Handys aus Fernost:Xiaomi? Huawei? One Plus? Diese Smartphones sollten Sie sich merken

Huawei Technologies Co. Consumer Devices Division Chief Executive Officer Richard Yu Speaks At A Launch Event

Manche sehen Huawei bereits als schärfsten Konkurrenten für Marktführer Samsung: Eine Veranstaltung des chinesischen Herstellers in London.

(Foto: Bloomberg)
  • Immer mehr Konzerne vor allem aus China aber auch aus Taiwan drängen auf den Smartphone-Markt.
  • Oft bieten sie gut ausgestattete Smartphone zu vergleichsweise günstigen Preisen.
  • Insbesondere Huawei und Xiaomi machen den etablierten Marken Konkurrenz.

Von Helmut Martin-Jung

Eine aufwendige Lichtinstallation, Livemusik von einer Trommlergruppe, Drinks in allen Variationen, dazu auffallend viele junge Frauen in auffallend kurzen Röcken. Bei seinem Presse-Event in einem Münchner Club wollte der chinesische Elektronikhersteller Coolpad offensichtlich besonders tiefen Eindruck hinterlassen. Was bleibt dem Unternehmen auch übrig. Viele Technikinteressierte zucken nur mit den Schultern, wenn man ihnen diesen Namen nennt. Coolpad? Nie gehört.

Der Smartphone- und Tablet-Hersteller zählt in seinem Heimatland China zu den bekannteren und ist bei seinem Versuch, den attraktiven europäischen Markt zu erschließen, nicht allein. Da ist der Telekommunikations-Multi Huawei, mittlerweile klare Nummer drei auch auf dem Weltmarkt, da ist der schillernde Aufsteiger Xiaomi, der ebenso nach Westen schielt. Da sind Firmen wie One Plus, die mit attraktiven Geräten zu Kampfpreisen angreifen. Da sind schließlich noch Hersteller, die sich auf anderen Gebieten bereits einen Namen gemacht haben und nun versuchen, diesen Erfolg irgendwie in die Smartphone-Welt zu transferieren.

Warum Lenovo Milliarden für Motorola gezahlt hat

Lenovo etwa ist Weltmarktführer bei PCs und Laptops. Smartphones baut man dort schon seit Längerem. Um aber auch im Westen erfolgreich zu sein, kauften die Chinesen dem Internetkonzern Google die Handysparte von Motorola ab. Ein bewährtes Prinzip, denn Lenovo wurde erfolgreich, nachdem es von IBM die PC-Sparte mitsamt der bekannten Laptop-Marke Thinkpad übernommen hatte. "Die Teams der beiden Unternehmen arbeiten zusammen", sagt Oliver Ebel, der das Smartphone-Geschäft Lenovos in Europa, Nahost und Afrika verantwortet.

Motorola übernimmt dabei Forschung und Entwicklung. Zum Erfolg führen soll eine Zwei-Marken-Strategie: Handys unter der Marke Vibe, die in Osteuropa und Russland schon beachtliche Verkäufe erzielt haben, sollen das Einsteiger- und Mittelklassesegment bedienen, solche der bewährten Marke Moto das für Premiumgeräte. Sagt's und lässt sein eigenes Gerät - das als besonders robust vermarktet wird - ziemlich unsanft auf den Tisch vor ihm fallen. "Qualität", sagt Ebel, sei dabei entscheidend und nimmt das unbeschädigt gebliebene Telefon wieder an sich.

Der Mann für Lenovos Deutschlandgeschäft mit Smartphones, Lars Weisswange, früher in Diensten von Huawei, will das Augenmerk besonders darauf richten, Lenovos Werbeslogan "People first", zuerst der Mensch, mit Leben zu füllen. Zum Beispiel, indem weniger über technische Details geredet, sondern stattdessen kommuniziert werde, wie ein Handy das Leben bereichern könne. Dass es zum Beispiel nicht gleich kaputtgeht, wenn es mal runterfällt. Genauso, wie sein Chef das vorgemacht hat.

Acer will vom Computer- zum Smartphone-Hersteller werden

Aus einer ähnlichen Position kommt der Hersteller Acer aus Taiwan. Bei Laptops, Spiele-PCs und Digitalprojektoren ist Acer einer der größten Anbieter auch in Europa, und die Frage, die man beantworten will, geht so: "Wie überträgt man die Kompetenz bei Computern aufs Geschäft mit Smartphones?", sagt Firmenchef S. T. Liew. Liew, der in Großbritannien studiert hat, warnt vor übertriebenen Hoffnungen: "Das wird klein anfangen", sagt er, "wir werden hier keine 100 Millionen Smartphones verkaufen." Aber man müsse den potenziellen Kunden zeigen, "wo die eigenen Stärken liegen".

Das kann von Land zu Land unterschiedlich sein. In Deutschland ist Acer Marktführer bei Tablets und PC-Monitoren, außerdem sei seine Firma hier für Spiele-PCs bekannt. Deshalb wird Acer im Juni oder Juli hier ein besonders für Spiele optimiertes Smartphone an den Start bringen. Mit solcher Differenzierung hofft er, sich langsam einen Ruf aufbauen zu können. Das Gerät soll eine besonders ausdauernde Batterie und einen guten Bildschirm mitbringen und sich so von der Konkurrenz unterscheiden.

Sich geduldig vorzuarbeiten, erscheint als gute Strategie in einem Markt, der seine größte Boomphase zumindest in den industrialisierten Ländern schon hinter sich hat, wie der erfahrene Firmenchef Liew glaubt. Es gebe aber immer wieder Wellenbewegungen, und Acer werde versuchen, auf einer solchen Welle zu reiten.

Huawei mausert sich zum Samsung-Konkurrenten

Die anderen, in Europa noch wesentlich unbekannteren Anbieter können dagegen nur über sehr knapp kalkulierte Angebote zum Erfolg kommen. Huawei schaffte so den Einstieg in den europäischen Markt. Mittlerweile jedoch sei das Unternehmen auch in Europa ernst zu nehmen. Manche Analysten sehen Huawei bereits als schärfsten Konkurrenten für Marktführer Samsung. Im vergangenen Jahr verkaufte Huawei mehr als 100 Millionen Smartphones.

Bei seinem neuen Handy setzt der Konzern bewusst auf eine Kooperation mit dem renommierten Leica-Kamera-Hersteller und versucht damit noch ein Stück deutlicher als bisher, in die Regionen der Spitzengeräte von LG, Samsung und HTC vorzustoßen. Die Marke Honor, der Billigableger von Huawei, wird dagegen ausschließlich übers Internet vertrieben. Darauf konzentriert sich auch die Werbung, und angesprochen wird vor allem ein jüngeres Publikum in einigen Schlüsselregionen, darunter auch Deutschland.

Hauptargument ist das Preis-Leistungs-Verhältnis

Bisher geht das Konzept ganz gut auf, sagt Zhao Gang, der fürs Europageschäft von Honor zuständig ist: "Wir sind auf Kurs", sagt er selbstbewusst, "wir wachsen ziemlich schnell." Auch in Europa unbekanntere chinesische Hersteller vertreiben meist ausschließlich übers Netz, ihr Hauptargument ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Handys sehen oft sehr hübsch aus, bieten viele Funktionen und kosten gleichzeitig erheblich weniger als die oft nur in einigen wenigen Punkten überlegenen Konkurrenten wie Apple oder Samsung.

Problematisch wird es allerdings häufig, wenn etwas kaputtgeht. Dann bleibt nur, das Handy einzuschicken und anschließend lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen.

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