Smartphone-Trends 2013:Helfer in allen Lebenslagen

Smartphone-Trends 2013

Ein iPhone

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Deutschen kommunizieren immer mehr, gewaltige Datenmengen steuern Freizeit und Beruf. Handys sind zu Helfern in allen Lebenslagen geworden und die nächsten Neuheiten kündigen sich schon an.

Von Varinia Bernau

Das Jahr begann mit einem dicken Brocken: 37 Millionen Megabyte (MB) musste der Mobilfunkanbieter Vodafone in der Neujahrsnacht durch sein deutsches Netz schleusen. Diese Datenmenge ist so groß wie 12.000 Spielfilme in höchster Auflösung. Und sie ist im Vergleich zum vorigen Jahreswechsel um mehr als die Hälfte angeschwollen. Weil die Leute nicht nur denen ein frohes neues Jahre wünschen wollen, mit denen sie Silvester feiern - sondern auch ihren Facebook-Freunden und Twitter-Followern.

Die guten Wünsche zum neuen Jahr sind überbracht. Doch die Masse an Daten, die durch die Mobilfunknetze schwirrt, wird weiter wachsen. Wir alle werden nicht weniger, sondern mehr kommunizieren. Mehr als 21 Millionen Smartphones, so schätzt die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, werden in diesem Jahr in Deutschland verkauft werden - ein Zehntel mehr als im Vorjahr.

Gewiss, es gibt die, die sich dem Blabla bewusst entziehen. Es gibt Unternehmen wie den Autohersteller VW, der seinen Angestellten nach Feierabend keine E-Mails mehr zustellt. Es gibt Menschen wie jenen Blogger, der eine Dame zum Stundenlohn von acht Dollar anheuerte - und sie bat, ihm immer dann eine Ohrfeige zu erteilen, wenn er sich mal wieder auf Facebook verlor statt zu arbeiten.

Drei Fantasien

Die Soziologin Sherry Turkle, die lange die Vorzüge der neuen technischen Möglichkeiten betont hatte, weist immer stärker auf die Schattenseiten hin - etwa darauf, dass eine Gesellschaft, die Wissen ständig nur austauscht, verlernt, etwas Neues zu schaffen. "Smartphones befriedigen drei Fantasien: dass wir uns immer sofort an jemanden wenden können, dass wir immer angehört werden und dass wir nie allein sind", sagte sie kürzlich in einem Interview. Das Alleinsein sei zu einem Problem geworden.

Aber: "Was wir Langeweile nennen, ist wichtig für unsere Entwicklung. Es ist die Zeit der Imagination, in der man an nichts Bestimmtes denkt, seine Vorstellung wandern lässt." Dabei suchen diejenigen, die zum Smartphone greifen, ja nicht mehr nur das Gespräch: Handys sind zu einem Helfer in allen Lebenslagen geworden: Sie dienen als Nachschlagewerk und als Navi.

Noch smartere Smartphones

Und die smarten Phones, sie werden in diesem Jahr noch etwas smarter: Mit kleinen Gerät zum Aufstecken lassen sie sich in ein Lesegerät für Kreditkarten verwandeln, mit speziellen Chips sogar die Karte selbst ersetzen. Das Handy, das also heute schon Wecker und Wetterstation dient, es könnte in diesem Jahr auch zum Portemonnaie werden.

Und wenn der Internetkonzern Google, der bereits sieben von zehn Smartphones weltweit mit Software versorgt, hält, was er verspricht, dann werden auch andere Geräte bald so smart sein. Die Brille zum Beispiel. Google wird in diesem Jahr seine Datenbrille an Entwickler ausgeben. Sie soll helfen, im Urlaub die Speisekarte zu übersetzen - oder daheim jemanden auf der Straße wiederzuerkennen.

Es ist nicht nur der technische Fortschritt, der diesen Austausch beschleunigt. Es ist auch der rege Wettbewerb: Und es spricht einiges dafür, dass dieser Wettbewerb in diesem Jahr noch lebhafter wird. Im Februar will Mitchell Baker, die einst den Internetbrowser Firefox entwickelt und damit den etablierten Anbietern auf dem Computer schon ordentlich zugesetzt hat, auf der Mobilfunkmesse in Barcelona eine neue Software für Smartphones vorstellen: Firefox OS soll schnell, sicher - und vor allem kostenlos sein.

Immer preiswerter

Neue Anbieter buhlen um die Kundschaft. Mit niedrigeren Preisen und mit neuen Möglichkeiten - wie etwa Skype. Denn was für die Geräte gilt, das gilt auch für die Telefontarife: 15 Jahre ist es inzwischen her, dass der deutsche Markt fürs Festnetz geöffnet wurde. Ein Telefonat im Inland kostet heute weniger als drei Prozent dessen, was vor der Liberalisierung dafür fällig war. Und Telefonate übers Handy werden, zumindest im europäischen Ausland, erneut preiswerter: Vom 1. Juli 2013 an beträgt die Preisobergrenze für ausgehende Telefonate 24 Cent pro Minute. Fünf Cent weniger als derzeit noch. Die Telefonminute für eingehende Anrufe kostet dann einen Cent weniger. Und auch das Versenden von SMS und die Nutzung von Datentarifen werden günstiger.

Doch natürlich hat auch diese Entwicklung eine Schattenseite. Natürlich zahlt irgendjemand den Preis dafür, dass der Kunde am Ende weniger zahlt. Es sind die chinesischen Wanderarbeiter, die immer neue Handys zu Hungerlöhnen zusammenschrauben - weil ein Modell schon nach einem Jahr als veraltet gilt. Es sind die ausgelaugten Böden im Kongo, aus denen die dafür notwendigen seltenen Rohstoffe gepresst werden. Und ja, es sind auch die Kunden selbst, die zwar kein Geld zahlen für die Software, die Google für die Smartphones entwickelt hat - aber dem Internetkonzern dafür eine ganze Menge an Daten liefern, die dieser nutzt, um seine Werbeanzeigen im Netz noch gezielter zu platzieren und so noch ein paar Milliarden Dollar mehr zu machen.

Auch über diese Frage wird im neuen Jahr mit viel Leidenschaft diskutiert werden: Wer zahlt für den enormen Verschleiß an Gadgets - und wer für den dringend notwendigen Ausbau unserer Netze?

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