einen Dienst erweisen und selbst die Konsequenzen ziehen sollte. Je schneller, desto besser."

Paul Wolfowitz

Für den Weltbank-Chef wird es eng: Nur die USA halten noch an Paul Wolfowitz fest.

(Foto: Foto: dpa)

Wieczorek-Zeul ist in der Bundesregierung zuständig für die Weltbank. Deutschland gehört mit Großbritannien und Frankreich nach den USA zu den größten Anteilseignern.

Wie es heißt, sind sich die europäischen Staaten in der Einschätzung einig, dass der ehemalige US-Vizeverteidigungsminister nicht mehr zu halten ist.

"Meine Hoffnung ist, dass die Bedenken der Anteilseigner auch in den USA verstanden werden", sagte Wieczorek-Zeul. Das Recht der USA auf die Benennung des Weltbankpräsidenten werde damit nicht in Frage gestellt. Wieczorek-Zeul begründet ihre Rücktrittsforderung vor allem mit dem Anspruch der Bank, in Entwicklungsländern Korruption zu bekämpfen.

Entscheidung vertagt

"Durch die Vorkommnisse um die Entscheidung zu Frau Shaha Riza werden die Glaubwürdigkeit von Paul Wolfowitz und die Glaubwürdigkeit der Bank in ihrem Einsatz für gute Regierungsführung in Entwicklungsländern in Zweifel gezogen", sagte sie. "Das dürfen und werden die Anteilseigner um der Integrität der Weltbank willen nicht hinnehmen."

Wolfowitz soll sich bei der Versetzung seiner ebenfalls bei der Weltbank arbeitenden Lebensgefährtin Riza nicht korrekt verhalten haben. Riza ist wegen Wolfowitz' Wechsel an die Spitze der Bank ins US-Außenministerium ausgewichen, wird aber weiterhin von der Weltbank bezahlt.

Anlässlich der Versetzung soll der Bank-Chef ihr Gehalt doppelt so stark erhöht haben wie eigentlich vorgesehen. Das Weltbank-Direktorium hatte die Entscheidung über Konsequenzen aus der Affäre am Freitag vertagt.

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