Umstrittenes iPhone-Spiel:Flüchtlings-App erbost Menschenrechtler

Mit dem Truck über die US-Grenze fahren, während mexikanische Flüchtlinge von der Laderampe fallen: Ein iPhone-Spiel sorgt für heftige Kritik.

Wegen der Entwicklung eines als makaber empfundenen Computerspiels hat ein Software-Unternehmen aus Boston heftige Kritik von Flüchtlingsorganisationen auf sich gezogen.

Smuggletruck-Screenshot: Sarkasmus oder ein Spiel von "schlechtem Geschmack"? (Foto: N/A)

In der iPhone-Anwendung "Smuggle Truck: Operation Immigration" müssen Spieler mit einem Lastwagen voller Migranten von Mexiko aus in die USA gelangen. Je mehr Flüchtlinge bei der wilden Fahrt durch die Wüste von der Ladefläche fallen, desto mehr Punkte werden abgezogen.

Die Idee zu dem sarkastischen Spiel habe sich aus der Frustration von Freunden ergeben, die selbst versucht hätten, in die USA einzuwandern, sagte Alex Schwartz von der Firma Owlchemy Labs.

Flüchtlingsorganisationen zeigten sich empört. Das Spiel zeuge von "schlechtem Geschmack", sagte Eva Millona, Leiterin der Massachusetts Immigrants & Refugee Advocacy Coalition.

Mexiko ist auch der Handlungsort eines anderen Spiels, das durchaus für Kritik sorgen dürfte: Der Softwarehersteller Ubisoft hat mit "Call of Juarez: The Cartel" einen Shooter angekündigt, der in der mexikanischen Stadt Juarez spielen soll.

Virtuelle Ballerei in Juarez

Der Titel "The Cartel", also "das Kartell", dürfte von vielen Bewohnern der Stadt als zynisch empfunden werden: Juarez gilt als Drogenhochburg, in der Kartelle längst die Stadt beherrschen und Sicherheitskräfte dem Treiben machtlos zu sehen müssen.

Alleine im vergangenen Jahr wurden 3100 Menschen ermordet, was dem Ort den Beinamen "Stadt des Todes" einbrachte.

"Call of Juarez: The Cartel" ist die Fortsetzung eines bekannten Western-Shooters. Die Handlung soll im Juarez der Gegenwart spielen - ob der Drogenkrieg in der Handlung eine größere Rolle spielt, ist noch nicht bekannt.

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