Russland:Putin: Hacker sind wie Künstler, die machen, was sie wollen

Wladimir Putin

Russlands Präsident Wladimir Putin äußerte sich zu den Vorwürfen gegen seine Regierung, Wahlen in anderen Staaten zu manipulieren.

(Foto: AP)

Will Russland die Bundestagswahl hacken? Nein, sagt Putin und benutzt einen überraschenden Vergleich. Er gibt aber zu, dass Russen in seinem Interesse digital attackieren könnten.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat angedeutet, dass russische Hacker hinter digitalen Angriffen in anderen Staaten stecken könnten. Diese Hacker hätten aber mit seiner Regierung nichts zu tun, sondern seien "patriotische" Landsleute, die unabhängig agierten.

Solche Angriffe seien theoretisch möglich, sagte Putin am Donnerstag vor Journalisten. Russen könnten von sich aus "einen eigenen Beitrag leisten, von dem sie glauben, dass es der gute Kampf gegen diejenigen ist, die schlecht über Russland reden". Hacker seien "wie Künstler". Sie entschieden nach dem Aufstehen je nach Laune, ob und wen sie hacken wollten.

Der russische Staat selbst sei jedoch in solche Aktivitäten nicht verwickelt und habe dies auch nicht vor, sagte Putin: "Ganz im Gegenteil: Wir versuchen, das in unserem Land zu bekämpfen."

Mit der Aussage bestätigt Putin zumindest indirekt die Schlussfolgerungen mehrerer Sicherheitsexperten und Geheimdienste: Dass die Angriffe der berüchtigten Hacker-Gruppe APT28, wenn sie nicht auf Anweisung der russischen Regierung geschahen, so doch in ihrem Interesse waren: Die verschiedenen Opfer der Gruppe hätten gemeinsam, dass ein Angriff auf sie Russland nutze. Weitere Hinweise wie spezielle Software sowie kyrillische Schrift in Dokumenten der Gruppe deuteten in Richtung Russland. Allerdings sind das keine Beweise für eine direkte Verbindung der Angreifer mit dem russischen Sicherheitsapparat.

Putin sagte auch, Hacker könnten den Anschein erwecken, von Russland aus zu agieren, obwohl dies nicht so sei. In der Tat ist es leicht für Hacker, Spuren zu verwischen. Die Zuschreibung von IT-Angriffen ist äußerst schwierig und oft unmöglich. Das macht die Beweisführung so schwierig und ermöglicht es Staaten, Angriffe unter falscher Flagge auszuführen und ohne enttarnt zu werden.

US-Geheimdienste sind überzeugt, dass die russische Führung mit Cyberattacken während des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs im vergangenen Jahr versuchte, Donald Trumps Chancen auf einen Sieg zu steigern. Hinweise darauf wollen sie unter anderem in abgehörter Kommunikation russischer Offizieller gefunden haben.

Trump selbst hatte vor der Wahl gesagt, die Demokratische Partei könne auch von jemandem gehackt worden sein, der "auf seinem Bett sitzt und 180 Kilo wiegt".

Putin äußerte sich auf einem Wirtschaftsforum in St. Petersburg zum Thema. Ausländische Journalisten hatten ihn auf Berichte angesprochen, wonach die russische Regierung versuchen könnte, sich in den deutschen Wahlkampf einzumischen. Der russische Präsident sagte, er sei überzeugt, dass Hacker Wahlkämpfe etwa in Europa oder Amerika nicht grundlegend ändern könnten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: