Service: Internet-Handys:Was muss mein Smartphone können?

Fast wöchentlich erscheinen neue Smartphones und die Preisspanne dabei ist gewaltig. Wer auf der Suche nach einem neuen Gerät ist, verliert schnell den Überblick. Worauf Nutzer beim Handy-Kauf achten sollten - die wichtigsten Tipps.

Lukas Köhler

Moderne Multimedia-Handys verkaufen sich besser als je zuvor und bescheren den Herstellern ein glänzendes Geschäft. Dementsprechend vielfältig ist das Angebot. Die Kunden fühlen sich häufig überfordert, denn fast wöchentlich werden neue Geräte veröffentlicht oder angeblich noch bessere angekündigt. So stellt sich die Frage: Warten oder jetzt zuschlagen?

Service: Internet-Handys: Die Hersteller buhlen um jeden Kunden am schnell wachsenden Smartphone-Markt. Als Interessent ist man deshalb schnell im Angebotsdschungel verloren.

Die Hersteller buhlen um jeden Kunden am schnell wachsenden Smartphone-Markt. Als Interessent ist man deshalb schnell im Angebotsdschungel verloren.

(Foto: AFP)

Um diese Frage zu beantworten, sollte man sich klar sein, wofür man ein Smartphone eigentlich braucht. Wie umfangreich muss mein mobiles Büro sein? Will ich immer und überall an Facebook und Twitter angebunden sein oder reicht mir der sporadische Zugang zum mobilen Netz?

Jemand, der keine aufwändigen 3-D-Spiele zockt, braucht nicht unbedingt den allerneuesten Prozessor, dafür aber vielleicht eine echte QWERTZ-Tastatur, um schnell von unterwegs viele E-Mails beantworten zu können.

Welches Betriebssystem ist das Beste?

Während iOS nur auf Apples iPhone läuft, ist Googles Android ein offenes Betriebssystem, mit dem Hersteller wie HTC, LG, Motorola oder Samsung ihre Handys ausstatten. Wohl auch dieser Tatsache verdankt Android seine beachtlichen Wachstumszahlen.

Apple Inc's White iPhone 4 Goes On Sale

Auch wenn sich die Bedienoberfläche auf den ersten Blick ähnelt, gibt es doch große Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Betriebssystemen.

(Foto: Bloomberg)

Da es sich um ein offenes System auf Linux-Basis handelt, werden schneller neue Apps entwickelt und veröffentlicht, die Updates fürs Betriebssystem können schneller erfolgen. Zumindest theoretisch.

Da jeder Hersteller das Android-System an seine Bedürfnisse anpasst und auch die Benutzeroberfläche ändert, dauert es allerdings manchmal lange, bis das neueste Update fürs eigene Gerät veröffentlicht wird.

Das aktuellste Android hat die Versionsnummer 2.3.4. Manche Smartphones werden aber immer noch mit 2.2 ausgeliefert. Bei solchen Geräten sollte man auf der Herstellerwebseite abklären, ob ein kostenloses Update auf die neueste Version geplant ist.

Bei Geräten mit eher geschlossenen Systemen muss man sich meist nicht mit dieser Frage beschäftigen. Nokias Symbian (das bald eingestellt wird), Samsungs Bada, Blackberry OS oder Microsoft Windows Phone 7 spielen allerdings eine kleinere Rolle am Markt. Aber Nutzer des Xbox Live Services werden sich vielleicht über die Einbindung im Microsoft Phone freuen, während der Geschäftsmann womöglich auch weiterhin eher zum Blackberry greift.

Die Prozessor-Frage: Doppelte Kraft voraus

Service: Internet-Handys: Samsung (im Bild: Manager Shin Jong Kyun) gehört zu den ersten Unternehmen, die Dual-Core-Smartphones verkaufen.

Samsung (im Bild: Manager Shin Jong Kyun) gehört zu den ersten Unternehmen, die Dual-Core-Smartphones verkaufen.

(Foto: AFP)

Grundsätzlich gilt: Ein schneller Prozessor bedeutet bessere Leistung. Waren bis vor kurzem noch Ein-Gigahertz-Modelle die Königsklasse in Smartphones, werden aktuelle High-End-Geräte mit Dual-Core-Prozessoren ausgestattet. Das heißt: In moderne Handys werden nun also auch zwei Prozessorkerne eingebaut.

Dies wirkt sich positiv auf aufwändige Programme und Spiele aus, aber auch wer viel Multitasking betreibt, also verschiedene Apps parallel benutzt, sollte spürbar flüssiger arbeiten können.

Neue Apps sollen künftig auf Dual-Core optimiert werden, mit einem älteren Smartphone könnte man hier schon bald das Nachsehen haben. Die Hersteller versprechen, dass der Zweikern-Prozessor die Akkuleistung dabei nicht spürbar vermindert - allerdings sollte man hier ganz genau auf die Praxistests schauen.

Smartphone als Digi-Cam-Ersatz?

The rear-facing camera is removed from the iPhone 4 during iFixit's teardown of the phone in San Luis Obispo

Die meist sehr kleinen Kameras in Smartphones - hier bei einem geöffneten iPhone 4 - taugen häufig nur für Schnappschüsse.

(Foto: Reuters)

Noch immer gilt: Wer Wert auf richtig gute Bildqualität legt, kommt um eine gute Digitalkamera trotz Smartphone nicht herum. Doch für Schnappschüsse taugen die eingebauten Kameras immer häufiger.

Gerade in High-End-Modellen werden oftmals gute Bildchips und Fotolinsen verbaut, außerdem auch LED-Blitze für Aufnahmen im Dunkeln.

Aber Käufer sollten sich nicht von der Megapixel-Angabe blenden lassen, denn eine Garantie auf gute Fotos gibt diese nicht. Auch wenn alle technischen Daten für eine gute Qualität sprechen, erleben Hobby-Knipser oft böse Überraschungen wie Farbverfälschungen oder Unschärfe.

Manchmal nervt auch einfach die langsame Reaktionszeit der Smartphone-Kamera. Hier hilft es vor dem Kauf gezielt im Internet nach Testfotos und Erfahrungen anderer User zu suchen.

Auch die oft angepriesene HD-Video-Qualität lässt schnell zu wünschen übrig, wenn bewegte Objekte im Film verschmieren oder Farben eher an Analogkameras aus den neunziger Jahren erinnern. Und selbst wenn das Bild gut ist, muss es der aufgenommene Ton noch lange nicht sein.

Wind und andere Nebengeräusche machen den meist nur kleinen Mikros sehr zu schaffen. Deshalb sollten Videofans auch hier auf einschlägigen Video-Plattformen wie Youtube oder Vimeo nach Testvideos Ausschau halten.

Zudem gilt: Wer seine Videos am heimischen Fernseher ansehen möchte, sollte auf einen HDMI-Ausgang achten. Dann lässt sich das Smartphone schnell am modernen Flachbildschirm anschließen.

Wie viel Speicher soll es denn sein?

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Nicht alle Geräte am Markt sind mit Speicherkarten-Slots ausgestattet.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Je nachdem, ob man viele Fotos schießt, seine gesamte Musiksammlung dabei haben will oder einfach nur im Internet surft und wenige Apps herunterlädt, ist ein Blick auf den Speicherplatz wichtig. Häufig kommen Smartphones mit eingebautem Speicher von acht, 16 oder 32 Gigabyte. Ein Teil davon ist meist dem Betriebssystem und den fest installierten Apps vorbehalten.

Bei vielen Geräten ist er in Form von Speicherkarten erweiterbar. Aber Vorsicht: einige Smartphones bieten keinen solchen Slot. Daher sollte man vor dem Kauf gut überlegen und das eigene Nutzerverhalten einschätzen, um auch in Zukunft die richtige Speichermenge im Smartphone zu haben.

Smartphones, Handy

Smartphones sind wahre Alleskönner, wenn es um Musik und Video geht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Musik und Videos abspielen

Musikfans sollten vorher auch testen, wie sie mit dem eingebauten MP3-Player zurechtkommen, denn der Umgang mit Playlisten, der Equalizer und die Bedienungsoberfläche unterscheidet sich oftmals nur in Details, die aber entscheidend sein können. Ob der eingebaute Soundchip die Lieblingsmusik in der gewünschten Qualität wiedergibt, lässt sich nur mit dem Gerät selbst ausprobieren.

Videofilmer sollten einen Blick auf die Akkuleistung und -ausdauer werfen, damit nicht mitten im Film der Bildschirm schwarz wird. Außerdem können einige Geräte nur bestimmte Datei-Formate abspielen oder mit einer bestimmten Mediensoftware bespielt werden, was zu Ärgernissen führen kann.

Ist für den Privatnutzer die Verwaltung der Mulitmediadaten für die Freizeit wichtig, blicken Geschäftsleute vor allem auf die Synchronisation des Smartphones mit den Daten des Arbeitsrechners. Kalender, Adressdaten, E-Mails und wichtige Dokumente sollen ja immer aktuell sein.

Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten von Push-E-Mail-Funktionen, webbasierten Diensten bis zur vollen Einbindung des Smartphones in die Firmen-IT. Die Technik-Abteilung der Firma hat bei der Auswahl deshalb oft ein ordentliches Wörtchen mitzureden.

Aber auch im Privatgebrauch kann es kompliziert werden: Was ist, wenn ich schnell mal das Textdokument oder das eben geschossene Foto auf den PC eines Freundes übertragen will?

Bei Smartphones von Apple und Microsoft nicht so einfach möglich, da die Geräte nicht als externes Laufwerk erkannt werden. Zwar synchronisieren sich auch diese mit dem PC über die eigene Software, sind aber meist fest mit dem Besitzer-PC gekoppelt. Googles Android-System hingegen ermöglicht einfaches Drag-and-Drop. Die Geräte werden wie ein USB-Stick angesprochen.

Spiele und Apps

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Kleine Programme und Spiele lassen sich schnell herunterladen und installieren. Für fast jeden Zweck gibt es auf Smartphones ein App.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zahlen des Branchenverbandes Bitkom zeigen, dass sich Smartphones immer mehr zu mobilen Spielekonsolen entwickeln. Demnach benutzt jeder Sechste sein Handy, um zu daddeln. Bessere Grafikchips ermöglichen immer aufwändigere Darstellungen und in Zukunft soll es sogar 3-D-Displays geben. Allerdings sollte man bedenken, dass Spiele viel Rechenkraft verlangen und so schnell den Akku leer saugen.

Die Games kommen dabei über die eingebauten App-Stores auf die Smartphones, wo noch Tausende anderer Mini-Programme auf die Kunden warten. Viele davon sind gratis oder kosten häufig nur wenige Cent. Die Installation dieser Apps ist sehr einfach und geht automatisch. Vom Kalorien-Zähler, dem Wetter-App bis zur Bahn-Auskunft ist vieles im Angebot.

Momentan liegt immer noch Apples App-Store mit mehr als 350.000 Programmen vorn. Doch der größte Konkurrent Android holt weiter auf und bietet schon jetzt mehr kostenlose Apps als Apple an, häufig allerdings mit Qualitätsdefiziten. Wenn das Wachstum wie bisher weitergeht, wird Android in wenigen Monaten am Spitzenreiter vorbeiziehen.

App-Stores anderer Hersteller wie Microsoft, Nokia oder Samsung liegen zahlenmäßig weit zurück, bieten aber auch jetzt schon viele sinnvolle Apps in ihren Shops und können für denjenigen, der keinen Wert darauf legt, laufend die neuesten Apps oder Spiele ausprobieren zu müssen, eine gute Alternative sein.

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Wer sich nicht sicher ist, ob ihm die virtuelle Tastatur liegt, sollte das Schreibgefühl vorher austesten.

Touch oder Tasten?

Eigentlich fast alle neueren Smartphones besitzen einen Touchscreen, doch nicht jeder User kommt mit der dabei nur noch virtuell vorhandenen Tastatur zurecht. Übung hilft zwar, Vielschreiber bevorzugen trotzdem häufig eine richtige Tastatur, auch wenn diese nur im Miniformat vorhanden ist.

Bei manchen Smartphones befindet sich diese direkt unter dem Bildschirm, andere haben ein herausklapp- oder -schiebbares Tastenfeld. Hier sollten interessierte Kunden im Voraus ausprobieren, ob die Tastengröße den eigenen Fingern liegt und wie das Schreibgefühl ist. Nichts ist schließlich nerviger, als sich am Smartphone dauernd mit Schreibfehlern herumschlagen zu müssen.

Auch die Bildschirmgröße und Auflösung sollten Käufer beachten. Der Trend zu Vier-Zoll-Displays könnte demjenigen nicht gefallen, der gern ein kleines unscheinbares Smartphone in der Hosentasche haben möchte.

Vorstellung Betriebssystem Windows Phone 7

Termine, Kontakte und wichtige Daten sollten vor Fremden sicher sein.

(Foto: dapd)

Wie steht es um die Sicherheit?

Geht das Handy verloren oder wird es gestohlen, ist es wichtig, dass die Daten gesichert sind. Automatische Backup-Systeme helfen hierbei. Diese gibt es für fast alle Smartphones. Einige Hersteller wie Apple oder Blackberry bieten auch Lösungen, mit denen man das Handy übers Internet orten kann.

