Dual-Sim-Handys:Ein Telefon, zwei Sim-Karten - und kräftig sparen

Smartphones

Wenn Ermittler Smartphones durchsuchen, haben sie auch Zugriff auf privateste Daten, die dort oft gespeichert sind.

(Foto: Kay Nietfeld/dpa)
  • Dual-Sim-Smartphones können mit zwei Sim-Karten gleichzeitig umgehen.
  • Damit lassen sich zum Beispiel private und berufliche Nutzung verbinden - oder einen reinen Datentarif mit einem Telefonvertrag kombinieren.
  • Kunden können so viel Geld sparen, deshalb sind Mobilfunkanbieter wenig begeistert.
  • Deutsche Nutzer müssen darauf achten, dass das Smartphone alle erforderlichen Frequenzbänder unterstützt.

Von Thorsten Riedl

Mit nur einem Handy erreichbar für Freunde genauso wie für berufliche Kontakte sein; ein gutes Netz auf dem Land, in der Stadt oder im Ausland haben; Sparen dank geschickter Tarifkombination - Gründe für ein Smartphone mit zwei Mobilfunkkarten gibt es eigentlich genug. Doch halten sich die Käufer vornehm zurück, vor allem Deutschland.

Das liegt zum einen an der Unkenntnis über die Vorteile, zum anderen daran, dass Mobilfunkanbieter wenig mehr hassen als solche Dual-Sim-Geräte. Verbieten können sie den Einsatz allerdings nicht. Und mehr und mehr Smartphone-Hersteller bringen entsprechende Produkte, die im Komfort normalen Geräten in nichts nachstehen.

Ein Viertel der Smartphones weltweit unterstützt Dual-Sim

Dual-Sim, das bedeutet, dass ein Handy in der Lage ist, zwei Mobilfunksignale zu empfangen. Früher mussten die Geräte dafür aus- und angeschaltet werden, um zwischen den Signalen zu wechseln. Heute empfangen die Smartphones den Mobilfunk von zwei Anbietern zugleich. Lediglich telefonieren lässt sich in der Regel nur auf einer Leitung. Einer Untersuchung des Unternehmens Open Signal zufolge funktionieren weltweit ein Viertel aller Geräte mit Dual-Sim-Karten.

In Entwicklungs- und Schwellenländern liegt der Anteil viel höher: In Nigeria etwa sind zwei Drittel aller Handys Dual-Sim-fähig. Zum einen binden sich die Kunden dort nicht gern langfristig an einen Anbieter, Sim-Karten gibt es fast umsonst, gezahlt wird je nach Nutzung. Zum anderen ist die Qualität der Netze miserabel. Wer zwei Karten nutzt, ist öfter erreichbar. Aber auch in Deutschland steigt das Interesse. Bedarf gibt es: Die mehr als 80 Millionen Deutschen besitzen schon jetzt über 110 Millionen Mobilfunkanschlüsse - im Durchschnitt jeder 1,4.

Die Zurückhaltung der etablierten Anbieter hat einen guten Grund

Bezogen auf die telefonierende Bevölkerung liegt der Anteil also deutlich höher. Und die Anbieter reagieren: So waren viele der auf der Berliner IFA Anfang September gezeigten Geräte in der Lage, zwei Signale zu verarbeiten. Vor allem chinesische Neueinsteiger wie Huawei oder ZTE wollen mit der Dual-Sim-Funktion punkten. Sie bieten Geräte mit zwei Schächten an, entweder für zwei Mobilfunkkarten oder für eine Sim- und eine Speicherkarte, dann Hybrid-Slot genannt.

Schwieriger wird es, an Dual-Sim-Geräte von etablierten Anbietern wie Samsung, LG oder Sony zu kommen. Zwar gibt es von deren Smartphones auch oft Versionen mit zwei Sim-Karten - nur nicht für den deutschen Markt. Kunden müssen solche Geräte importieren, tun das wegen etwaiger Garantieansprüche dann am besten über einen deutschen Händler. Vornehm zurück hält sich auch Apple. Das neue iPhone 7 wird wieder ohne die Funktion verkauft. Lediglich von Microsofts Windows - dem dritten Betriebssystem im Smartphone-Markt - gibt es noch Geräte für zwei Mobilfunksignale. Allerdings scheint die Strategie des Anbieters derzeit offen. Derzeit spielt er bei dem Thema eher eine kleine Rolle.

