ABC der Finanzen:Initiative wird belohnt

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Die Zeiten, in denen die gesetzliche Rente für den Ruhestand ausreichte, sind vorbei. Wie der Staat inzwischen die eigenständige Altersvorsorge fördert.

Daniela Kuhr

Egal, ob Mann oder Frau, Single oder Familienvater - das Thema betrifft jeden. "Je früher man sich mit der Frage seiner Altersversorgung auseinandersetzt, desto einfacher ist es, einen angemessenen Lebensstandard im Ruhestand zu erreichen", sagt Oskar Durstin, gerichtlich zugelassener Versicherungsberater aus Mering bei Augsburg.

Anders als Versicherungsvermittler erhalten Versicherungsberater keine Provision sondern Honorar, damit sie neutral und unabhängig beraten können. "Weil man sich bei der Altersvorsorge in der Regel sehr langfristig bindet, sollte man beim Abschluss aber nichts überstürzen und sich genau informieren", sagt Durstin.

Drei Säulen der Altersvorsorge

Das System der Altersvorsorge besteht aus drei Säulen: der gesetzlichen, der betrieblichen und der privaten. Anders als in anderen Ländern galt in Deutschland lange Zeit die erste Säule als die mit Abstand wichtigste. Doch seit der Staat begonnen hat, die Leistungen aus der gesetzlichen Rente schrittweise zu verringern, gewinnen die anderen beiden Säulen an Bedeutung.

Arbeitnehmer müssen inzwischen auch in Deutschland verstärkt privat oder betrieblich vorsorgen, wenn sie ihren Lebensstandard im Alter halten wollen. Um das zu unterstützen, fördert der Staat seit 2002 die Eigeninitiative mit Zulagen und Steuervorteilen. Einzahlungen in die private oder betriebliche Altersvorsorge sind steuerfrei, dafür werden die Auszahlungen im Rentenalter voll versteuert.

Viele Faktoren müssen berücksichtigt werden

Ob die steuerlichen Vorteile für den Arbeitnehmer bei privater oder betrieblicher Vorsorge größer sind, hängt von zahlreichen Faktoren ab, wie etwa der Höhe des Gehalts und der Zahl der Kinder. Die Förderquote - also der Anteil des jährlichen Sparbeitrags, den der Staat zahlt - lässt sich leicht ermitteln mit Hilfe von Förderrechnern, die es im Internet gibt (Link siehe unten). Hier erfährt der Arbeitnehmer, bei welcher Form der Vorsorge die Steuervorteile für ihn größer sind.

Ist es die private Vorsorge, steht er als nächstes vor dem Problem, bei welcher Bank oder Versicherung er einen Riester-Vertrag abschließen soll. Ist es dagegen die betriebliche Vorsorge, kann er zwar nicht wählen, weil sein Arbeitgeber meist nur eine Betriebsrente anbieten wird. Ob die gut ist, weiß der Arbeitnehmer aber noch nicht.

Unglücke einplanen

"Eine individuelle Beratung, zum Beispiel bei einer Verbraucherzentrale oder einem Versicherungsberater, ist deshalb dringend zu empfehlen", sagt Durstin. "Denn der richtige Weg hängt von so vielen Kriterien ab, wie zum Beispiel der jeweiligen Familienplanung, der angestrebten Karriere oder dem Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren." Theoretisch könne man auch parallel sparen: privat einen Riester-Vertrag abschließen und zusätzlich im Betrieb eine Betriebsrente. "Allerdings wird häufig das Geld fehlen, um zweigleisig zu fahren", sagt Durstin.

Ein gutes Beratungsgespräch beginnt nach Ansicht von Durstin nicht mit der Frage, wie viel Geld man monatlich übrig hat, sondern mit der Überlegung, wie viel man im Alter voraussichtlich benötigt. "Dabei müssen natürlich unterschiedliche Faktoren wie die Inflationsrate, der Steuersatz oder auch eventuelle Mieterträge berücksichtigt werden."

Polster muss bleiben

Wenn der künftige Bedarf feststeht, rückt als nächstes die gegenwärtige Situation in den Blickpunkt. Wichtig sei, dass immer noch genügend Geld für laufende Ausgaben und Unvorhergesehenes da sei, wie etwa für den Kauf einer neuen Waschmaschine, wenn die alte kaputtgeht. Auch der Wunsch, eine Immobilie zu kaufen, müsse berücksichtigt werden.

Zudem solle der Sparer sicherstellen, dass er die typischen Risiken, wie Berufsunfähigkeit oder Tod, ausreichend abgesichert hat. "Erst dann kann man Geld langfristig auf die hohe Kante legen", sagt Durstin. "Denn das beste Vorsorgekonzept nützt nichts, wenn es zum Beispiel wegen Krankheit wie ein Kartenhaus zusammenstürzt."

© SZ vom 23.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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