Damit ist dann auch das Sperren und komplette Löschen aus der Ferne möglich, so dass Unberechtigte keinen Zugriff auf sensible Daten haben. Wem Datensicherheit wichtig ist, der sollte sich über die verschiedenen Verschlüsselungsmöglichkeiten informieren.

Aber auch virtuelle Eindringlinge haben es auf die Smartphones abgesehen. Google kämpfte im vergangenen Jahr mit ersten manipulierten Apps, die Sicherheitslücken des Android-Betriebssystems ausnutzten. Daher gibt es verschiedene Apps, die es ermöglichen, Firmendaten strikt von privaten zu trennen oder verschiedene Profile im System anzulegen.

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Alle Netzbetreiber bieten inzwischen schnelles Internet über UMTS und entsprechende Datentarife. Nicht in die Kostenfalle tappen!

(Foto: picture alliance / dpa)

Der passende Netzbetreiber

Smartphones sollten heute immer das schnelle 3G-Netz unterstützen, um mobil flott im Internet unterwegs zu sein. Alle großen Netzbetreiber bieten inzwischen diesen Standard an, wenn auch immer noch Lücken vor allem im ländlichen Bereich existieren.

Interessierte Kunden sollten die Vertragsbedingungen genau studieren. Meist kostet eine Datenflatrate so um die zehn Euro, wobei eigentlich immer nur ein gewisses Freivolumen inklusive ist. Überschreitet man diese Volumengrenze wird bei den Verträgen die Surfgeschwindigkeit gedrosselt, seltener jedes weitere Megabyte gesondert abgerechnet.

Wer noch keine Datenoption in seinem Vertrag aktiviert hat, sollte auf Internet unterwegs verzichten. Die Minutenpreise oder einzelnen Megabytegebühren sind häufig unverschämt teuer. Auch wer im Ausland unterwegs ist, sollte wegen der hohen Roaming-Gebühren die Datenübertragungsfunktion seines Smartphones abschalten.

Man muss keinen langfristigen Laufzeitvertrag abschließen, um unterwegs mobil surfen zu können. Auch Discount-Anbieter haben inzwischen Datenpakete im Angebot, die meist monatlich kündbar sind. So bleibt man flexibel und die Kosten kalkulierbar.

Service: Internet-Handys: Moderne Smartphones können das Navigationsgerät im Auto ersetzen. Einige Geräte benötigen dafür die Verbindung ins Internet.

Moderne Smartphones können das Navigationsgerät im Auto ersetzen. Einige Geräte benötigen dafür die Verbindung ins Internet.

(Foto: ag.ap)

Wo geht es lang?

Mit Hilfe von GPS, Handymasten und eingebautem Kompass wissen viele Smartphones, wo sie gerade sind und wohin die Reise geht. Meist ist bereits eine Kartensoftware in den Geräten vorhanden, die aber häufig auf einem Dienst wie Google Maps basiert. Das bedeutet, dass die Kartendaten immer aus dem Internet nachgeladen werden müssen. Auch Googles eigene Navigationssoftware lädt die Daten jedes mal nach.

Ein teurer Spaß, vor allem dann, wenn man ins Ausland fährt. Alternativen sind Apps von bekannten Navigationsgeräte-Herstellern, die eine Offline-Navigation ermöglichen. Damit wird das gesonderte Navigationsgerät obsolet, denn auch diese Apps bieten inzwischen Sprachführung, Spurassistent und weitere Extras. Nur Nokia bietet in seinen Smartphones bereits von Haus aus eine solche Lösung kostenlos an.

Auch für Wanderer und Radtourer gibt es verschiedene Apps, selbst Jogger können ihre Lieblingsroute aufzeichnen lassen. Ein weiterer Nutzen ist die sogenannte erweiterte Realität, auf Englisch augmented reality genannt.

Solche Apps überlagern das aktuelle Live-Bild der Kamera mit wichtigen Umgebungsinformationen. So erklären digitale Reiseführer die nächstgelegenen Sehenswürdigkeiten oder man findet schnell die nächstbeste U-Bahnstation.

Was sind Ihre Tipps zum Smartphone-Kauf? Hinterlassen Sie einen Kommentar oder schicken Sie uns Ihren Vorschlag über Twitter (@sz_digital).

Auf dieser englischsprachigen Fachseite können Interessierte aktuelle Smartphones nach gewünschten Kriterien wie Gewicht, Displaygröße oder Kamera filtern. Danke an den User @whauk für den Hinweis.

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