Spiele-Klassiker im Browser:Vorsicht, Suchtgefahr!

Olympische Winterspiele, von Außerirdischen entführte Wikinger, waghalsige Auto-Stunts: Das Internet-Archiv archive.org hat Tausende Spiele-Klassiker veröffentlicht - spielbar direkt im Browser. Zehn Tipps.

Von Mirjam Hauck, Matthias Huber und Hakan Tanriverdi

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Maniac Mansion

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Quelle: Screenshot: archive.org

Früher, ganz früher, da musste man Adventure-Spiele noch hauptsächlich mit der Tastatur spielen. "Benutze Schwert mit Monster", tippte man mühsam ein, um dem garstigen Ungetüm einen hoffentlich finalen Streich zu verpassen. Und dann kam "Maniac Mansion". Das Adventure aus dem Hause Lucas Arts war eines der ersten Spiele dieser Art, die hauptsächlich per Maus gesteuert wurden. Die sonst so nervig einzutippenden Verben fanden sich bequem anklickbar am unteren Bildschirmrand, eine Liste mit den verfügbaren Gegenstände griffbereit daneben.

Der Rettung von Daves (links) Freundin Sandy (nicht im Bild, weil sie ja schließlich entführt wurde) vor der verrückten Familie Edison steht somit kein Tippfehler mehr im Wege. Selbst das im ganzen Tollhaus einfach nicht auffindbare Kettensägenbenzin konnte den Kult, der um "Maniac Mansion" und seinen Nachfolger "Day of the Tentacle" entstand, aufhalten. Kein Wunder, dass Entwickler Ron Gilbert wenig Schwierigkeiten hatte, auf Kickstarter für sein neues Retro-Adventure-Projekt "Thimbleweed Park" etwa 625 000 Dollar einzusammeln.

Link: Maniac Mansion (EGA-Grafik)

Link: Maniac Mansion Enhanced

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Sim City

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Quelle: Screenshot: archive.org

Für eine ausgedehnte Mittagspause oder ein paar unbeobachtete Minuten im Büro ist "Sim City" vielleicht eine Nummer zu groß. Dafür ist das Städtebau-Spiel quasi der Klassiker schlechthin, wenn es um groß angelegte Wirtschaftssimulationen geht - kein Wunder, dass das Genre noch heute mit Spielen wie "Cities XL", "Tropico" oder eben der trotz einiger Flops nicht totzukriegenden "Sim City"-Reihe nach wie vor erfolgreich ist.

Schon dieser Urvater des digitalen Bürgermeister-Büros hat aber alles, was die Serie bis heute ausmacht. Vor allem dieses wunderbare Gefühl: Wenn plötzlich zum ersten Mal eine Stadt so richtig brummt. Kriminalität ist ok, Umweltverschmutzung erträglich, jedes Feld der Karte bebaut, die Bürger sind zufrieden, zahlen brav ihre Steuern, haben Arbeit und Vergnügungsgelegenheiten. Kurz, die Stadt, die man über ein paar virtuelle Jahrhunderte errichtet hat, ist ein schöner Ort zum Leben geworden. Bis dann plötzlich Godzilla aus dem Meer auftaucht, und alles in Schutt und Asche legt.

Link: Sim City

Matthias Huber

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Winter Games

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Quelle: Screenshot: archive.org

Olympische Spiele gibt es 2015 keine und auch die Vierschanzentournee ist gerade vorbei. Umso besser, dass sich jetzt nach rund 30 Jahren wieder "Winter Games" spielen lässt. Saß man seinerzeit am C64 des großen Bruders und ließ per Joystick den Skispringer in sagenhafte Weiten und Höhen hüpfen, muss man sich nun erst einmal damit herumschlagen, mit welchen Tasten man den Pixelsportler in die Höhe bekommt (die Leertaste löst viele, aber nicht alle Probleme). Er soll ja weiter fliegen als seinerzeit Eddie the Eagle.

Hat man endlich auch die Telemarklandung perfekt hinbekommen und sich die Goldmedaille erkämpft, wird im wunderschönen 8-Bit-Sound die Nationalhymne abgespielt. Und um möglichst realistisch zu spielen - und weil sie einfach auch am besten klingt - ertönt nun wieder häufig die UdSSR-Hymne.

