Smartphones:Wenn Guinea einmal klingelt

Ping-Anrufe aus Guinea

Diese Vorwahl steht für Guinea. Ein Rückruf kann teuer werden.

(Foto: SZ.de)

Anruf verpasst? Bevor Sie zurückrufen, sollten Sie die Nummer ganz genau anschauen. Die Bundesnetzagentur warnt vor Abzocke aus Afrika.

Das Handy klingelt nur Bruchteile von Sekunden. Nach dem ersten Signalton legt der Anrufer auf. Man müsste das Smartphone schon zufällig genau in diesem Moment in der Hand halten, um abheben zu können. Hinter dem verpassten Anruf steckt eine seltsame Nummer. Auf den ersten Blick könnte man sie in Nordrhein-Westfalen verorten, doch die Vorwahl lautet nicht 0224, sondern +224. Der Anruf kam aus dem westafrikanischen Land Guinea.

So geht es momentan Zehntausenden Deutschen. Ihre Smartphones klingeln und vibrieren kurz, die Nummer auf dem Display weist nach Afrika, in Länder wie Guinea, Burundi (+257) und Marokko (+212). Selbst die Polizei ist vor den Kontaktversuchen nicht sicher: Bei den sächsischen Beamten ging ein Anruf aus Tunesien (+216) auf dem Diensttelefon ein.

30 000 Beschwerden im Oktober

Wer keinen Freund hat, der gerade durch Afrika reist, sollte auf keinen Fall zurückrufen. Die Anrufer sind ähnlich seriös wie vermeintliche nigerianische Prinzen, die massenweise Spam-E-Mails verschicken. Meist handelt es sich um teure Service-Nummern, die mehrere Euro pro Minuten kosten. Die Betrüger wollen erreichen, dass ihre Opfer möglichst lange in der Leitung bleiben. Sie spielen unverständliche Bandansagen auf Arabisch oder Französisch ab, locken mit vermeintlichen Gewinnspielen oder halten die Rückrufer mit Informationen zu Paketzustellungen hin.

Die Bundesnetzagentur warnt vor solchen Ping-Anrufen. Allein im Oktober gingen etwa 30 000 Beschwerden bei der Behörde ein. Seit Beginn des Jahres waren es insgesamt knapp 45 000. Von einigen Rückrufern erbeuteten die Betrüger mehrere Hundert Euro. "Wir arbeiten eng mit ausländischen Regulierungsbehörden zusammen, um das Problem zu lösen", sagt Pressesprecherin Carolin Bongartz. "Zudem erteilen wir Rechnungslegungs- und Inkassierungsverbote. Das bedeutet, dass Netzbetreiber wie die Telekom, O2 oder Vodafone Anrufe zu bestimmten Nummern nicht in Rechnung stellen dürfen."

Beschwerden online einreichen

Opfer können betrügerische Rufnummern melden. Die Bundesnetzagentur stellt dafür auf ihrer Webseite ein Beschwerdeformular bereit. Bislang ist völlig unklar, wer dahintersteckt. Die Nummern werden wohl von Adresshändlern gekauft oder zufällig generiert.

Nicht nur in Deutschland klingeln wahllos Telefone. Auch in anderen Ländern häufen sich in diesem Jahr die Vorfälle, etwa in Irland, Südafrika oder Neuseeland. Die Abzock-Masche hat sogar einen eigenen Namen: Der japanische Ausdruck Wangiri beschreibt die Methode, einmal anzurufen und dann aufzulegen. Er stammt aus dem Jahre 2002, als eine regelrechte Wangiri-Welle das Land mit Millionen Anrufen überflutete. Wer aus Neugier zurückrief, hörte Werbung und sollte teure Abos abschließen.

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