Streit um den Namen:Apfel gegen Apfel

Die Stadt New York will mit einem neuen Apfel-Logo für sich werben. Der Computerkonzern Apple ist erbost.

Titus Arnu

Seit Urzeiten haben Menschen nichts als Ärger mit Äpfeln. Adam und Eva klauen Obst vom Baum der Erkenntnis - und schon geht es moralisch abwärts mit der Menschheit. Aphrodite bekommt einen Apfel mit der Aufschrift "Der Schönsten" - und löst so den Trojanischen Krieg aus. Schneewittchen beißt in einen Apfel - und fällt sofort ins Koma.

Apple

Streit um den Big Apple. Die Stadt New York will nun auch wie der Computerkonzern Apple mit einem Apfel für sich werben.

(Foto: Foto: AFP)

Wer mit Apfel-Symbolen hantiert, sollte also extrem vorsichtig sein, denn die Früchte sind mit Bedeutungen überfrachtet. Das zeigt sich gerade wieder an einem Streit zwischen der Stadt New York und dem Computerkonzern Apple. Beide werben seit Jahren mit stilisierten Äpfeln. Nun hat ein neues Apfel-Logo der Marketingfirma NYC & Co den Unmut der kalifornischen Computerfirma geweckt.

Das Apfel-Symbol wurde im Auftrag der Stadtverwaltung New Yorks überarbeitet, angeblich um das Umweltbewusstsein der Stadtbewohner zu stärken und sie zum Energiesparen zu bewegen. In Anspielung auf "Big Apple'", den Spitznamen der Stadt, läuft die Kampagne unter dem seltsamen Schlagwort "infinity apple" - Unendlichkeitsapfel. Um diesen ohnehin schon stark abstrakten Zusammenhang weiter zu verrätseln, haben kreative Werbedesigner das mathematische Zeichen für unendlich, eine liegende Acht, in der Form eines Apfels gezeichnet.

Der neue Stadt-Apfel habe jedoch zu viel Ähnlichkeit mit dem Computer-Apfel, der seit 1977 als Apple-Logo genutzt wird, findet die Computerfirma, sie will die Stadt New York mit einer Beschwerde beim US-Markenamt von der Einführung des neu gestalteten Symbols abhalten. Die Apfelsilhouette mit Biss wurde 1976 von Regis McKenna für den Computerkonzern entworfen und im Laufe der Jahre immer weiter vereinfacht.

Apfel gegen Apfel

Das New York Convention and Visitors Bureau, die Tourismuszentrale der Stadt, verwendet den Apfel seit den siebziger Jahren als Signet, und erstaunlicherweise gab es keine Proteste dagegen. Dafür stritt sich Apple aber schon mal mit den Beatles um einen anderen Apfel. Im Jahr 2003 hatten die noch lebenden Bandmitglieder Paul McCartney, Ringo Starr und die Erben von John Lennon und George Harrison den Elektronikkonzern verklagt. Zwar hatten die Beatles und Apple 1991 ein Abkommen über die Namensrechte geschlossen, doch als Apple 2001 den digitalen Musikspieler iPod und das Downloadportal iTunes startete, wurde der Konflikt neu angefacht. Apple habe den guten Namen des britischen Plattenlabels benutzt, um mehr Musikstücke zu verkaufen, beschwerten sich die Beatles-Erben.

NYC & Co-Sprecherin Kimberly Spell findet, "dass das Design des Unendlichkeitsapfels und seine Botschaft einzigartig und unverwechselbar sind und nicht gegen die Apple-Marke verstoßen." Auf historisch verbürgtes Recht kann sich jedenfalls keiner der Kontrahenten berufen. Denn der Ursprung des Apfelsymbols liegt sowohl im Fall der Stadt als auch im Fall des Elektronik-Konzerns im Reich der modernen Legenden.

Das erste Apple-Logo war eine barock wirkende Zeichnung im Stil eines Kupferstichs, das Isaac Newton unter einem Apfelbaum zeigte; es soll sich laut Firmen-Mythos um eine Anspielung auf die Entdeckung der Schwerkraft durch einen fallenden Apfel handeln. Von dem ursprünglichen Entwurf blieb nur die Frucht.

Über New Yorks Beinamen Big Apple existieren viele Theorien. Die plausibelste davon besagt, der Name sei auf ein Bordell zurückzuführen, das von einer gewissen Evelyn Claudine de Saint-Évremond Anfang des 19. Jahrhunderts geleitet wurde. "Einen Bissen von Eves Äpfeln genießen" wurde innerhalb ihrer Klientel ein geflügeltes Wort. Der aktuelle Apfelstreit geht also tatsächlich auf Adam und Eva zurück - und somit auf den ersten Apfel, mit dem der ganze Ärger begann.

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