Link: Winter Games

Mirjam Hauck

4 / 10

Street Fighter II

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Quelle: Screenshot: archive.org

Vorneweg: "Hadouken" und "Shoryuken", das brüllen Ken und Ryu. Ryu und Ken sind keine Brüder, ihren Kampfstil haben sie im selben Dojo erlernt, und zwar von einem Mann namens Gouken. Das sind die Antworten auf die zwei Fragen, die sich so ziemlich jeder Jugendliche gestellt haben dürfte, der "Street Fighter II" gespielt hat. Schade war und ist, dass die beste Melodie des Spiels im Level von Guile stattfindet - dessen "Sonic Boom"-Spezialattacke nur wie ein müder Abklatsch von Ryu/Ken wirkt.

"Street Fighter II" war der Trendsetter in Sachen Prügelspiele. Über die Art der Musik, die Spezialattacken, bis zu den Gimmicks, hat "Street Fighter II" in vielerlei Hinsicht den Standard gesetzt - und wurde nie so wirklich getoppt, wenn man ehrlich ist. Wer mit Vega seine Attacke plötzlich in die Tiefe des Raums verlagert, indem er auf den Maschendrahtzaun springt, weiß, was gemeint ist.

Link: Street Fighter II

Link: Super Street Fighter II

Hakan Tanriverdi

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The Lost Vikings

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Quelle: Screenshot: archive.org

Heute sind die Mitarbeiter von Blizzard die ganz Großen. Sie entwickeln Spiele wie "World of Warcraft", "Starcraft" und "Diablo" und sind spätestens seit der Fusion mit Activision einer der wichtigsten Akteure der Branche. Aber auch sie haben mal klein angefangen - nämlich 1992 als ein Studio namens "Silicon & Synapse" mit dem Spiel "Lost Vikings".

Erik, Baleog und Olaf heißen die drei wackeren Männer, die irgendwie in die Gewalt von Außerirdischen gelangt sind. Um sich zu befreien, muss der Spieler ihre unterschiedlichen Fähigkeiten (einer kann springen und rennen; ein anderer mit Schwert und Bogen kämpfen; der dritte trägt einen Schild, mit dem er Geschosse abblocken oder eine Trittleiter bilden kann) geschickt kombinieren.

Wer sich am Retro-Charme des Puzzle-Klassikers sattgesehen hat, muss für ein zeitgemäßes Gegenstück übrigens nicht lange suchen: In "Trine" bzw. dem Nachfolger "Trine 2" gilt es, einen Krieger, einen Magier und eine Diebin durch eine mittelalterliche Fantasy-Welt zu leiten. Besser wird es für Fans der Wikinger erst einmal nicht. Zumindest so lange, bis Blizzard endlich ernsthaft einen offiziellen Nachfolger vorstellt - und nicht nur, wie bereits geschehen, als Aprilscherz.

Link: The Lost Vikings

Matthias Huber

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Frogger

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Quelle: Screenshot: archive.org

In diesem Klassiker muss ein Frosch zuerst eine vielbefahrene Straße überqueren und dann noch per Baumstamm oder Schildkröte über einen Fluss schwimmen. Bis er es in die rettende Bucht schafft. Falls ihn doch mal ein Auto plattfährt oder ein Krokodil frisst, hat er noch vier weitere Leben.

Klingt simpel? Na ja, zumindest nicht in der emulierten Variante des C64-Klassikers. In den 80ern gab es wohl weder für Autos noch für Baumstämme ein Tempo-Limit. Oder zumindest nicht für jene Computerprozessoren, die für die Geschwindigkeit, mit der sich die Hindernisse über den Bildschirm bewegen, verantwortlich waren. Vielleicht lassen mit zunehmendem Spieler-Alter auch einfach die Reflexe nach. Als Grundschüler war man wohl einfach mehr auf Zack.

Link: Frogger

Mirjam Hauck

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Lemmings 2

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Quelle: Screenshot: archive.org

Der Geselle mit den grünen Haaren und der blauen Kutte steht direkt vor dem Abgrund, hat die Arme nach links und rechts ausgestreckt. "Halt, hier geht es nicht weiter", scheint er zu jedem seiner Artgenossen zu sagen, der an ihn herantritt. Jener dreht dann wortlos um, geht einfach in die andere Richtung weiter, spätestens bis ihn dort das grimmige Schicksal ereilt, vor dem ihn der Stopper so heldenhaft bewahrt hat.

