Whatsapp & Co.:Wie Apps das Ende der SMS einläuten

Auf dem Handy war SMS lange das Kommunikationsmittel der Wahl. Jetzt versenden Apps Nachrichten fast gratis übers Netz, auch dank Apple. Die Mobilfunkanbieter sind besorgt.

Thorsten Riedl

Fast zwei Jahrzehnte ist es her, das die erste SMS versendet wurde. Der britische Ingenieur Neil Papworth schickte einem Kollegen ein "Fröhliches Weihnachten" - von einem Computer auf ein Handy, denn das Eingeben von Text war damals auf Mobiltelefonen nicht vorgesehen. Nun könnte die Zeit nahen, dass die letzte SMS verschickt wird. Jugendliche verwenden andere Programme auf ihren Alleskönner-Handys, um sich Nachrichten zu schicken - allen voran iMessage von Apple. Für die Mobilfunkgesellschaften könnte das den Verlust eines Milliardengeschäfts bedeuten.

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Nun könnte die Zeit nahen, dass die letzte SMS verschickt wird.

(Foto: dpa-tmn)

SMS fassen nur 160 Zeichen. Doch auch auf wenig Raum lässt sich viel sagen. Junge Handy-Nutzer haben spezielle Codes und Abkürzungen entwickelt, um den kostbaren Raum möglichst gut zu nutzen. Im vergangenen Jahr wurden laut Branchenverband Bitkom mehr als 41 Milliarden SMS in Deutschland verschickt - rein statistisch entspricht das 500 Mitteilungen pro Bundesbürger.

Programme für Smartphones, die SMS überflüssig machen

Doch seit einiger Zeit schon gibt es spezielle Programme für Smartphones, die SMS überflüssig machen. Sie versenden den Inhalt der Nachrichten über das Internet. Das ist um ein Vielfaches billiger als über die Nachrichtenzentrale der Mobilfunkgesellschaft. Statt bis zu 0,20 Euro und mehr pro SMS zahlen die Smartphone-Besitzer nur für die Datenübermittlung via Internet - und dafür haben sie in der Regel ohnehin einen Pauschaltarif gebucht.

Roman Friedrich, Telekommunikationsexperte bei Booz & Company, schätzt, dass 20 bis 40 Prozent aller SMS-Nachrichten bis 2015 durch solche Messaging-Dienste ersetzt werden.

Seit vergangener Woche gibt es von Apple ein neues mobiles Betriebssystem. Wer die Software iOS 5 auf sein Apple-Geräte spielt, bekommt automatisch auch iMessage. Jeder Besitzer eines Apple-Gerätes - ob Handy, Touch-Musikspieler oder Tabletcomputer - ist darüber erreichbar. Damit werden SMS überflüssig. Das Programm ist zudem gleich in der SMS-Anwendung der iPhones zu finden.

Auf Blackberrys gibt es seit längerem den Blackberry Messenger, der auf ganz ähnliche Weise funktioniert.

Nachrichten nur im eigenen Lager

Nachteil dieser neuen Dienste: Mit dem Blackberry Messenger lässt sich keine Nachricht an einen iMessage-Nutzer senden - oder umgekehrt. Im Gegensatz zur SMS können Nachrichten nur im eigenen Lager verschickt werden. Und der Sender muss wissen, welches Gerät der Empfänger besitzt.

Deshalb haben auch unabhängige Programmierer eine Chance, deren Software auf verschiedenen mobilen Betriebssystemen funktioniert. Whatsapp ist eines der beliebtesten Programme. "Wir wollen die bessere SMS-Alternative sein", erklärt Jan Koum, der das Unternehmen mit Brian Acton im Silicon Valley gegründet hat. Whatsapp läuft auf Nokia-Geräten ebenso wie auf dem iPhone, dem Blackberry, Windows- oder Google-Geräten. So kommt es einem Ersatz von SMS wirklich am nächsten.

Bedrohung für die traditionellen Dienste

Solche Dienste stellen sicherlich eine Bedrohung für die traditionellen Dienste eines Mobilfunkbetreibers dar", sagt Friedrich. Schließlich merke der Kunde kaum einen Unterschied: Ob SMS oder Messaging-Dienst - die Nachricht erreicht in jedem Fall den Empfänger.

Die Mobilfunker sind sich des Problems bewusst. "Wir schauen uns diese Services gerade sehr genau an", sagt eine Sprecherin von Telefónica O2. "Für einige Kunden stellen diese Dienste sicherlich eine Konkurrenz dar", heißt es bei der Telekom. "Allerdings sehen wir, dass in diesem Jahr sowohl der SMS-Markt, als auch die Anzahl, der

in unseren Netzen verschickten SMS wächst." Bei E-Plus hofft man sogar auf ein friedliche Co-Existenz: "Denkbar ist ein sich ergänzendes Nebeneinander von Kommunikationsdiensten."

Ganz will auch Apple die Kurznachricht nicht zu Grabe tragen. Fehlt eine Datenverbindung für iMessage senden Apple-Geräte eine SMS. Wie früher.

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