Technik der Zukunft:Wenn das Auto sich selbst überholt

Ob ein Roboter-Auto oder die Wohnung, die mitdenkt: Die Technik der Zukunft verspricht, das Leben der Menschen komfortabler zu machen. Doch welche Visionen sind realistisch, was bleibt ein schöner Traum? Eine Prognose

Bildern.

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3D-Gesichtsscanner im Siemens Airport Center, 2005

Quelle: dpa/dpaweb

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Gesichtserkennung mit Datenabgleich

Facebooks Gesichtserkennung in Fotos war wohl nur der Anfang einer Entwicklung, die Datenschützer sehr kritisch verfolgen. Die Technik ist bereits soweit, dass Gesichter auf Bildern erkannt und ziemlich genau zugeordnet werden können. Das weiß jeder, der Fotosoftware wie iPhoto oder Picasa nutzt.

Theoretisch könnte man so auch fremde Menschen identifizieren. Einfach ein Foto mit dem Smartphone machen und schon wird es mit der Datenbank im Internet abgeglichen. Bei Gebäuden oder Sehenswürdigkeiten klappt das jetzt schon. Google verzichtete aber aus Datenschutzgründen darauf, eine solche Gesichtserkennung in sein Smartphone-Betriebssystem einzubauen.

Prognose

Datenschützer sehen die Entwicklung schon jetzt kritisch, daher erscheint es unwahrscheinlich, dass die Politik auf Dauer tatenlos einem solchen Eingriff in die Privatsphäre zusehen würde. Die ersten Gesetze könnten bereits in naher Zukunft auf den Weg gebracht werden.

Tiny radio frequency identification computer chips with the needles used to implant them under the skin

Quelle: REUTERS

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Mikrochips unter der Haut

Radio Frequency Identification Chips oder kurz RFID-Chips schleichen sich immer mehr in unseren Alltag ein. Auf ihnen können wichtige Daten gespeichert werden, die berührungslos aus kurzem Abstand auslesbar sind.

Im Personalausweis sind darauf biometrische Daten gespeichert und in einigen Bibliotheken werden Bücher mittels dieser Chips registriert. Auch in Smartphones finden sich immer öfter ähnliche Chips, die vor allem das bargeldlose Bezahlen ermöglichen.

Doch werden wir die Chips in Zukunft auch unter unserer Haut implantiert haben? In eine reiskorngroße Hülle verpackt können sie mittels einer Spritze in den menschlichen Körper gepflanzt werden. Dann wäre es mit einer einfach Handbewegung möglich Türen zu öffnen oder sich in Computer einzuloggen, ohne andauernd neue Passwörter auswendig lernen zu müssen.

Prognose

Datenschützer protestieren schon jetzt gegen den alltäglichen Einsatz von RFID-Chips: Würde eine solche Technik in den menschlichen Körper implantiert, könnten auch genaue Bewegungsprofile erstellt und eine lückenlose Überwachung umgesetzt werden. Das steht in keinem Verhältnis zu den Vorteilen - weshalb der massenhafte Einsatz solcher Implantate auch in Zukunft eher unwahrscheinlich erscheint.

Google schickt Roboter-Autos auf die Straßen

Quelle: dpa

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Autos ohne Fahrer

U-Bahnen ohne Lokführer und Flugzeuge, die vollautomatisch landen können - daran hat sich der moderne Mensch bereits gewöhnt. In Zukunft sollen aber sogar Autos ganz von allein den Weg zum Ziel finden.

Verschiedene Forschungslabore beschäftigen sich mit den Roboter-Autos, unter anderem bei Herstellern wie GM oder VW, an den Universitäten von Braunschweig und Berlin, aber auch bei Google. Der Internetkonzern hatte im Herbst 2010 bekanntgegeben, bereits seit Monaten eine vollautomatische Fahrzeugflotte im alltäglichen Verkehr zu testen.

