Windows 7:Mehr Dampf für den PC

Morgen erscheint Windows 7: Microsoft bringt damit endlich das Betriebssystem auf den Markt, das der Vorgänger Vista hätte sein sollen.

Helmut Martin-Jung

Der Einwand war durchaus berechtigt, und vielleicht reagierte Steven Sinofsky gerade deshalb mit Sarkasmus auf die Frage eines Journalisten. Ob man denn diesmal, wollte der Technikautor wissen, auch die Bedürfnisse der Nutzer stärker berücksichtigt habe. "Natürlich nicht", blaffte Sinofksy den Frager an.

Im Rahmen ihrer Professional Developers Conference gewährten Sinofsky und sein Team im Oktober vergangenen Jahres in Los Angeles etwa 150 Fachjournalisten aus aller Welt erste Einblicke in das wichtigste kommende Produkt ihrer Firma Microsoft, das neue Betriebssystem Windows. Vor allem ein Ziel hatte sich Microsoft gesetzt: Die Nutzer sollten es wieder leichter haben als mit der Vorgängerversion.

Nun, ein Jahr danach und damit früher als geplant, kommt es auf den Markt. Windows7 hat es Microsoft schlicht genannt, nach der hausinternen Nummerierung. Die gab es schon immer, nur nach außen hin schmückte man die Produkte gerne mit Phantasienamen wie Millennium oder Vista.

Die Erwartungen, die der Konzern an die neue Windows-Generation knüpft, sind dennoch alles andere als bescheiden. Windows7 soll die weltgrößte Softwarefirma mit Sitz in Redmond, Washington, wieder zurück in die Erfolgsspur bringen.

Das war dem mit großem Trara angekündigten, um Jahre verspäteten Vorgänger Windows Vista gründlich misslungen. Das System war umständlich zu bedienen und lief nur auf gut ausgestatteten Rechnern. Viele ältere Programme und Zusatzgeräte verweigerten zudem den Dienst.

Nutzer, die Vista auf ihren neuen PCs vorfanden, waren verärgert. Firmen warteten lieber ab, und auch für die in Mode gekommene Gattung von Minicomputern, die kleinen, zum Mailen und Internetsurfen gedachten Netbooks, musste Microsoft nolens volens den Verkauf des angestaubten Windows XP verlängern. Die Kleinrechner wären mit Vista überfordert gewesen.

Touchscreens werden unterstützt

Das unter Sinofskys Vorgänger Jim Allchin entwickelte Vista entpuppte sich als softwaretechnisch überfrachtetes Ungetüm. Es hatte Vorzüge, so etwa die Sicherheit gegen Hackerangriffe. Die aber gingen in dem Wust einfach unter. Sinofsky, der sich als führender Kopf bei der Entwicklung des E-Mail- und Terminkalenderprogramms Outlook einen guten Namen in der Firma gemacht hatte, entschied auch bei Windows7 ziemlich viel richtig.

Diesmal band Microsoft Fremdhersteller viel früher in die Entwicklung ein. An den Innereien des Betriebssystems hat er gar nicht allzu viel ändern lassen. Das bringt den Vorteil, dass nahezu jede Software und jedes Gerät, das mit Vista läuft, auch unter Windows7 funktioniert.

Dafür wurde die Oberfläche umso effektiver poliert. Das System unterstützt berührungsempfindliche Bildschirme, auf denen man mit den Fingern Textseiten umherschieben oder im Web vor- und zurückblättern kann wie auf Apples iPhone. Mehr und mehr solcher Geräte kommen jetzt auf den Markt.

So einfach, wie sich Computer mit Windows7 zu Hause in ein Netzwerk einbinden lassen, war diese Aufgabe noch nie. Sogar der Laptop, den man aus dem Büro mitbringt, lernt nach ein paar Mausklicks, welchen Drucker er ansteuern kann, wenn er zu Hause genutzt wird und welchen Ordner er dort besser nicht freigeben sollte.

Das Betriebssystem nervt auch nicht mehr mit ständigen Hinweisen. Was davon an die Oberfläche dringt, kann der Nutzer nun selbst einstellen.

Warum sich Windows 7 schneller anfühlt, aber nicht schneller ist

Obwohl ein Betriebssystem eigentlich nur funktionieren soll, haben Konkurrenten wie Apple immer auch mit graphischen Effekten und einfacher Bedienung Kunden von Microsoft abgeworben.

Dem trägt die Version 7 nun Rechnung mit einer Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten, die es erlauben, die Computer-Arbeitsoberfläche an die eigenen Vorlieben anzupassen. Andere Neuerungen wie die inhaltsorientierten Ordner zum Beispiel für Musik und Videos erschließen sich erst auf den zweiten Blick.

Egal, auf welchem Rechner im Haus etwa ein Film liegt, er erscheint stets im Ordner Filme. Dieses Vorgehen wird zwar zunächst einige Gewöhnung verlangen, ist aber wohl doch sinnvoll. Die Nutzer wollen ihre digital gespeicherten Medien schließlich verwenden, nicht suchen.

Ähnliches gilt für die Einbindung von Zusatzgeräten, die erheblich vereinfacht und verbessert wurde. Schließt man beispielsweise einen neuen Drucker an, wird der anschließend auch als Miniansicht gezeigt und nicht bloß mit einem beliebigen Symbol. Beherrscht das Gerät neben dem Drucken auch Kopieren und Scannen, finden sich auch diese Einstellungen nun vereint in einer Übersicht.

Versionen von 85 bis 320 Euro

Mit etlichen Tricks und Kniffen haben es die Programmierer bei Microsoft geschafft, dass Windows7 sich erheblich flotter anfühlt als Vista. Das neue Windows läuft sogar auf den eher leistungsschwachen Netbooks in befriedigender Geschwindigkeit - so schnell wie das alte XP ist es dabei freilich nicht. Auch die eigentlichen Aufgaben erledigt Windows 7 nicht schneller als der Vorgänger Vista.

Wie schon Vista gibt es Windows 7 in mehreren Versionen. Windows 7 Starter ist gedacht für Computer, die die Hardware-Anforderungen für das Betriebssystem gerade so erfüllen und bietet weder das hübsche halbtransparente Aero-Design noch die Voransichten beim Wechsel von einem Programm zum nächsten.

Es wird nur zusammen mit neuen Computern ausgeliefert. Die Preise für Windows 7 reichen von 85 Euro (Version Home Premium für Computer-Selberbauer) bis 320 Euro für die Ultimate-Ausgabe mit allen Extras. Für Studenten gibt es eine bis 28. Februar 2010 befristete Update-Version für 35 Euro.

Die Kommentare von Experten und von Firmen, die Windows 7 bereits seit Monaten einsetzen, sind fast durch die Bank positiv. Anders als bei Vista kann man diesmal dazu raten, Windows7 zu verwenden. Eine Kritik aber muss Microsoft sich gefallen lassen. Eigentlich ist Windows 7 bloß das Betriebssystem, das Vista hätte sein sollen.

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