Streit zwischen Google und belgischen Verlagen:Klickfrieden mit Vorbildcharakter

Jahresrueckblick 2012: November

Internetkonzern Google: Zur Zahlung bereit 

(Foto: dapd)

Eine jahrelange Auseinandersetzung geht zu Ende: Google und die belgischen Zeitungsverlage haben sich im Streit um Textausschnitte aus Nachrichtenartikeln geeinigt. Der Suchmaschinenkonzern überweist künftig Geld an die Verlage - allerdings nicht für deren Texte.

Von Johannes Boie

Der Internetkonzern Google und belgische Zeitungsverlage haben eine Vereinbarung geschlossen, in der der Umgang mit kurzen Textausschnitten geregelt wird. Die Vereinbarung könnte Vorbildcharakter für Deutschland haben, wo zwischen Verlagen und Google seit langem heftig gestritten wird.

Sowohl in Belgien als auch in Deutschland stehen "Snippets" im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Das sind kleine Textausschnitte aus Nachrichtenartikeln der Verlage, die Google verwendet, um sie auf Internetseiten wie Google News als Suchergebnisse zu präsentieren. Ein Nutzer, der dann auf den Textausschnitt klickt, landet auf der Nachrichten-Webseite, der der jeweilige Ausschnitt entnommen wurde. Strittig ist in Deutschland bislang, ob Google für die Verwendung dieses Textausschnittes Geld bezahlen sollte. Der Gesetzesvorschlag eines Leistungsschutzrechts, der genau dies vorsieht, wird von Google heftig bekämpft und von deutschen Verlagen, auch dem der SZ, gefordert.

Google ist zahlungsbereit

Die Vereinbarung in Belgien, die Google mit allen Verlagen in der Rechteverwertungsgesellschaft Copiepresse geschlossen hat, sieht nun zunächst einmal vor, das Schlachtfeld zu verlagern. Google wird finanziellen Ausgleich leisten, aber nicht direkt als Bezahlung pro Snippet, sondern vor allem in Form von Anzeigenschaltungen in den Medien der Verlage. Darüber hinaus habe man vereinbart, heißt es in einem Blogartikel von Belgiens Google-Chef Thierry Geerts, Maßnahmen zur "Erhöhung der Verlagseinkommen" umzusetzen, indem man die Verlage dabei unterstützen würde, ihre Texte künftig mehr zu verkaufen und weniger gratis anzubieten.

Damit sind zwei Dinge klar, womöglich auch für den deutschen Markt. Erstens ist Google grundsätzlich bereit, für die Verwendung der Snippets eine Gegenleistung zu erbringen. Und zweitens: Ganz ohne Google geht es für die Verlage derzeit eben auch nicht. Dafür spricht auch die Historie des Konfliktes in Belgien, wo die Auseinandersetzung über Jahre hinweg noch heftiger geführt worden ist als in Deutschland; bereits 2006 hatten die belgischen Verleger in der Sache gegen Google vor Gericht gewonnen. Der Internetkonzern demonstrierte auch seine Macht, als er daraufhin überhaupt nicht mehr auf die Nachrichtenseiten der Verlage verlinkte. Zahlreiche Besucher einer Nachrichtenseite werden nämlich von Google erst zu dem Angebot gebracht.

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