Telekommunikation:Skype will mit Pauschalen punkten

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Der Internettelefondienst Skype sucht den Befreiungsschlag: Erstmals werden internationale Telefonate zu Festpreisen angeboten. Doch die Analysten sind skeptisch über die Erfolgsaussichten.

Thorsten Riedl

Das Tochterunternehmen des Auktionshauses Ebay stellt an diesem Montag ein Angebot vor, mit dem die Kunden über Computer oder Skype-fähige Zusatzgeräte für eine Pauschale von wenigen Euro zu herkömmlichen Festnetzanschlüssen in 34 Länder telefonieren können. "Mit diesen Paketen wollen wir es jedem einfach machen, Gespräche von Skype in die alten Telefonnetze zu führen", sagte Stefan Öberg, verantwortlich bei Skype für das Telekommunikationsgeschäft, der Süddeutschen Zeitung. "Das wird unser Wachstum beschleunigen." Analysten bezweifeln, ob das mit den Pauschaltarifen gelingt: "Entweder jemand verwendet Skype schon jetzt - oder nicht. Eine Pauschale bringt kaum neue Nutzer", sagte Dan Bieler, Branchenexperte beim Marktforschungshaus IDC.

Der Internettelefondienst Skype sucht den Befreiungsschlag. (Foto: Screenshow: sueddeutsche.de)

"Skype braucht einen Paukenschlag"

Das Pauschalangebot namens Skype Pakete dient vor allem dazu, sich schick für die eigene Mutter zu machen - oder einen möglichen Käufer. "Skype braucht einen Paukenschlag, weil sie von Ebay das Messer auf die Brust gesetzt bekommen", erklärte Philipp Geiger, Experte für den Telekommunikationssektor beim Beratungshaus Solon. Seit geraumer Zeit kursieren Gerüchte, Ebay ziehe eine Trennung von Skype in Betracht. Das Auktionshaus hat das Unternehmen vor drei Jahren für 3,1 Milliarden Dollar gekauft. Die damaligen Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Skype ist nach wie vor ein Randbereich bei Ebay.

Erst vor wenigen Monaten musste das Auktionshaus 1,8 Milliarden Dollar wegen der Tochter abschreiben und erwirtschaftete erstmals in der Firmengeschichte einen Verlust. Skype arbeitet auch fünf Jahre nach Gründung nicht profitabel, trotz steigender Nutzerzahlen und Umsätze. Ebay-Chef John Donnahoe hat Skype in einem Interview zum Wochenende eine Gnadenfrist bis zum Jahresende eingeräumt. Er wolle mögliche Synergien im eigenen Haus auf den Prüfstand stellen. Eine Neubewertung sei nicht ausgeschlossen, sollte sich dieses positive Zusammenwirken zwischen Ebay und Skype nicht einstellen, sagte er.

Das Pakete-Angebot soll Skype nun für eine breite Nutzergruppe attraktiv machen. Telefonate kosten monatlich pauschal 2,95 Euro in eines von 20 europäischen Ländern, darunter auch Deutschland und alle Nachbarstaaten. Einen Euro mehr kosten Gespräche in alle diese Länder, für 8,95 Euro gibt es Verbindungen in 34 Staaten weltweit. Der Skype-Kunde erhält zudem drei Festnetznummern, die in beliebigen Ländern geschaltet werden können. So lässt sich ein Anschluss in den Staaten, einer in England und einer hier zu Lande beantragen. Wer eine dieser Nummern anruft, wird auf den Skype-Anschluss am Computer durchgestellt - oder gratis zu einem herkömmlichen Festnetzapparat.

Konkurrenzkampf verschärft

"Wo immer ich mich aufhalte, mit den drei Nummern bin ich via Skype und meinem Laptop erreichbar", sagte Öberg. Die Laufzeit des Tarifs beträgt 30 Tage, die Skype-Rufnummern bleiben für 90 Tage reserviert, bevor diese an den nächsten Kunden gehen. Die Pakete sind trotz beworbener Pauschale begrenzt: Dauertelefonierer, die monatlich mehr als 170 Stunden telefonieren, sind unerwünscht. Wie auch bei den etablierten Telefongesellschaften rentiert sich ein Pauschaltarif bei Skype nur bei häufigem Gebrauch. So kosten Gespräche auf einen deutschen Festnetzanschluss bei Skype bislang 0,02 Euro. Wer die innerdeutsche Pauschale nutzt, muss umgerechnet also monatlich mindestens zweieinhalb Stunden über Skype zu einem Festnetzanschluss telefonieren.

Gespräche zwischen Skype-Nutzern per Computer bleiben weltweit kostenlos. Den Massenerfolg des Pakete-Angebots erschwert Branchenkennern zufolge, dass die Mehrzahl der deutschen Telefongesellschaften eigene Pauschaltarife zusammen mit DSL-Internetverbindungen vermarkten. So kostet bei Hansenet die Telefonpauschale für Deutschland fünf Euro zusätzlich, bei Arcor werden vier Euro fällig, um 25 Länder weltweit zu erreichen. Telefoniert wird bei beiden über den gewohnten Apparat. Bieler sieht den Vorstoß von Skype daher eher defensiv als offensiv. "Skype merkt, dass traditionelle Anbieter dicht folgen."

© SZ vom 21.4.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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