Prognose

Weniger Unfälle und keine nervigen Staus mehr. Das erhoffen sich die Entwickler, denn die Computer könnten viel effektiver eine optimale Fahrweise berechnen. Das käme letztendlich auch der Umwelt zu Gute, aber ob jeder Fahrer gerne den Lenker aus der Hand gibt? Hinzu kommt auch ein Versicherungsproblem: Wer haftet, wenn das automatische Auto doch einmal einen Unfall verursacht? Die Chancen, dass die Technik sich durchsetzt, liegen deshalb wohl bei 50:50.

computer grafik

Quelle: SZ-Grafik

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Cloud Computing

Die Idee des Cloud Computing: Alle möglichen Geräte vom Smartphone bis zum Auto sollen mit dem Netz verbunden sein, auch die Rechenleistung findet nicht mehr auf dem Rechner, sondern im Netz statt. Ein Nebeneffekt: Alle Daten bleiben synchron, egal, von welchem Computer ein Nutzer darauf zugreift.

Dienste wie Amazons Cloud Drive, Googles Musikservice oder Apples iCloud ermöglichen Privatkunden von überall auf die eigenen Daten zuzugreifen, im Firmenbereich wird Rechenleistung ebenfalls immer häufiger gemietet. Der eigene Computer ist also nur noch das Hilfsmittel, mit dem man auf die Wolke im Netz zugreift.

Prognose

Die Technik ist da und steht mehr und mehr Kunden zur Verfügung. Bis es allerdings soweit ist, dass das Benutzen der Cloud für jeden alltäglich ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen - vor allem, weil Sicherheitsbedenken herrschen und rechtliche Fragen zu klären sind.

Datenautobahnen fuehren am laendlichen Raum vorbei

Quelle: ddp

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Breitband für alle

Damit die Vision des Cloud-Computing überhaupt funktionieren kann, benötigt jeder einen breitbandigen Internetanschluss. Hier ist es Aufgabe von Politik und Telekommunikationsanbietern die nötige Infrastruktur zu schaffen.

Der Ausbau von Glasfaserleitungen und die Verbreitung des neuen Mobilfunkstandards LTE sollen helfen, auch die vielen ländlichen Gebiete an das Breitbandnetz anzuschließen und die Kapazitäten zu erhöhen.

Prognose

Der Internetzugang wird künftig genauso zur Grundversorgung gehören, wie der Wasser- und Stromanschluss. Daran scheint heute wohl niemand mehr zu zweifeln, auch wenn der Ausbau mitunter schleppend voran geht.

Spaciges Fahrzeug aus dem USB-Stick

Quelle: picture alliance / dpa

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Der 3-D-Drucker

Der Corpus dieses Fahrzeugs wurde an einem sogenannten 3-D-Drucker erstellt. Das Modell wurde an der Hochschule für angewandte Wissenschaft in Hildesheim in einem CAD-Programm designed, um dann von einer Art Kunststoffspritzmaschine Schicht für Schicht "ausgedruckt" zu werden.

Viele Visionäre sehen in Zukunft solche 3-D-Drucker bei den Menschen zu Hause stehen. So könnte jeder nach Belieben 3-D-Objekte am PC erstellen und ausdrucken, um etwa ein Ersatzteil schnell selbst nachzubauen oder zum Beispiel Alltagsgegenstände zu fabrizieren. Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt.

Prognose

Vor etwa drei Jahren kosteten 3-D-Printer noch 5000 Dollar - viel zu teuer für den Hausgebrauch. Inzwischen gibt es bereits Bausätze der Geräte für knapp tausend Dollar. Die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest Künstler und Designer demnächst so einen Kasten zu Hause haben werden, liegt wohl bei mehr als 75 Prozent.

Mit dem Bosch Europa-Backofen kommt die internationale Küche ins Haus - vollautomatisch!

Quelle: obs

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Das intelligente Zuhause

Wenn das Haus schon standardmäßig mit dem Internet verbunden ist, warum dann nicht den Haushalt selbst vernetzen? Die aus der Ferne steuerbare Heizung oder der mitdenkende Kühlschrank ist ein Traum, der unter dem Stichwort "vernetztes Wohnen" längst auf Messen präsentiert wird.

Bisher waren solche Systeme aber entweder viel zu teuer oder schlicht zu unkomfortabel. Preiswertere Hardware, aber auch der Trend zum energiesparenden Bauen und neue Bedienkonzepte in Geräten wie Tablet-PCs, scheinen der Idee nun neuen Auftrieb zu verleihen.

