Hochhausbau in Paris:Triumphale Türme

Noch werkeln die Bauarbeiter in seinen unteren Etagen: Der Riese "Le Phare" soll den Stadtteil La Défense aufwerten.

Von Michael Kläsgen

Fünf Jahre noch und die Silhouette der Pariser Hochhaus-Vorstadt La Défense wird kaum wiederzuerkennen sein. Noch werkeln die Bauarbeiter in den unteren Etagen. Sie renovieren Brücken und Rolltreppen. Eine Baumallee wird gepflanzt, ein Dutzend Gebäude renoviert.

Hochhausbau in Paris: "Pariser Ikone des 21. Jahrhunderts" hat der amrikanische Architekt Thom Mayne sein Hochhaus "Le Phare" geannt, das neues Wahrzeichen des Stadtteils La Défense werden soll.

"Pariser Ikone des 21. Jahrhunderts" hat der amrikanische Architekt Thom Mayne sein Hochhaus "Le Phare" geannt, das neues Wahrzeichen des Stadtteils La Défense werden soll.

(Foto: Foto: AFP)

Das Einkaufszentrum Les Quatre Temps erhält eine neue Fassade und feiert die Neueröffnung in diesem Frühjahr. Den ehemaligen Axa-Turm umgibt eine neue Hülle. Das älteste Gebäude in der Retortenstadt, das 1958 gebaute Kongresszentrum Cnit, ist schon weitgehend erneuert und hat jetzt einen direkten Metrozugang.

La Défense, benannt nach dem Bronzedenkmal zum Gedenken an die Verteidigung der Stadt im deutsch-französischen Krieg 1870/71, ist eine große Baustelle. Und sie wird noch größer.

Bis 2012 entstehen drei Riesen von mehr als 300 Metern Höhe. Im internationalen Vergleich ist das zwar nicht besonders hoch, in Paris entzündeten sich daran jedoch lebhafte Diskussionen. Bisher ist der Eiffelturm mit seinen 327 Metern inklusive Fernsehantenne das höchste Gebäude der Stadt und ihr Wahrzeichen. Verschandeln die neuen Türme am Ende die Silhouette der so traditionsbewussten Metropole? Nein, entschied die Stadt. Die Hochhäuser liegen weit genug im Westen und außerhalb der Innenstadt.

In die Welt hinausstrahlen

Dort setzen demnächst der Versicherer Generali und der Baukonzern Vinci einen Büroturm mit 90.000 Quadratmetern Fläche an die Stelle des Hochhauses "Iris". Für den zweiten 300-Meter-Turm "Signal" läuft derzeit die Ausschreibung. Er soll der erste Wolkenkratzer Frankreichs werden, in dem sich Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, Essen und Kultur vereinen.

Das neue Aushängeschild im Hochhaus-Dschungel aber heißt "Le Phare", übersetzt: "der Leuchtturm". Er soll in die Welt hinausstrahlen und das Büroviertel international attraktiver machen. "Wir brauchten ein Symbol, ein Gebäude, das die Ambitionen Frankreichs herausstreicht", sagt Bernard Bled, Chef der Stadtentwicklungsgesellschaft Epad, die La Défense vor 50 Jahren aus dem Boden stampfte.

Noch ist die Baugenehmigung nicht erteilt. Auf Modellen ist aber schon zu sehen, wie der "Leuchtturm" die "Grande Arche", den Bürokomplex in Form eines Triumphbogens aus der Ära Mitterrand, in den Schatten stellt. Er soll ein Gebäude der Superlative werden, mit einer "zweiten Haut", ökologisch auf dem neuesten Stand, mit Windrädern auf dem Dach, die es fünf Monate im Jahr mit Strom versorgen.

Triumphale Türme

Neben Bürogebäuden sollen auch 100.000 Quadratmeter neue Wohnfläche entstehen. Heute arbeiten 150.000 Menschen in La Défense, aber nur 20.000 wohnen dort auch. Abends ist das Viertel wie ausgestorben.

Die Stadtentwickler wollen das ändern. Sie haben einen Zehn-Punkte-Plan ausgearbeitet, den die Politik an höchster Stelle absegnete. Die Nationalversammlung senkte zudem die Steuern für Umbauten, die vor 2014 genehmigt werden. Damit will sie den Wandel beschleunigen.

Beunruhigender Leerstand

Zuvor hatte es alarmierende Berichte etwa von Seiten der Berater von Ernst &Young gegeben, wonach mit einem zunehmenden Leerstand zu rechnen sei, wenn das Geschäftsviertel nicht modernisiert werde. Ein Fünftel der Fläche könne bald nicht mehr vermietet werden, weil die Räume nicht mehr den Ansprüchen der Firmen genügten.

Schon heute stehen mehr Büros in La Défense leer als im Stadtzentrum. Die Hauptverwaltungen einiger Großunternehmen befinden sich zwar dort, darunter die Bank Société Générale, die jüngst mit Milliardenverlust für Aufsehen sorgte. 3000 Unternehmen logieren in dem Viertel, darunter die Europazentralen von Lenovo, KPMG, Deloitte und die Filiale des deutschen Pharma-Unternehmens Bayer.

Die meisten französischen Konzerne und vor allem ihre Chefs bevorzugen es aber, im Zentrum von Paris zu residieren. Noch hat der Leuchtturm seine Strahlkraft nicht entfaltet.

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