Youtube-Vermarkter Mediakraft:Geschäftsführer Krachten schmeißt hin

Er wollte die Youtube-Agentur mächtiger als große Fernsehanstalten machen: Jetzt verlässt Geschäftsführer Christoph Krachten die Vermarktungsfirma Mediakraft. Er ist nicht der Erste, der der Firma den Rücken kehrt.

Von Martin Schneider

Christoph Krachten sitzt sehr breitbeinig auf einem grünen Sofa. Die Hände hat er hinter seinem Kopf verschränkt, er trägt Jeans, Hemd, Brille und sagt Sätze wie: "Mediakraft hat die Möglichkeit, größer als große Fernsehanstalten zu werden." Das war im November. Das Magazin Wired hatte mit ihm über seine Firma gesprochen. Dann kam die Krise.

Christoph Krachten

Der ehemaligen Mediakraft-Geschäftsführer Christoph Krachten.

(Foto: Thomas Zittlau/Mediakraft/dpa)

Mediakraft vermarktet hauptsächlich Youtuber, es ist das größte Netzwerk in Deutschland und erreicht nach eigenen Angaben zwei Millionen Zuschauer pro Tag. Krachten war Mitbegründer, einer der Geschäftsführer und das Gesicht der Firma. Am Donnerstag teilte das Unternehmen mit, dass Krachten Mediakraft verlassen wird. Die Gesellschafter hätten sich darüber verständigt, er werde aber weiter Teilhaber bleiben.

Aktuell verlassen sehr viele Menschen Mediakraft aus verschiedensten Gründen. Hauptsächlich bekannte Youtuber, was für die Firma natürlich besonders schlecht ist. Denn das Geschäftsmodell geht eigentlich so: Mediakraft hilft seinen Mitgliedern, ihre Reichweite zu steigern und sagt ihnen, wie man mit Youtube Geld verdient. Meist geschieht das über Werbung oder durch "Markenpositionierung", wie es auf der Homepage heißt. Im Gegenzug erhält die Firma einen Teil der Einnahmen. Je mehr Klicks, desto mehr Einnahmen.

Mediakraft hat drei der sieben erfolgreichsten Kanäle verloren

Simon Wiefels (Youtube-Name: Simon Unge) bekam sehr viele Klicks. Er wurde mit Videos bekannt, in denen er sich beim Computerspielen zeigt. Er verließ das Netzwerk im Dezember. Zum Zeitpunkt seines Abgangs hatten mehr als 1,3 Millionen Menschen seinen Kanal abonniert. In einem Video bezeichnete er das Unternehmen als "Scheißhaufen". Er beklagt Knebelverträge und fehlende Unterstützung. Mediakraft wies die Vorwürfe zurück, konnte die Fluktuation bekannter Youtuber aber nicht stoppen. Nachdem im Oktober bereits Nachrichten-Blogger Florian Mundt (Youtube-Name: LeFloid, 2,25 Millionen Abonnenten) gegangen war, folgte im Januar das Musik- und Comedy-Trio ApeCrime (fast zwei Millionen Abonnenten).

Damit verlor die Firma innerhalb kürzester Zeit drei ihrer sieben meistgeklickten Kanäle, der Imageschaden scheint aber noch viel größer zu sein. Bereits vor zwei Wochen ging Jan Schlüter, ebenfalls ein Mitbegründer des Netzwerkes, jetzt folgt Krachten. Möglicherweise ist es damit nicht getan. Spartacus Olsson, der nun alleiniger Chef ist, sagte, der Abgang von Krachten sei nur eine von "weitreichenden Änderungen, über die wir in den kommenden Wochen berichten werden."

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