Neue Roaming-Tarife in der EU:Surfen und Telefonieren im Ausland wird billiger

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Noch schnell die Mails checken - das kann im Urlaub teuer werden. Deshalb sollen von 2015 an Roaminggebühren in der EU wegfallen. Schon jetzt sinken die Preise. Die Änderungen im Überblick.

Für Geschäftsreisende und Urlauber ist es eine Selbstverständlichkeit: schnell Mails checken, die Speisekarte übersetzen oder zu Hause anrufen. Wer das im Ausland per Smartphone oder Notebook mobil macht, kann schnell hohe Kosten anhäufen. Das soll nach dem Willen der EU-Kommission besser werden. Unter dem Druck der EU sinken die Roaminggebühren in Europa schon seit Jahren. Vom 1. Juli an gelten neue maximal erlaubte Preise.

Was ist "Roaming" überhaupt?

Das Wort "Roaming" stammt aus dem Englischen und bedeutet in etwa "umherwandern". In der Welt der Telekommunikation steht es für die Möglichkeit, auch in ausländischen Mobilfunknetzen zu telefonieren. Die Anbieter verlangen für die Weiterleitung von Gesprächen und Daten Roaminggebühren. Diese machen laut EU-Kommission rund vier Prozent des gesamten EU-Mobilfunkmarktes aus, etwa fünf Milliarden Euro Umsatz.

Wie ist die Lage für Verbraucher derzeit?

Wer sein Handy im Ausland nutzt, muss hohe Zusatzkosten zahlen, sagt die EU-Kommission und spricht von einer "Kostenfalle". Der europäische Verbraucherschutzverband BEUC bemängelt, dass die Telekomfirmen jedes Mal knapp unter den Grenzen blieben - obwohl weitere Preissenkungen möglich wären: "Langsam aber sicher nähern wir uns fairen Preisen", sagt BEUC-Leiterin Monique Goyens.

Was hat sich am 1. Juli geändert?

Nun gelten neue gesetzliche Obergrenzen. Ein Anruf aus dem europäischen Ausland kostet dann maximal 24 statt bisher 29 Cent pro Minute (ohne Mehrwertsteuer). Deutsche Kunden zahlen inklusive Steuer maximal 28,6 Cent pro Minute, für die Annahme eines Anrufs 8,3 Cent. Eine SMS schlägt inklusive Steuer mit höchstens 9,5 Cent statt 10,7 Cent zu Buche. Ankommende SMS kosten den Handynutzer weiter nichts. Von Juli 2014 an sinken die Werte erneut.

Was ist neu beim Internet-Surfen im Ausland?

Anbieter dürfen maximal 45 Cent vor Steuern (statt 70 Cent) pro Megabyte Datenvolumen verlangen. Inklusive Steuern macht das 53,5 Cent (bisher 83,3 Cent). Erst seit Sommer 2012 gibt es solche Grenzen, vorher zahlte ein Nutzer bis zu vier Euro. Einige Mobilfunk-Anbieter bieten auch Pauschaltarife an, tages- oder wochenweise. Sie sind zwar recht teuer, das Datenvolumen vergleichsweise gering. Trotzdem können sie sich lohnen.

Wie viel Geld spart der Verbraucher konkret?

Ein Musterbeispiel: Wenn eine vierköpfige deutsche Familie eine Woche lang Urlaub am Mittelmeer (etwa Frankreich, Italien oder Griechenland) macht, spart sie bei den Handy-Gebühren rund 23 Euro. Gegenüber dem Jahr 2009 beläuft sich die Ersparnis modellhaft sogar auf 463 Euro. Für diese Berechnung legt die EU-Kommission bestimmte Mengen an E-Mails, Surfen im Internet und Hochladen von Fotos zugrunde.

Lohnt sich ein spezieller Auslandstarif meines Mobilfunk-Anbieters?

Besonders für Vertragskunden bieten viele Mobilfunk-Gesellschaften besondere Auslandstarife an. Diese bieten häufig günstigere Minutenpreise, es kommen meist aber Verbindungsgebühren pro Gespräch hinzu. Damit lohnen sie sich erst bei längeren Gesprächen. Bei längeren Aufenthalten oder für Vieltelefonierer kann auch eine ausländische Prepaid-Karte eines lokalen Anbieters eine Alternative sein.

Wie sieht es im Urlaub im neuen EU-Land Kroatien aus?

Vier Millionen Europäer machen nach EU-Angaben jedes Jahr Urlaub in Kroatien. Am 1. Juli ist das Land 28. Mitglied der EU geworden. Damit werden Telefongebühren für Urlauber laut Kommission bis zu 15 Mal billiger. Verreist die deutsche Familie aus dem Musterbeispiel nach Kroatien, spart sie 397 Euro im Vergleich zum vergangenen Sommer.

Sollen die Auslands-Gebühren irgendwann ganz wegfallen?

Das ist das erklärte Ziel von Neelie Kroes. Als Termin gilt das Jahr 2015. Einen Gesetzesentwurf will die EU-Digitalkommissarin im September präsentieren. Im Kurzmitteilungsdienst Twitter schrieb Kroes: "Lassen Sie uns mobile Roaming-Kosten ein für alle mal loswerden."

Was kann der Handynutzer im Urlaub und auf Geschäftsreise noch tun?

Auf den Warnhinweis achten, den er erhält, wenn fürs Datenroaming eine bestimmte Kostengrenze erreicht ist. Die Handy-Mailbox sollte im Ausland ausgeschaltet oder nicht abgehört werden. Wer in der Nähe der deutschen Grenze Urlaub macht, kann eventuell ins deutsche Netz wechseln. Bei Smartphones sollte man einige Funktionen abschalten und beim Anbieter nach Paketen fürs Ausland wie etwa Tages-Flatrates fragen. Außerdem kann man im Ausland häufig kostenlose oder deutlich preiswertere Wlan-Zugänge erhalten, um E-Mails abzufragen oder im Netz zu surfen.

Wie reagiert die Telekom-Branche auf die Ansage aus Brüssel?

Mit Kritik. Seit Jahren argumentieren die Anbieter, die Kosten entstünden durch den Aufwand, sich gegenseitig grenzübergreifend Rechnungen zu stellen. Die Deutsche Telekom bemängelt, der Branche würden Milliardensummen entzogen, die für Investitionen fehlten: "Eine Antwort auf die Frage, wie dieser Widerspruch aufgelöst werden kann, bleibt die Politik jedoch schuldig." Das Unternehmen lehnt weitere Regulierungen des Mobilfunkmarktes ab.

© Süddeutsche.de/afp/dpa/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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