Steemit:Dieses soziale Netzwerk bezahlt seine Nutzer

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Die Kryptowährung Bitcoin basiert auf der Blockchain-Technologie, mit deren Hilfe das soziale Netzwerk Steemit Geld an seine Nutzer ausschüttet. (Foto: dpa)

Facebook verdient an den Daten seiner Mitglieder - Steemit beteiligt sie am Gewinn. Je erfolgreich das Posting, desto mehr Geld erhält der Absender.

Von Michael Moorstedt

Ein Bündel Papier, ein Klumpen Gold, ein Sack Blumenzwiebeln - Dinge haben den Wert, den die Menschen ihnen zubilligen. Momentan erinnert die Aufregung um das Cybergeld Bitcoin an die Tulpenmanie im Holland des 17. Jahrhunderts. Das beweisen nicht nur dessen exponentielle Wertsteigerung, sondern auch Meldungen darüber, dass für eine Bitcoin-Transaktion der monatliche Stromverbrauch eines deutschen Einpersonenhaushalts aufgewandt wird.

Zum Glück kann sich so gut wie jeder seine eigene Kryptowährung schaffen. Ned Scott und Dan Larimer haben genau das gemacht. Sie nennen sie Steem. Hier wie dort werden die einzelnen Einheiten elektronisch generiert. Aber Scott und Larimer haben rund um ihr Digitalgeld ein soziales Netzwerk gebaut. Steemit heißt die Webseite, die sich im Beta-Stadium befindet. In Kategorien wie Fotografie, Kunst oder Essen tun Menschen ihre Meinungen kund, einzelne Beiträge können bewertet oder kommentiert werden.

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Neu an Steemit ist, dass es seine Nutzer - momentan sind etwa 350 000 Accounts registriert - für ihre Aktivitäten bezahlt. Bislang lautet das als allgemeingültig akzeptierte Geschäftsmodell, dass die von Nutzern generierten Inhalte den sozialen Netzwerken Milliarden an Werbeeinnahmen einbringen, die Menschen, die das System in Bewegung halten, aber leer ausgehen.

Steemit hat bislang 30 Millionen Dollar an seine Nutzer ausgeschüttet

Steemit ist anders. Je erfolgreicher ein Posting ist, desto mehr kann der Autor verdienen. Seit dem Start hat das Netzwerk Digitalmünzen im Wert von rund 30 Millionen US-Dollar an seine Nutzer ausgeschüttet. Der gesamte Markt ist knapp das Zehnfache wert - der Wechselkurs kann schwanken.

Die Idee ist nicht neu. Ein ähnliches Umverteilungssystem hat der Netz-Althippie Jaron Lanier 2013 in seinem Buch "Wem gehört die Zukunft?" gefordert: Persönliche Daten nur gegen Bares. Für jedes Foto vom Mittagessen auf Instagram, für jeden obskuren Gedanken auf Twitter sollten Mikrobeträge gezahlt werden. Auf Dauer könnte so eine neue digitale Mittelschicht entstehen, hoffte Lanier. Damals lief die Aufmerksamkeitsökonomie aber auch bei Weitem noch nicht so hochtourig wie heute.

Inzwischen werden sogar Forderungen nach einer Besteuerung der Datennutzung laut. Immerhin werden Schätzungen zufolge durch die Gesamtheit der Interaktionen, die ein Nutzer mit einem Netzwerk wie Facebook pro Jahr hat, etwa 1000 Dollar generiert. Wie wäre es, fragen Datenschützer, wenn man eine Abgabe von nur einem Prozent erheben und damit etwa den Breitbandausbau finanzieren würde? Selten hat die Idee einer Mehrwertsteuer verlockender geklungen.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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