Wahrscheinlich ließe sich jedes Jahr ein Artikel mit der Überschrift "Teuerstes Tankjahr aller Zeiten für Autofahrer" schreiben. Denn seit dem Jahr 1950, als ein Liter Superbenzin noch 56,3 Pfennig kostete, stiegen die Spritpreise in Deutschland kontinuierlich an, und von daher trifft die Zeile auch in diesem Jahr wieder zu.
Der ADAC geht von einem Durchschnittspreis von 1,52 Euro pro Liter Superbenzin und 1,41 Euro für Diesel aus. Das entspricht einem Anstieg um 49 Prozent bei Benzin und 72 Prozent bei Diesel innerhalb von zehn Jahren - das klingt und ist sehr üppig, doch gab es zuvor Dekaden, in denen sich der Preis prozentual stärker erhöhte. "Beim Diesel ist der Anstieg besonders deutlich zu spüren", sagte ADAC-Sprecher Klaus Reindl in München. Bei 15.000 gefahrenen Kilometern im Jahr bedeute das Mehrkosten von 371 Euro bei einem Diesel-Kleinwagen und von bis zu 714 Euro bei einem Benziner der Oberklasse.
Aufgrund unterschiedlicher Steuersätze müsste der Abstand zwischen Benzin und Diesel eigentlich 22 Cent je Liter betragen, tatsächlich liege er derzeit aber nur bei vier bis fünf Cent. "Das bedeutet, dass hier die Mineralölkonzerne ganz kräftig in die Taschen der Autofahrer greifen", kritisierte Reindl.
Für die hohen Preise nannte der ADAC eine Reihe von Gründen: Zum einen gebe es in Deutschland einen relativ hohen Steuersockel. Zudem versuchten die Mineralölkonzerne immer wieder, höhere Preise am Markt durchzusetzen. Aber auch das Euro/Dollar-Verhältnis, die Nachfrage nach Rohöl aus China und Indien, Engpässe bei den Raffinerien und die Spekulation auf den Rohstoffmärkten spielten eine Rolle.
Vor zehn Jahren waren nicht nur die Mineralölsteuersätze geringer, sondern lag auch der Rohölpreis aus heutiger Sicht extrem niedrig bei rund 20 Dollar je Barrel (159 Liter). Im laufenden Jahr klettert der Durchschnittspreis erstmals über 100 Dollar, aktuell liegt er bei etwa 110 Dollar. Damit sind auch andere Ölprodukte sehr teuer.
Gegenwärtig kostet die günstigste Benzinsorte E10 in Deutschland 1,54 Euro je Liter, Superbenzin ist drei Cent teurer. Für Diesel müssen die Autofahrer 1,50 Euro je Liter bezahlen.