Lemminge! Die klügsten sind sie ja nicht. Deshalb braucht es auch den Spieler, der sie sicher ans Ziel bringt, weil von selbst gehen sie einfach nur so lange geradeaus, bis es nicht mehr weitergeht. Er rüstet die unbeholfenen Grünschädel mit Schaufeln und anderem Werkzeug aus oder gibt ihnen gemeindienliche Aufgaben. Und wenn am Schluss genug überleben, darf er das gleiche im nächsten Hindernis-Parcours probieren.

Link: X-Mas Lemmings

Link: Lemmings 2 - The Tribes

Matthias Huber

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Stunts

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Quelle: Screenshot: archive.org

Ein kleiner Looping geht schon. Braucht man nur genug Anlauf. Vielleicht vorher eine kleine Rampe, um Fahrt aufzunehmen. Speichern, losfahren. Gas geben, Lenkrad festhalten, und auf das Beste hoffen. Vergeblich. Das Ergebnis sehen Sie auf dem Bild.

"Stunts" ist ein Rennspiel aus dem Jahr 1990. Nur dass es hier nicht um waghalsige Überholmanöver geht - wie auch, man ist ja schließlich allein auf der Strecke unterwegs -, sondern darum, den halsbrecherischen Parcours zu überleben. Und das möglichst in Bestzeit. Das Highlight: Hindernisblöcke, Sprungschanzen und eben die Loopings lassen sich im mitgelieferten Editor zu Rennstrecken zusammensetzen, die man anschließend mit dem digitalen Auto ausprobiert. Nach einem Unfall muss man von vorne anfangen. Und für so einen Looping braucht man wirklich viel Anlauf.

Link: Stunts

Matthias Huber

9 / 10

Dune 2: Kampf um Arrakis

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Quelle: Screenshot: archive.org

Haben Sie schon einmal "Command & Conquer" gespielt? "Age of Empires"? Oder eines der Blizzard-Spiele "Starcraft" oder "Warcraft"? Dann dürfen Sie den Entwicklern des Studios Westwood dankbar sein. Denn was heute als das Genre des Echtzeit-Strategiespiels bekannt ist, nahm hier 1992 seinen Anfang.

"Dune 2: Kampf um Arrakis" heißt das Spiel, das erstmals Spieler und Computergegner seine Truppen gleichzeitig befehligen ließ. Davor wurden Strategiespiele wie ein Brettspiel abgewickelt, Runde um Runde, abwechselnd und nacheinander. Klar, heute mag "Dune 2" im Vergleich mit dem E-Sport-Spiel "Starcraft 2" etwas altbacken und umständlich erscheinen. Aber nicht jede Geschichtsstunde kann von sich behaupten, dass sie auf fernen und von gewaltigen Würmern bevölkerten Wüstenplaneten stattfindet.

Link: Dune 2: Kampf um Arrakis

Matthias Huber

10 / 10

Pang

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Quelle: Screenshot: archive.org

Vorsicht, Suchtgefahr! Der Autor dieser Zeilen möchte lieber gar nicht wissen, wie viel Kleingeld er in diversen Spielhallen in "Pang"-Automaten versenkt hat. Das Spielprinzip, falls es jemand nicht kennt, ist denkbar einfach: Ein paar bunte Ballons hüpfen durch nach und nach komplexere Level. Mit einer Harpune muss der Spieler versuchen, sie zu zerstören. Das Problem: er kann mit der Harpune nur senkrecht nach oben schießen und darf von den Bällen nie berührt werden. Wird ein Ball getroffen, zerspringt er in zwei kleinere, die kleineren wiederum in noch kleinere, und diese noch kleineren dann in die kleinsten. Dazu kommt ein Zeitlimit, und fertig ist der kurzweilige Stress. Und in die Spielhalle muss man dank des "DOSBox"-Emulators heutzutage dafür auch nicht mehr.

Link: Pang

Matthias Huber

© Süddeutsche.de/mahu
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