Tastatur fürs iPad:Wenn XL-Finger auf einen Touchscreen treffen

Tablet-Computer mit berührungsempfindlichem Bildschirm sind jetzt der letzte Schrei. Aber wer schon einmal versucht hat, auf einem Tablet zu schreiben, wünscht sich schnell wieder eine Tastatur. Zum Glück gibt es eine passende.

Thorsten Riedl

Logitech Ultrathin Keyboard Covers

Das Ultrathin Keyboard Covers von Logitech

(Foto: Logitech)

Lieber Leser, ich gestehe zu Beginn, manchmal habe ich keinen blassen Schimmer, was du willst. Beispiel Netbook. Was war das für ein Trubel vor fast fünf Jahren, als Asus den EeePC vorstellte, andere folgten. Die Geräte waren klein, oft die Displays zu klein, und langsam, oft zu langsam. Als Reiseschreibmaschine taugten Netbooks. Zu nicht mehr.

Und heute? Niemand spricht mehr von Netbooks. Sitze ich in der Bahn und schreibe mit meinem Samsung N150 ernte ich seltsame Blicke - vor allem vom Nachbarn, der sein Tablet streichelt, in der Regel eines mit Apfel-Logo natürlich. Tablet-Computer mit berührungsempfindlichem Bildschirm sind jetzt der letzte Schrei. Aber hast du, werter Leser, schon einmal versucht, einen qualifizierten Text auf einem Tablet zu erstellen? Was für ein Graus ...

Blindtippen auf dem iPad funktioniert so gut wie gar nicht, weil die Finger keine Tasten, ja, ertasten können. Forscher arbeiten daran, auf dem Markt gibt es derartiges noch nicht. Unter Android, dem Handy- und Tabletsystem von Google, schaut es wenig besser aus. Einen großen Vorteil gibt es dort: Die Tastatur-Software ab Werk lässt sich bei Android austauschen.

So kann ich Thumb Keyboard empfehlen: Das Programm teilt die Tastatur in zwei Abschnitte, die sich von beiden Seiten bequem mit dem Daumen erreichen lassen. Das Tippen funktioniert dann immer noch nicht im vom blinden Schreiben gewohnten Tempo, immerhin aber lässt sich so Blackberry-Komfort beim Eingeben erreichen.

Dem zum Trotz: Dieser Text entsteht auf einem iPad und zwar recht komfortabel dank des Ultrathin Keyboard Covers von Logitech. Es handelt sich um einen Zwitter: unten Hülle, oben Tastatur (und es schwimmt sogar in Milch[höhö]).

Es ist wirklich recht dünn mit einer Höhe von nur acht Millimetern. Ansonsten hat es genau die Maße eines iPad, um das Display vollständig abzudecken. Der Tablet-Computer steht beim Schreiben in einer Rille des Covers, leicht schräg und relativ sicher. Es passen laut Logitech iPad 2 und 3.

Gumminoppen an den Ecken

Die Hülle funktioniert ähnlich wie das Smartcover von Apple. Mittels eines Magneten sitzt sie recht sicher auf dem Display des iPad. Öffnet man das Keyboard Cover, geht das iPad automatisch an. Vier kleine Gumminoppen an den Ecken sollen dafür sorgen, dass die Tastatur nicht auf dem Bildschirm des Tablet aufliegt. Das funktioniert recht gut. Auch die Rückseite bleibt durch das Cover ungeschützt, für mich kein Zustand, deshalb habe ich das Keyboard Cover stets nur mit einer weiteren Stoffhülle benutzt.

Das Logitech-Produkt verbindet sich via Bluetooth mit dem iPad. Die Nahfunkverbindung klappt zuverlässig. Nach kurzer Zeit geht das Tastaturcover in Standby, um Strom zu sparen, nach einem Tastendruck verbindet es sich wieder. Das Logitech-Gerät bezieht Energie über einen eingebauten Akku, der via Micro-USB-Anschluss geladen wird. Er soll laut Hersteller sechs Monate halten bei einer täglichen Nutzungsdauer von im Schnitt zwei Stunden. Solange durfte ich das Testgerät nicht behalten ...

Auf der Tastatur tippt es sich auch mit XL-Männer-Fingern angenehm. Die Tastaturbelegung entspricht im Grossen und Ganzen der vom Desktop-Computer gewohnten. Über der obersten Ziffernreihe befinden sich einige Sonderfunktionen wie das Aufrufen des iPad-Homescreens, Copy und Paste oder das Steuern der Musikwiedergabe. Durch die flache Rückseite des Covers lässt es sich hervorragend auf den Knien schreiben, sicher ein Vorteil für den modernen Roadwarrior. Die Rückseite ist aus Aluminium und wirkt entsprechend wertig.

Drei Mankos bleiben: der ungenügende Schutz durch ein Produkt, das sich selbst als Cover bezeichnet. Hinzu kommt der Preis. Gut 100 Euro verlangt Logitech für die Tastaturhülle. Mittlerweile ist der Preis schon 20 Prozent gefallen. Trotzdem: Wie so viele Hersteller scheint auch bei Logitech das Motto zu gelten, wer sich ein iPad leisten kann, der schaut auch beim Zubehör nicht so genau auf die Kosten.

Zum Vergleich: Mein eingangs beschriebenes Netbook gab es im Ausverkauf, weil eben kein normaler Mensch mehr Netbooks kauft, für gerade mal 150 Euro. Und auf dem Gerät habe ich das komplette Office-Paket geladen. Bei Tablets von Google und Apple muss ich immer damit leben, dass ich höchstens in einem Programm Texte schreiben, Tabellen berechnen oder Präsentationen planen kann, das dem Quasi-Standard Office von Microsoft nahe kommt.

Passgenauigkeit zum iPad

Schließlich stört mich etwas, was viele sicher als Vorteil auslegen: die Passgenauigkeit zum iPad. Natürlich ist das angenehm, allerdings behalte ich meine Gadgets selten länger als sechs Monate. Dann ist es jedes Mal ein Ärgernis, dass ich nicht nur das Gerät mit Preisabschlag verkaufen, sondern Zubehör praktisch umsonst dazu liefern muss. Klar, Clevere überspringen jeweils eine Produktgeneration, haben trotzdem ausgereifte Geräte und sparen viel, viel Geld. Irgendwann schaffe ich das auch. Aber bis dahin muss ich leiden ...

Meine Lösung zum Tippen auf Tablet, Smartphone oder Mediaplayer bleibt deshalb: die GeneralKeys Bluetooth-Mini-Tastatur. Den Hersteller GeneralKeys werden die wenigsten kennen, ich vorher auch nicht, aber diese Tastatur gibt es für weniger als 30 Euro. Sie funktioniert mit allerlei Gadgets verschiedenster Generation, unabhängig vom Apple- oder Google- oder Was-immer-da-noch-kommen-wird-Lager.

Denn dafür war ein Standard wie Bluetooth ursprünglich mal gedacht, nämlich unabhängig vom Hersteller zu funktionieren. Produkte, die auf nur ein Gerät maßgeschneidert werden, pervertieren diese Idee ein ganz klein wenig - auch wenn das Ultrathin Keyboard wirklich hübsch und praktisch daherkommt.

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