Ab Sommer günstiger telefonieren:Handygebühren sollen drastisch sinken

Die Gebühren für Mobilfunkgespräche im Ausland werden deutlich gesenkt. Brüssel hat jetzt Höchstbeträge für das sogenannte Roaming festgelegt. Und die könnten bereits Mitte Juli in Kraft treten.

Handy-Telefonate im Ausland sollen EU-weit billiger werden. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft und das Europaparlament erzielten am Dienstag in Brüssel den Durchbruch beim so genannten Roaming, wie die Vorsitzende des EU-Industrieausschusses, Angelika Niebler (CSU), bestätigte.

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(Foto: Foto: dpa)

Für abgehende Gespräche im EU-Ausland sollen Handy-Kunden in der Regel nur noch maximal 49 Cent pro Minute an Roaming-Gebühren zahlen, für angenommene Gespräche maximal 24 Cent.

Glos hat das Nachsehen

Das liegt deutlich unter den Obergrenzen von 60 und 30 Cent, die Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) gefordert hatte. Glos hofft, am Mittwoch noch die nötige Zustimmung der EU-Staaten sichern zu können.

Nach dem nun erzielten Kompromiss soll ein EU-Verbraucherschutztarif eingeführt werden. Dieser "Euro-Tarif" soll in den drei Jahren nach Inkrafttreten sogar noch sinken. Im zweiten Jahr soll die Obergrenze für abgehende Gespräche im Ausland laut den EU-Diplomaten bei 46 Cent liegen, im dritten Jahr bei 43 Cent. Für angenommene Telefonate sinken die maximalen Preise im gleichen Zeitraum auf 22 und dann 19 Cent pro Minute. Dazu kommt jeweils noch die Mehrwertsteuer.

Das liegt etwas über der Forderung des Europaparlaments, das zuletzt Obergrenzen von 40 und 15 Cent vorgeschlagen hatte. Für die Verbraucher ergeben sich in der Praxis deutliche Preissenkungen.

Derzeit bitten Mobilfunkkonzerne ihre Kunden für Auslands-Handygespräche mit bis zu drei Euro pro Minute zur Kasse.

Niebler begrüßte als Vorsitzende des Industrieausschusses im Europaparlament den Durchbruch. "Der Markt hat sich in den letzten Jahren beim Roaming kaum entwickelt", erklärte sie. "Nun muss die Politik für günstigere Preise sorgen." Mit Inkrafttreten der neuen Regeln rechnet sie ab Herbst.

Kunden müssen informiert werden

Beim Geltungsbereich des neuen Verbraucherschutztarifs erreichte das Europaparlament ein wichtiges Zugeständnis vom deutschen EU-Vorsitz. Dem Kompromiss zufolge müssen die Mobilfunkfirmen alle Normalkunden künftig über die neuen Tarife informieren.

Wenn die Handynutzer nichts unternehmen, werden sie automatisch in den günstigeren Tarif umgebucht. Das war eine zentrale Forderung des Parlaments. Kunden, die bereits Roaming-Tarife nutzen - in der Regel sind dies nach EU-Angaben Geschäftskunden - müssen sich dagegen aktiv für den Euro-Tarif entscheiden.

Glos muss für die deutsche EU-Präsidentschaft nun bei den Mitgliedstaaten für die Pläne werben, um noch am Mittwoch auf Ebene der EU-Botschafter in Brüssel Zustimmung zu bekommen. Eine Einigung sei "zum Greifen nahe", erklärte der Minister in Berlin. "Es liegt ein solider, für alle Beteiligten tragfähiger Gesamtkompromiss auf dem Tisch", unterstrich Glos. "Ich appelliere jetzt an die Kompromisswilligkeit aller Beteiligten."

Glos muss vor allem noch Kritiker aus Spanien und Großbritannien überzeugen. Beide Länder sind Sitz großer Mobilfunkkonzerne und hatten zuletzt Widerstand geleistet. Stimmen die EU-Länder zu, könnten die für Telekommunikation zuständigen Minister die neuen Preisvorschriften wie geplant am 7. Juni beschließen.

Die günstigeren Preise würden dann voraussichtlich ab dem Herbst gelten. Die Zustimmung durch das Plenum des Europaparlaments in der kommenden Woche gilt als Formsache.

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