Roaming-Gebühren:Familie soll 12 414 Euro für ein paar Handyvideos zahlen

Kreuzfahrtschiff ´MSC Seaview" fährt jetzt im Mittelmeer

Wer eine Kreuzfahrt bucht oder mit der Fähre unterwegs ist, sollte an Bord das Roaming deaktivieren.

(Foto: dpa-tmn)
  • Ein Zwölfjähriger schaut an Bord eines Kreuzfahrtschiffes ein paar Handyvideos an.
  • Nach dem Urlaub erhält die Familie eine Rechnung über 12 000 Euro. Grund sind die hohen Roaming-Gebühren, die auf See anfallen.
  • Der Mobilfunkanbieter hat den Betrag aus Kulanz auf knapp 5000 Euro reduziert. Die Familie hat trotzdem einen Anwalt eingeschaltet.

472 Megabyte können teuer werden. Wer schon mal ein Album illegal in einer Tauschbörse heruntergeladen hat, weiß das: Die Abmahnung kostet schnell ein paar hundert Euro.

472 Megabyte können aber noch viel teurer werden - ganz ohne Gesetzesverstoß: Exakt 12 414 Euro und 91 Cent sollte eine Berliner Familie zahlen. Dabei hatte der zwölfjährige Sohn nur ein paar Videos auf seinem Smartphone angeschaut. Das Problem: Er befand sich dabei an Bord eines Kreuzfahrtschiffes, das durch die Nordsee schipperte.

Einem Bericht des NDR zufolge wollte die Familie mit dem Schiff von Kiel nach Oslo fahren. Um sich die Zeit zu vertreiben, surfte der Sohn mit seinem Handy und sah sich Videos an. Das Gerät verband sich mit dem Mobilfunknetz an Bord, das über Satellit eine Internet-Verbindung aufgebaut hatte.

Nach dem Kurzurlaub erhielt die Familie die Rechnung des Mobilfunkanbieters: mehr als 12 000 Euro für weniger als 500 Megabyte mobiler Daten. Das entspricht rund 26 Euro pro Megabyte. Zum Vergleich: Günstige Mobilfunkverträge bieten drei Gigabyte Daten für 10 Euro im Monat, verlangen also 0,3 Cent pro Megabyte.

Das Problem sind die Roaming-Gebühren

Warum war das Surfen an Bord des Schiffes mehr als 8000 Mal teurer als in Deutschland? Das Problem sind die immensen Roaming-Gebühren, die auf See und in der Luft anfallen, wenn sich das Smartphone per Satellit mit dem Internet verbindet. Wer mit dem Schiff oder dem Flugzeug verreist, sollte sich deshalb vorab beim Reiseveranstalter oder der Reederei über die Tarife informieren und seine mobilen Daten oder das automatische Roaming deaktivieren.

"Das ist wirklich ein Extremfall, den die Familie da erlebt hat", sagte der Geschäftsführer der Reederei Color Line, mit der die Familie unterwegs war, der dpa. Die Reederei versuche vorab zu informieren und biete kostenpflichtige WLAN-Pakete über ein internes Netzwerk als Alternative an. Es sei sehr selten, dass Passagiere sich unbemerkt in das Satellitennetz einwählten.

Aus Kulanz hat der Telefonanbieter den Betrag der Rechnung auf knapp 5000 Euro reduziert. Die Familie finde auch diese Rechnung zu hoch und habe einen Anwalt eingeschaltet, berichtet der NDR. Der halte die Rechnung für sittenwidrig und versuche nun dagegen vorzugehen.

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