Soziale Netzwerke:Scheidungsanwälte durchschnüffeln Facebook

Verheiratete Facebook-Nutzer mit einem Hang zu Affären haben ein Problem: Immer häufiger nutzen Scheidungsanwälte die Datenspuren auf dem Freundschaftsnetzwerk.

Scheidungsanwälte reiben sich die Hände: Weil viele Menschen die Angewohnheit besitzen, auch die trivialsten Alltagsbegebenheiten im Internet zu veröffentlichen, finden sie in sozialen Netzwerken leicht Beweise für Untreue oder schlechtes Verhalten.

Massenprotest gegen Facebook

Facebook liefert oft Beweismaterial für Scheidungsanwälte.

(Foto: ag.ddp)

81 Prozent der Mitglieder des amerikanischen Verbands für Scheidungsanwälte hatte bereits mit Beweisen zu tun, die auf Facebook, Twitter oder MySpace veröffentlicht wurden.

Facebook sei dabei unangefochtener Spitzenreiter bei virtuellen Dramen, die zu einem realen Ehekrach führen, sagte Verbandspräsidentin Linda Lea Viken der Nachrichtenagentur AP.

Die Fälle, die sie dabei aufführt, zeugen von einer gewissen Naivität im Umgang mit öffentlichen Informationen. So bestritt ein Ehemann in einem Scheidungsverfahren, ein Problem mit aggressivem Verhalten zu haben. In seiner Selbstbeschreibung auf Facebook war dann jedoch der Satz "Wenn Du die Eier hast, Dich mir in den Weg zu stellen, trete ich Dich in die Unterwerfung" zu lesen.

Mama auf der Kifferparty

Eine Mutter bestreitet vor Gericht, ein Drogenproblem zu haben, veröffentlicht aber auf Facebook Bilder von sich, die sie bei Kifferpartys zeigen. Eine andere Mutter holt ihre Kinder nie zur verabredeten Zeit ab - wie sich herausstellt, spielt sie in dieser Zeit lieber Farmville oder World-of-Warcraft. Auch pikante Bilder von Ehemännern mit Frauen, die sie ihrer Partnerin gegenüber nur als "gute Freundin" ausgeben, seien zu finden.

Wie oft solche Beweise eingesetzt werden, ist umstritten: Anwälte sprechen von etwa zehn Prozent, eine Statistik der britischen Scheidungsseite Divorce Onlinegeht von 20 Prozent aus. "Wir erhalten dort wirklich gute Beweise", sagte Vilken AP, "Sie können keine komplexe Seite auf Facebook fälschen. Die Richter haben keinen Problem, solche Beweise zuzulassen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: