Smartphones:Handy-Hersteller brauchen zündende Ideen

Besucher bestaunen ein Smartphone auf dem Mobile World Congress

Der Mobile World Congress in Barcelona: Staunen, was es Neues gibt

(Foto: Bloomberg)

Das Smartphone ist ein Massenprodukt geworden - beliebter sogar als der Fernseher. Für die Produzenten heißt das: Die Zeit der ständig steigenden Umsätze ist vorbei, der Konkurrenzkampf ist gewaltig. Nur wer innovativ ist, wird diesen überstehen. Größere Displays oder bessere Kameras reichen dafür nicht.

Ein Kommentar von Sophie Crocoll

Die Deutschen sind bekannt dafür, gern und viel Zeit vor dem Fernseher zu verbringen. Diese Gewohnheit haben bislang auch mobile Geräte nicht ändern können. Im vergangenen Jahr aber haben die Menschen in Deutschland zum ersten Mal mehr Geld für Smartphones als für TV-Geräte ausgegeben.

Von Bedeutung ist das, weil es deutlich macht: Das Geschäft mit den Computern im Hosentaschenformat ist zum Massenmarkt geworden - nicht nur hierzulande, sondern in allen großen Industrienationen, wie sich auch auf der Mobilfunkmesse in Barcelona beobachten lässt. Die Ära der Smartphones ist da. Für die Hersteller wird der Markt damit schwieriger.

Bislang bedeutete die wachsende Beliebtheit der Smartphones vor allem, dass sich Handyproduzenten über stetig wachsende Einnahmen freuen konnten - während das Geschäft für Hersteller von Fernsehern immer schwerer wurde. Das wird nicht so bleiben: Nun, da ihr Produkt die Massen erreicht, müssen auch Smartphone-Konzerne dafür kämpfen, ihre Geräte attraktiv zu halten. Sonst könnte der Boom, der gerade begonnen hat, schnell vorbei gehen. Und Smartphones von der nächsten bahnbrechenden Entwicklung eingeholt und überholt werden.

Viel Geld verlangen kann nur, wer cool ist

Denn der Preiskampf in Deutschland und vielen anderen Ländern ist durch den Aufstieg der Smartphones zum Massenprodukt hart geworden. Viel Geld kann da nur noch verlangen, wer das entsprechende Ansehen genießt, wer als coole Marke angesehen wird, die der Kunde besitzen will, um selbst von dem Image zu profitieren - Apple natürlich und seit einiger Zeit auch Samsung. Wer diesen Ruf einmal verloren hat oder ihn sich erst mühsam erarbeiten will, hat es schwer. Das zeigt sich beispielsweise bei Nokia.

In Barcelona hat die Firma gerade angekündigt Smartphones künftig für weniger als 200 Euro zu verkaufen. Viel mehr, das ist dem Konzern klar, würden viele Kunden derzeit nicht für ein Smartphone dieser Marke ausgeben. Ähnliches gilt auch für die ehrgeizigen chinesischen Hersteller, besonders Huawei. Lange wurde die Firma, deren Geräte bei Discountern zu kaufen waren, in erster Linie als günstiger Anbieter wahrgenommen. Kunden nun plötzlich auch Smartphones für mehrere hundert Euros schmackhaft zu machen, fällt da umso schwerer.

Konkurrenz für Apple und Google drängt auf den Markt

Einige große Hersteller wollen daher jetzt gerade ihr Angebot in Schwellenländern ausbauen. Dort besteht großes Potenzial für Wachstum, die Hälfte aller verkauften Mobiltelefone waren im vergangenen Jahr noch ganz normale Handys. Stiegen also alle Inder, Brasilianer und Chinesen auf Smartphones um, wäre das für die Hersteller ein gutes Geschäft. Allerdings müssen die Geräte dafür noch günstiger werden - Einbußen auf den Massenmärkten ließen sich damit schwer kompensieren. Auch technische Neuerungen sind kaum zu erwarten, die Smartphones werden schon allein wegen des Preises einfacher angelegt sein als teure Geräte.

Dazu drängen gerade neue Wettbewerber in die Branche: Mozilla, die Stiftung hinter dem Internetbrowser Firefox, bringt im Sommer ein eigenes Betriebssystem auf den Markt mit Ubuntu wird bald sogar ein zweites offenes Betriebssystem verfügbar sein. Das ermöglicht Herstellern zwar, sich unabhängiger von Apple und Google zu machen, die den Markt dominieren. Andererseits werden sie viel Aufwand betreiben müssen, um die Kunden von den Neuerungen zu überzeugen - sie funktionieren anders als das iPhone, das viele Menschen gewohnt sind, zu bedienen. Wie schwer es ist, den beiden großen Anbietern Marktanteile abzutrotzen, zeigen Microsoft und Blackberry, die beide nur eine Nische bedienen.

Um die Kunden im Smartphone-Massenmarkt bei (Kauf-)Laune zu halten, brauchen die Hersteller Innovationen. Was die Geräte selbst betrifft, sind Neuerungen in den vergangenen Monaten weniger geworden. Die Bildschirme werden noch immer größer, die Auflösung besser, die Kameras machen schärfere Bilder. Aber die Unterschiede fallen vielen Menschen kaum mehr auf. Um sich von der Konkurrenz zu differenzieren, wird es mehr brauchen.

Möglichkeiten dazu zeigen kleine Software-Firmen in Barcelona. Sie bieten Programme an, die es beispielsweise erleichtern, Nachrichten zu verschicken, indem sie das Schreibverhalten ihres Nutzers erlernen und voraussagen, welchen Satz er formulieren will. Oder die es ermöglichen, das Handy mit Gesten zu steuern, ohne es zu berühren. In diesem Bereich können Hersteller noch Neues schaffen - und ihr Geschäft auch auf einem gesättigten Geschäft vorantreiben.

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