Prognose

Wenn es der Industrie gelingt mit dem smarten Zuhause tatsächlich mehr Komfort in den Wohnraum zu bringen, wird sich die Technik wohl schnell durchsetzen - und damit auch für normale Menschen erschwinglich werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich so kommt liegt wohl bei etwa 70 Prozent.

Wissenschaftler entwickeln neue Handprothese

Quelle: dpa

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Neuroprothesen

Elektrische Vorgänge in den menschlichen Nervenbahnen und im Gehirn sorgen dafür, dass wir uns Dinge lange merken oder auch Temperaturen unterscheiden können. Bei Krankheiten wie Parkinson sind genau diese neuronalen Verbindungen gestört. Mit Hilfe von Neuroprothesen hoffen Forscher künftig diese Verbindungen wieder herzustellen.

Dabei sollen eingepflanzte Mikrochips die Vorgänge im Gehirn imitieren. Schon jetzt funktioniert diese Technik gut in modernen Handprothesen, in denen spezielle Chips die entsprechenden Gehirnsignale erkennen und umsetzen. Die Betroffenen können mittels Gedanken so auch feinfühlige Aufgaben erledigen, wie ein Brot zu halten, ohne es zu zerdrücken. Auf ähnliche Weise können auch schon Gelähmte einen Computer bedienen oder Blinde über einen Retina-Chip wieder teilweise sehen.

Prognose

In Zukunft sollen so auch direkt im Gehirn gestörte Areale wieder hergestellt werden, um Erinnerungslücken zu überbücken. Erst kürzlich ist das einem Forscherteam der University of Southern California in Versuchen an Ratten gelungen. Doch die Forschung steht hier erst am Anfang und hat noch mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Vision schnell Realität wird, ist vorerst also eher gering.

Kinder mit Herzfehlern

Quelle: dpa

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Fernoperationen

Schon seit Jahrzehnten forschen Mediziner an Möglichkeiten, wie Ärzte aus der Ferne ihren Patienten helfen können. Gerade für Einsatzbereiche wie der Raumfahrt, im Militär oder einfach in schwach besiedelten Gebieten wird fieberhaft nach Lösungen gesucht.

So können Schlaganfallpatienten, bei denen es um jede Minute geht, schon heute auch in kleineren Krankenhäusern behandelt werden. Der Spezialist wird per Videotelefonie zugeschaltet, hat Zugriff auf die medizinischen Daten und gibt die entsprechenden Anweisungen.Bei der Telechirurgie würde ein Arzt einen Operationsroboter aus der Ferne steuern.

Prognose

Zwar gibt es bereits heute Roboter, die Standardvorgänge bei Knie- und sogar Herzoperationen übernehmen, doch bis tatsächlich ein Roboter eine komplette Operation ferngesteuert durchführen kann, müssen noch viele Hindernisse überwunden werden. Nicht zuletzt auch die Angst des Patienten davor, von einer Maschine operiert zu werden.

Untersuchung in einem Genlabor, 2003

Quelle: dpa

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Gentest für alle

Diese Zukunftsvision ist in Teilen bereits Realität. An den Genen lässt sich viel ablesen. Nicht nur Verwandschaftsverhältnisse können geklärt werden, sondern auch die Frage nach möglichen Veranlagungen. Doch bisher waren solche Tests langwierig und teuer.

In den USA bieten inzwischen schon verschiedene Firmen für knapp 200 Dollar Gentests an. Dabei kann jeder, auch ohne medizinische Begründung, eine Speichelprobe einsenden und kann die Analyse seines Gencodes wenige Wochen später im Internet einsehen. Dabei wird einem dann auch mitgeteilt, wie gefährdet man ist, an Brustkrebs, Alzheimer oder anderen Erbkrankheiten zu erkranken.

Prognose

Kritiker bemängeln, dass ein solcher Test ohne die fachärztliche Beratung und Betreuung schwere Folgen haben könnte. Ein Gentest könne keine Aussage darüber geben, dass man tatsächlich krank wird. Trotzdem könne die Verunsicherung bei vielen Menschen schwere psychische Folgen haben, etwa Depressionen auslösen. Ob sich der Instant-Gentest auch bei uns durchsetzen wird, bleibt also fraglich.

© sueddeutsche.de/ Lukas Köhler/mri
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