Die Zurückhaltung der etablierten Anbieter wie Samsung oder Apple in Sachen Dual-Sim hat einen guten Grund: Die Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und O2 wollen die Kunden an sich binden, möglichst mit einem Vertrag. Und die meisten Geräte werden noch in einem Shop der drei Anbieter verkauft. Am liebsten ist es den Mobilfunkanbietern, wenn der Kunde ein Gerät in einem Mobilfunkladen der eigenen Marke mit Laufzeitvertrag über zwei Jahre kauft. Und dann lange nicht wechselt. Das bringt die höchste Gewinnspanne.

Monatliche Ersparnis von bis zu 20 Euro

Wer sich dagegen ein Dual-Sim-Gerät besorgt, maximiert die eigene Marge, nicht die des Anbieters. Bei der Telekom beispielsweise werden aktuell für einen Vertrag mit Telefon- und SMS-Flat sowie sechs Gigabyte Surfen mit Hochgeschwindigkeit 54,95 Euro pro Monat fällig. Für einen reinen Datentarif mit fünf Gigabyte müssen Kunden beim selben Anbieter nur 29,95 Euro ausgeben. Macht eine Ersparnis von monatlich 25 Euro. Einen Teil davon kann man sparen, genau 18,01 Euro, die restlichen 6,99 Euro kann man in einen zweiten Mobilfunkvertrag investieren, etwa von Winsim. Dort gibt es zu diesem Preis die Allnet-Flat für unbegrenzte Telefonate und SMS - zuzüglich zwei weiteren Gigaybte zum Surfen.

Das Geheimnis: Winsim nutzt das Netz von O2, und das ist trotz Fusion mit E-Plus noch nicht so gut für den superschnellen LTE-Mobilfunk ausgerüstet wie das von der Telekom. Auch Vodafone punktet in weiten Teilen des Landes gegenüber O2. Das schlägt sich in den Preisen nieder, die bei O2 im Schnitt unter denen von Telekom und Vodafone liegen. Was das Telefonieren angeht, fallen die Unterschiede zwischen den Netzen dagegen kaum noch ins Gewicht.

Besonders günstig ist die Kombination aus Datenvertrag und Mobilfunk-Discounter

Und es geht noch günstiger. Wer keine Telefon- und SMS-Flat braucht, holt sich einen Telefontarif von einem Discounter wie Galeria-Mobil oder Disco-Tel. Hier werden 0,05 beziehungsweise 0,06 Euro pro Minute fällig. Einen brauchbaren Tarifrechner bietet Teltarif.de. Der Datenvertrag im Telekom- oder Vodafone-Netz findet sich auf Schnäppchenseiten wie 7 Mobile, Sparhandy oder Mobildiscounter.

Solche Anbieter reichen oft einen Teil der Subventionen, die sie von den Mobilfunkanbietern erhalten, an die Kunden weiter. Das ist alles etwas aufwendiger. als nur in einen Telekom-Laden zu marschieren - aber auch viel billiger. Wenig-Telefonierer und Viel-Surfer finden für zusammen weniger als 15 Euro monatlich einen geeigneten Mobilfunk-Doppelpack.

Auch Vieltelefonierer können sparen

Doch auch, wer viel mit dem Handy telefoniert, kann mit einem Dual-Sim-Gerät sparen. Ein zweiter Mobilfunkvertrag hilft zum Beispiel, wenn man häufig innerhalb der Familie anruft. Anbieter wie 1 & 1 oder Aldi bieten günstige Community-Flatrates für Gespräche innerhalb einer Gruppe. Mobilfunkbetreiber wie Lycamobile oder Lebara haben sich auf günstige Telefonate ins Ausland spezialisiert. In einige Länder sind Gespräche ab 0,01 Euro die Minute möglich. Wer öfter im Ausland ist, besorgt sich vor Ort eine Prepaid-Karte. So telefoniert und surft er im Urlaubs- oder Arbeitsland günstig, schnell und ohne Angst vor einer Kostenfalle.

Im Komfort stehen Dual-Sim-Handys ihren einfacher gestrickten Kollegen in nichts mehr nach. Es gibt Geräte mit guter Kamera, brillantem Display und langer Akku-Laufzeit. Da sich vor allem die chinesischen Anbieter auf das Thema spezialisiert haben, muss man allerdings darauf achten, dass auch alle technischen Daten zum Surfen in Deutschland erfüllt werden.

Telekom, Vodafone und O2 nutzen in Städten 2600 Megahertz, auf dem Land 800 für das schnelle mobile Internet. Die Telekom sendet zudem auf 1800 Megahertz. Nur, wenn das Dual-Sim-Handy alle diese Bänder unterstützt, funkt es fehlerfrei mit LTE.

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