Test: Toshiba Folio 100:Ein Tablet sucht den Anschluss

Auch Toshiba schickt zum Weihnachtsgeschäft einen Tablet-PC gegen Apples iPad ins Rennen: Der Folio 100 ist vergleichsweise günstig. Doch ihn plagen noch einige Macken.

Lena Jakat

Die Ähnlichkeit mit dem iPad ist nur oberflächlich: Schmaler wirkt es, das auf dem Google-Betriebssystem Android basierende Tablet Folio 100 aus dem Hause Toshiba. Doch am bisherigen Marktführer soll sich die japanische Flunder, ähnlich wie das Galaxy Tab von Samsung, messen lassen.

Toshiba Folio 100

Toshiba Folio 100: Schwächen im Innenleben.

Selbstverständlich ist auch dieser Tablet-PC über ein hochauflösendes Touch-Display zu bedienen. Doch schon in der optimalen Lesestellung ist das Bild darauf nicht ganz so gestochen scharf wie bei seinem Bruder mit dem Apfel-Logo. Kippt man den Folio dann noch leicht nach hinten oder legt es gar ab, sind die Farben gleich sehr viel schwieriger auseinanderzuhalten, die Bildqualität sichtlich schlechter.

Dass Glasmonitore spiegeln, mag kaum überraschen. Allerdings ist diese Eigenschaft bei Toshibas Mini-Computer besonders ausgeprägt. Es ist ein schwieriges Unterfangen, einer zweiten Person etwa Urlaubsfotos darauf zu zeigen, Grafiken oder Texte. Aber vielleicht widerspricht solches Ansinnen auch der Philosophie der Tablet-PCs. Sie sind schließlich konzipiert für eine Welt individueller Mobilität.

Vor diesem Hintergund könnte es auch zu verstehen sein, dass die flache Wunderscheibe zwar - löblicherweise und im Gegensatz zu Apples Modell - eine Kamera besitzt. Allerdings ist diese, an der Vorderseite des Geräts angebracht, ausschließlich für Videotelefonate und -chats zu gebrauchen. Andere Menschen als sich selbst zu fotografieren, um diese Bilder anschließend möglicherweise direkt zu verschicken oder zu posten ist so mechanisch unmöglich - außer man beschränkt sich auf die Ästhetik zufälliger Schnappschüsse.

Auch muss der Toshiba-Nutzer das Gerät eher drücken denn einfach nur berühren, wenn er sich durch Einstellungsmenüs und App-Ordner tastet. Dass der Folio nicht ganz so berührungsempfindlich ist, gereicht dem 28,1cm mal 18,1 cm großen Kleincomputer aber nicht unbedingt zum Nachteil.

Während sich feinmotorisch weniger begabte User bei super-sensitiver Berührungssteuerung schon mal ungewollt in unbekannten Menüpunkten wiederfinden, bietet der Folio zumindest die Sicherheit, dass der Bildschirm-Druck auch das erwünschte Ergebnis bewirkt.

Aufgeblasenes Eingabefeld

Dementsprechend ist auch die Touch-Tastatur sehr bedienerfreundlich. Was dagegen stört, ist die unverständliche Eigenschaft mancher Eingabefelder, sich bei Berührung zur riesigen Eingabefläche aufzublähen: Gilt es zum Beispiel, ein einzelnes Passwort einzugeben, bräuchte es dafür eigentlich kein Textfeld, dass sich über die ganzen 25,7 Zentimeter der Bilddiagonale erstreckt, ohne Hinweis darauf, wo man besagtes Wort gerade eintippt.

Die Sorge, dass der Bildschirm für andere Anwendungen dagegen zu schmal sein könnte, erweist sich schnell als unbegründet: Die mitgelieferte Software skaliert pdf-Dokumente gut lesbar zurecht und die meisten Webseiten sind ebenfalls gut lesbar. Das liegt auch an dem schnellen Android-optimierten Browser Opera, der dem Tablet-Nutzer standardmäßig als Alternative zum Toshiba-eigenen Browser angeboten wird.

Auch den Folio plagt eine bekannte Kinderkrankheit: Flash kann er nicht abspielen. Allerdings sollte es der Vollständigkeit halber heißen: noch nicht. Denn Toshiba hat bereits ein Software-Update angekündigt, das bald auch interaktive Grafiken und Flash-Filmchen tadellos laufen lassen soll.

Das Manko: Ein Mangel an Apps

Weniger gewiss ist allerdings die Entwicklung des Toshiba MarketPlace, der einzigen Plattform, über die Folio-Nutzer Apps laden können.Der Grund: Die aktuelle Folio-Version besitzt weder UMTS-Empfang, noch GPS-Ortungssoftware - das wären die Voraussetzungen für die Zulassung zu Googles Android Market.

Über den Toshiba-Markt gibt es bislang nur einige hundert Apps zu laden, davon viele, die für den asiatischen Markt programmiert wurden. Schon bald will der Konzern etwa 1000 Anwendungen zur Verfügung stellen - das ist äußerst dürftig.

Ein klarer Vorteil jedoch ist, dass es der Folio erlaubt, einfach Musik, Videos oder andere Daten vom Erst-Computer zu übertragen - er kommt mit USB- und Mini-USB-Anschluss, kann sich über Bluetooth mit anderen Geräten austauschen und sich in Netzwerke einklinken. Der Speicherplatz von 16 Gigabyte kann per SD-Card-Schnittstelle erweitert werden.

Abschied vom Multitasking

Der Akku lässt dem Nutzer laut Herstellerangabe sieben Stunden ohne Aufladen Zeit - allerdings nur, wenn davon maximal vier Stunden und 33 Minuten im Netz verbracht werden. Erste Testberichte zeigten allerdings bereits wesentlich geringere Akkulaufzeiten.

Trotz seiner Makel könnte sich der Folio als ernstzunehmendes Tablet etablieren, vorausgesetzt, die nächsten Updates können einige Schwächen ausmerzen. Mit voraussichtlich 429 Euro soll er fast 100 Euro weniger kosten als Apples Tablet-PC.

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