Ermittlungen gegen IWF-Chefin Lagarde:Ein Verdacht, der allen schadet

Dem IWF droht der nächste Skandal: Nach der Sex-Affäre um Strauss-Kahn ermittelt die französische Staatsanwaltschaft nun gegen die neue Chefin. Das wird ihre Arbeit beeinflussen. Doch es schadet nicht nur ihrem Ansehen, sondern allen.

Michael Kläsgen

Christine Lagarde muss sich zunächst keine Sorgen um ihren Job an der Spitze des Internationalen Währungsfonds machen, auch wenn ein Gericht jetzt ein Ermittlungsverfahren gegen sie zugelassen hat. Sie wird deswegen nicht wieder aus Washington abreisen müssen.

Lagarde to be investigated for abuse of authority

Gegen IWF-Chefin Christine Lagarde ermittelt jetzt die französische Staatsanwaltschaft wegen Amtsmissbrauchs.

(Foto: dpa)

Wie für alle anderen gilt auch für sie die Unschuldsvermutung, solange sie nicht rechtskräftig wegen Amtsmissbrauchs verurteilt ist. Falls es überhaupt jemals dazu kommen sollte, kann es Jahre dauern.

Andererseits steht auch fest, dass sie nicht einfach weitermachen kann, als sei nichts geschehen. So talentiert Lagarde auch sein mag, die Entscheidung erschwert es ihr erheblich, sich voll auf ihre Arbeit beim Währungsfonds zu konzentrieren. Dessen Führung ist aber gefragter denn je.

Lagarde muss klären, wie sie den Anforderungen gerecht wird und fortan neben ihrer Arbeit regelmäßig französischen Ermittlern Rede und Antwort stehen will. Je länger sich das Verfahren hinzieht, desto stärker wird es sie belasten. Ihre Glaubwürdigkeit und Unbestechlichkeit könnten in Frage gestellt werden. Am Ende würde darunter auch der Ruf des Währungsfonds leiden.

Lagarde ist gleichwohl kein Vorwurf daraus zu machen, sich für den Posten in den USA beworben zu haben. Sie geht selbstverständlich und wahrscheinlich zu Recht von ihrer Unschuld aus.

Wenn, dann muss man eher dem Währungsfonds Vorhaltungen machen. Die Vorwürfe gegen Lagarde waren lange vor ihrer Berufung bekannt. Der Fonds aber hat sich davon nicht beeindrucken lassen. Es fehlte auch an echten Alternativen zu Lagarde.

Die Situation schadet nun allen: Lagarde, dem Fonds und Frankreich, das so auf sein Ansehen in der Welt erpicht ist.

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