Neue Fenster für den Altbau:Auf den U-Wert kommt es an

Edelgase, Metallschichten, Dreifach-Verglasung: Wie sich mit modernisierten Fenstern Wärme dämmen lässt.

Vor allem Bewohner älterer Häuser klagen im Winter über Zugluft in der Nähe ihrer Fenster. "Der Grund hierfür ist oft ein zu großer Unterschied zwischen der RaumtTemperatur des Raumes und der Oberflächentemperatur veralteter Fenster", sagt Jürgen Benitz-Wildenburg vom Institut für Fenstertechnik in Rosenheim (Bayern). Alte, unzureichend gedämmte Fenster können auch zu hohen Gas- oder Ölrechnungen führen.

Neue Fenster für den Altbau: Es lohnt sich: Mit neuen Fenster Heizkosten sparen.

Es lohnt sich: Mit neuen Fenster Heizkosten sparen.

(Foto: Foto: Pixelfoto)

So geht durch Fenster mit Einfachverglasung nach Angaben der Stiftung Warentest vier- bis zehnmal soviel Energie verloren wie durch moderne Fenster mit Wärmedämmglas. Auch alte Isolierglasfenster, die vor 1995 eingebaut wurden, seien wärmetechnisch inzwischen "lange überholt", heißt es in dem Sonderheft der Zeitschrift test mit dem Titel zum Thema "Energie" (Juni/2006). Ihr Energieverlust sei gegenüber neuen Wärmedämmfenstern doppelt bis dreimal so hoch. "Fünf bis acht Prozent Energie lassen sich durch den Einbau neuer Fenster einsparen", sagt Ulrich Zink vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung in Berlin. Sanierungskonzept erstellen

Vor einer Fenstersanierung sollte allerdings zuerst ein Sanierungskonzept erstellt werden, rät Benitz-Wildenburg. Eine solche Analyse sollte immer ein neutraler Berater machen, der kein wirtschaftliches Interesse hat. "Ein Sanierungskonzept kann auch im Rahmen des Energiepasses erstellt werden, der von 2008 an auch für alte Gebäude Pflicht wird", sagt Harald Schmidt, Marketingchef und Energieberater des Herstellers Hilzinger in Willstätt (Baden-Württemberg).

Dieser Pass sollte allerdings kein verbrauchs-, sondern ein bedarfsorientierter Pass sein. Er berechne nicht den realen, sondern den benötigten Verbrauch eines Gebäudes, Sanierungsvorschläge seien dabei eingearbeitet. Bei der Vergabe eines Sanierungsauftrags sollte der Handwerker über später geplante Renovierungsschritte informiert werden. Auf diese Weise ließen sich Fehler und damit Wärmebrücken vermeiden.

Bei der Vergabe eines Auftrags zur Fenstersanierung sollte auf die Qualität der Verglasung und der Rahmen geachtet werden. "Moderne Fensterscheiben sind in puncto Wärmedämmung in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert worden", sagt Bernd Kramer, Vorstandsvorsitzender des Herstellers Interpane in Lauförden (Niedersachsen). Die bessere Dämmung werde durch nicht sichtbare Edelmetallschichten erreicht, die auf die Scheiben aufgedampft werden. Auch die Füllung zwischen den Scheiben dämme durch eine Füllung mit Edelgasen wie Argon besser als bei alten Isolierscheiben.

Noch besser als Wärmedämmglas sind Fensterscheiben mit Dreifach-Verglasungen, die in Passivhäusern bereits Standard sind, sagt Zink. Ob sich der Einsatz der teuren Scheiben rechne, sollte allerdings vor dem Einbau in einer Wirtschaftlichkeitsberechnung ermittelt werden. Um Energie zu sparen, müssen sowohl die Verglasung als auch das Rahmenmaterial hochwertig sein.

Die Qualität eines Rahmens kann ein Laie am sogenannten U-Wert erkennen. Dieser beschreibt, wieviel Wärmeenergie durch ein Bauteil verloren geht. Für Fenster gelten zwei verschiedene Werte: Der Ug-Wert für die Glasflächen und der Uw-Wert (w = window für Fenster) für das gesamte Fenster inklusive Rahmen. Je kleiner der Wert, umso besser ist die Isolierung. Wenn ein Fenster ausgetauscht wird, darf es nach den Bestimmungen der Energieeinsparverordnung einen Ug-Wert von maximal 1,5 Watt pro Quadratmeter mal der Temperatureinheit Kelvin für die Verglasung und 1,7 für die Fenster insgesamt haben, heißt es bei Stiftung Warentest.

Welches Fenster eingebaut werden kann, hängt laut Warentest von der Gesamtsituation des Gebäudes ab. In der Regel erzielten bereits Fenster mit einen Uw-Wert von 1,3 enorme Energieeinspareffekte. Diese kosteten im Schnitt nur die Hälfte eines Passivhausfensters. Ein Kunststofffenster, beispielsweise 1,20 mal 1,40 Meter groß, koste mit einen Uw-Wert von 1,3 etwa 250 bis 300 Euro. Für Fenster mit einem Uw-Wert von 0,8 fielen bereits rund 500 bis 600 Euro an. Das lohne nur, wenn das Haus auch sonst gut gedämmt sei oder dies geplant werde.

Bei denkmalgeschützten Gebäuden mit erhaltenswerten Fenstern ist es schwieriger, für einen ausreichenden Wärmeschutz der Fenster zu sorgen. "Hauseigentümer müssen sich vor dem Fensterwechsel mit der örtlichen Denkmalbehörde abstimmen", sagt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer vom Verband der Fenster- und Fassadenhersteller in Frankfurt/Main. Technisch sei es leicht möglich, diese Vorgabe mit den Anforderungen an Wärmeschutz zu verbinden. Denn Form, Geometrie, Öffnungsarten, Sprossen oder Zierteile nachzubauen, sei kein Problem.

Auch das Material spiele beim Gesamteindruck eines denkmalgeschützten Gebäudes eine untergeordnete Rolle. So könnten zum Beispiel Kunststofffenster durchaus die ursprünglichen Holzfenster ersetzen. Die aufwendigste Möglichkeit der Fenstersanierung sei der originalgetreue Nachbau mit besonders dünnem Isolierglas.

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