Vernetztes Wohnen:So smart sind Apple, Google und Microsoft

Craig Federighi

Craig Federighi von Apple stellt auf einer Entwicklerkonferenz im Juni 2014 die App Homekit vor.

(Foto: AP)

Die großen US-Konzerne Apple, Google und Microsoft setzen auf das Smart Home und arbeiten an schlauen und vernetzten Produkten für daheim. Den deutschen Herstellern will das Wirtschaftsministerium helfen.

Von Mirjam Hauck

Microsoft

Microsoft präsentierte schon 1999 seine Vision eines Smart Home - zumindest in einem für die damalige Zeit futuristischen Video.

Da schreibt der Kühlschrank eine Einkaufsliste, wenn etwas fehlt und auch der Mülleimer registriert, was gerade weggeworfen wurde. Zudem ist das System so intelligent, dass sich die Haustürklingel ausschaltet, wenn die Familie beim Abendessen sitzt und nicht gestört werden möchte.

Doch die damalige Zukunftsvision scheint der Redmonder Konzern mittlerweile vergessen zu haben. Denn die tatsächlich nutzbaren Smart-Home-Aktivitäten des Konzerns beschränken sich zumindest hierzulande auf einige Apps für Windows Phone. So gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Energiekonzern RWE und anderen Unternehmen, die Steuerungssysteme für Smart Homes anbieten. Und diese scheinen nicht besonders gelungen. Die Nutzer sind - wie die Bewertungen zeigen - damit nicht zufrieden.

In den USA setzt der Konzern auch bei der Hardware auf Partnerschaften. So gibt es dort beispielsweise eine Kooperation mit dem Heimautomatisierung-Hersteller Insteon. In den Microsoft-Stores sollen die Steuerungsgeräte künftig angeboten werden.

Gerüchteweise arbeitet Microsoft daran, seine Spielekonsole Xbox in eine Smart-Home-Basisstation auszubauen, über die sich per App auf Windows-Smartphones Geräten in Häusern und Wohnungen steuern lassen. Der Konzern wollte das auf Anfrage aber nicht bestätigen.

Apple

Apple ist hier schon deutlich weiter und hat mit Homekit eine Software entwickelt, die Teil des mobilen Betriebssystems iOS 8 ist. Darüber lassen sich Haushaltsgeräte verbinden und Lichter, Thermostate und Türschlösser regeln. Zudem lässt sich Homekit mit der Spracheingabe Siri steuern. Wenn man ihr "Gute Nacht!" sagt, kann sie das Licht dimmen oder ganz ausschalten.

Damit es genügend Lichtschalter und Kühlschränke gibt, die sich per Homekit steuern lassen, arbeitet Apple mit zahlreichen Partnern zusammen, darunter der chinesische Haushaltsgeräte-Hersteller Haier und der niederländische Elektronikkonzern Philips.

Allerdings sind die entsprechenden Produkte derzeit noch nicht auf dem Markt. Damit die Geräte mit Homekit zusammenarbeiten, müssen sie mit einem Wlan- oder Bluetooth-Chip ausgestattet sein. Nach Berichten auf Apple-Fansites haben im November Chiphersteller wie Texas Instruments damit begonnen, entsprechende Chips an die Gerätehersteller auszuliefern. Im nächsten Jahr könnten dann auf einer Entwicklerkonferenz die steuerbaren Produkte präsentiert werden. Apple selbst äußert sich wie immer nicht zu diesen Gerüchten und bestätigt lediglich die Zusammenarbeit mit den Geräteherstellern.

Haben deutsche Unternehmen das Nachsehen?

Google

Wieder einen anderen Weg geht Google: Der Konzern hat Anfang des Jahres eines der erfolgreichsten Smart-Home-Unternehmen gekauft. Für 2,3 Milliarden Euro übernahm Google die Firma Nest. Sie stellt intelligente Thermostate und Rauchmelder her. Geradezu euphorisch postete Google-Gründer Larry Page seinerzeit auf seinem Google-Plus-Profil, dass man sehr aufgeregt sei, diese Geräte nun zu mehr Kunden in noch mehr Ländern bringen zu können.

Gegründet hat die Firma der ehemalige Apple-Entwickler Tony Fadell. Seine Thermostate passen sich an die Gewohnheiten der Bewohner an. Sie senken die Temperatur, wenn keiner Zuhause ist und erhöhen sie wieder, wenn man die Wohnung betritt. Und sie sehen fast aus wie Apple-Produkte. 40 000 Stück davon verkauft das Unternehmen monatlich.

Google beschränkt sich mit Nest aber nicht auf die eigenen smarten Produkte. So hat die Firma die Kompatibilitätssoftware "Works with Nest" entwickelt und arbeitet unter anderem mit dem Hausgerätehersteller Whirlpool und dem Elektronikunternehmen Jawbone zusammen, das für seine Fitness-Armbänder bekannt ist. Zudem hat die Firma den US-Netzwerk-Spezialisten Revolv übernommen.

Offene Standards für deutsche Produkte

Dass angesichts der Konkurrenz deutsche Unternehmen das Nachsehen haben, befürchtet das Bundeswirtschaftsministerium. Daher hat es eine Initiative gestartet, die sich für offene Standards und Schnittstellen einsetzt. Damit auch die höherpreisigen Hausgeräte der deutschen Firmen wie Miele und Bosch sich untereinander verbinden können und mit den Steuerungselementen verschiedener Hersteller verstehen.

Wenigstens die Wertschöpfung müsse in Deutschland bleiben, wenn schon die Hardwarehoheit aufgegeben wurde und es kein deutsches Google oder Apple mehr geben werde, heißt es aus dem Ministerium.

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