Vielfalt im Silicon Valley:Weiße Gründer, schwarze Pförtner

Männlich, weiß, Nerd? Ach, was! Im Silicon Valley arbeiten durchaus eine Menge Schwarze und Latinos - allerdings in schlecht bezahlten Jobs.

Von Varinia Bernau

Männlich, weiß - Nerd. So zeigten sich die mächtigen Technologiekonzerne im Silicon Valley. Ein Unternehmen nach dem anderen rechnete in den vergangenen Wochen vor, wie wenige Frauen, wie wenige Einwanderer und wie wenige Alte es in ihren Reihen gab. Und manch einer fragte da schon bange, ob dem Tal der Tüftler mit seinem Mangel an Vielfalt womöglich auch der entscheidende Erfolgsfaktor abhanden komme: die Möglichkeit nämlich, verschiedene Erfahrungen so zusammenzubringen, dass etwas Neues, ja, etwas Bahnbrechendes entsteht. Ausgerechnet die digitale Avantgarde, die doch die Zukunft entwerfen will, entpuppte sich bei der Talentsuche als so was von gestern.

Dabei gibt es im Silicon Valley durchaus einige Einwanderer. Und sie sind auf den weitläufigen Geländen der Technologieunternehmen sogar zahlreicher, als all die Diversity-Berichte vermuten lassen. Nur sitzen die Farbigen eben nicht dort, wo über den nächsten Internetdienst entschieden oder ein neues Technikspielzeug entworfen wird. Nein, sie arbeiten als Gärtner und Pförtner.

An der Pforte verdient man weniger

Schwarze und Latinos machen 72 Prozent der Hausmeister und Putzkräfte sowie immerhin noch 41 Prozent der Angestellten privater Sicherheitsfirmen im Verwaltungsbezirk Santa Clara aus, wo etwa Apple, Google, Intel und einige andere Technologiefirmen ihren Sitz haben. Diese Zahlen hat der Verein Working Partnerships, der sich im Silicon Valley für die Belange der Arbeiter einsetzt, zusammengetragen - und nun seinen eigenen Report über die Vielfalt in der Technologiebranche vorgelegt.

Diese Menschen, das ist die Botschaft zwischen den Zahlen, sind es, die jeder, der ins Silicon Valley kommt, als Erstes sieht. Und trotzdem hatte sie bislang kaum jemand im Blick, der sich an der Diskussion über die mangelnde Vielfalt innerhalb der Technologieszene beteiligt hat.

Eindruck macht der hohe Ausländeranteil unter denen, die für Sicherheit und Sauberkeit auf dem Campus sorgen, vor allem dann, wenn man ihm die niedrige Quote innerhalb der Firmen gegenüberstellt: So rechnete Apple kürzlich vor, dass lediglich elf Prozent seiner Angestellten schwarz, nur sieben Prozent Latinos seien. Konzernchef Tim Cook gab sich nach der Präsentation zerknirscht: Er sei alles andere als zufrieden mit diesen Zahlen.

Dabei steht der Konzern im Vergleich zu seinen Konkurrenten damit sogar noch gut da: Ob Facebook, Google oder Intel - nur etwa jeder dritte Arbeitnehmer in diesen Firmen gehört einer anderen Ethnie an, die meisten davon sind asiatischer Abstammung. Bei Schwarzen und Latinos liegt der Anteil nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Und auch dies gehört zu den traurigen Wahrheiten in dem Bericht von Working Partnerships: Wer lediglich an der Pforte sitzt statt in der Führungsetage, der verdient auch weniger. Der durchschnittliche Stundenlohn eines Hausmeisters in Santa Clara liegt der Studie zufolge bei etwa 11, der eines Gärtners bei 14 Dollar. Als Softwareentwickler kommt man in der Gegend auf 63 Dollar. Und anders als die bei Dienstleistern angestellten Pförtner und Landschaftspfleger genießen die Entwickler auch viele weitere Vorzüge: vom kostenlosen vegetarischen Lunch bis hin zu Aktien der wertvollen Konzerne.

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