Strategiedebatte:Sollte Google Smartphones bauen?

Die Technologieseite "Business Insider" berichtet, dass Google künftig wie Apple selbst Smartphones und Tablets herstellen möchte. Der Einstieg in das Hardware-Geschäft verspricht hohe Gewinnmargen, könnte aber dem Mobilsystem Android schaden. Welchen Weg wählt der Internetkonzern?

Johannes Kuhn

A Motorola Droid phone is seen displaying the Google search page in New York

Der Handy-Hersteller Motorola besitzt 17.000 Patente, 6800 Anträge hat er zusätzlich eingereicht. Doch Google will sich offenbar nicht nur gegen Klagen der Konkurrenz schützen.

(Foto: Reuters)

Als Google im vergangenen Sommer 12,5 Milliarden Dollar für Motorola Mobility ausgab, begründete der Konzern diesen Schritt schnell mit dem Hinweis auf den reichen Patentfundus des Herstellers für mobile Endgeräte. Noch vor anderthalb Monaten erklärte Android-Entwicklungschef Andy Rubin, man wolle eine "Firewall" zwischen dem Android-Team und Motorola Mobility errichten.

Google weiß, wie misstrauisch die Konkurrenz den Kauf beäugt: Hersteller wie Samsung, HTC oder die chinesischen Smartphone-Produzenten setzen auf Android; wird Google mit Motorola Mobility selbst zum Hardware-Hersteller, könnten sie sich schnell abwenden.

Glaubt man Business Insider, ist die Entscheidung inzwischen gefallen: Zwei Quellen, die von Google über den Stand der Dinge informiert wurden, berichten davon, dass sich der Konzern inzwischen dazu entschieden hat, den Apple-Weg zu gehen und selbst Android-Phones und -Tablets herzustellen. "Google will Smartphone-Hardware und -Software designen und die Geräte dann auch verkaufen", heißt es bei Business Insider. Google selbst kommentiert die Angelegenheit nicht.

Hohe Gewinnspannen, hohe Risiken

Nun muss an den Berichten nichts dran sein (zumindest nicht, bis das gut informierte Wall Street Journal es bestätigt). Dass das Thema für Kontroversen sorgt, zeigt bereits die lebhafte wie lesenswerte Debatte in den Kommentaren von Business Insider.

Auf der einen Seite ist klar: Es wäre auf den ersten Blick Verschwendung, eine Milliardeninvestition in eine Unternehmenssparte, die eine schnelle Produktion von Mobilgeräten ermöglicht, nur für Patente oder die Herstellung von Flagship-Geräten zu nutzen (allerdings ist anzumerken, dass auch Motorola Mobilitys Set-Top-Box-Feld für Google interessant ist).

Auf der anderen Seite ist das Hardware-Geschäft zwar für hohe Gewinnspannen, aber bei Misserfolg ebenso schnell für hohe Verluste gut - und Android könnte in die Fork-Falle geraten, wie bei Business Insider vermutet wird: Wie bei Amazons Fire-Tablet könnten die Hersteller sich vom Google-Entwicklungszyklus abkoppeln und das Betriebssystem auf eigene Faust weiterentwickeln. Die Fragmentierung von Android, die ich nach wie vor für problematisch halte, wäre damit perfekt.

China muss noch zustimmen

Bald, wenn mit China das letzte Land die Übernahme kartellrechtlich absegnet, wird sich die Strategie herauskristallisieren. Inzwischen dürften die Google-Verantwortlichen auch evaluiert haben, ob bei Motorola Mobility die Bedingungen stimmen, ein Qualitätsprodukt anzubieten und Margen zu erzielen, die nah an denen von Apple und Samsung liegen.

Aber wäre der Einstieg wirklich eine gute Idee? Ich bin auf Meinungen zu einem möglichen Google-Einstieg ins Hardware-Geschäft sehr gespannt. Diskutieren Sie in den Kommentaren, bei Google Plus oder bei Twitter (Hashtag #googlehw).

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