Rat zum Boykott:Verbraucherschützer: Raus aus Facebook

Mit seiner Datenschutzpolitik gerät Facebook immer stärker in die Kritik: Die Verbraucherzentralen raten deutschen Nutzern nun zu drastischen Maßnahmen.

Nach Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat jetzt auch die Dachorganisation der Verbraucherzentralen massive Kritik an Facebook geübt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) rät, Facebook am besten überhaupt nicht mehr zu nutzen.

"Momentan können wir den Nutzern nur raten, den geplanten Änderungen zu widersprechen und sich gemeinsam mit ihren Freunden einen neuen Anbieter zu suchen", sagte vzbv-Vorstand Gerd Billen in einer Mitteilung. Mit den neuen Datenschutzbestimmungen würden die Nutzer dem Unternehmen einen "Freibrief" für "eine weitgehende Verwendung und Weitergabe ihrer Daten" einräumen.

Die geplanten Änderungen der Datenschutzbestimmungen bei Facebook hatten in den vergangenen Tagen eine breite Debatte um den Datenschutz in sozialen Netzwerken angeheizt. Kritiker monieren, dass sich das US-Unternehmen das Recht vorbehält, die Daten seiner Nutzer an Dritte wie etwa Partnerunternehmen weiterzugeben. Zu diesen Daten gehören Name, Profilbild, Geschlecht, Freunde, Nutzernummer und alle Inhalte, die öffentlich sichtbar gepostet werden.

Facebook hatte seine Pläne den eigenen Nutzern zur Diskussion gestellt und will Anregungen und Kritik berücksichtigen. Noch sei überhaupt nicht entschieden, an welche Partnerunternehmen Daten weitergegeben würden, entgegnete eine Facebook-Sprecherin. Das Unternehmen nehme den Datenschutz sehr ernst.

Institutionen wie der vzbv bemängeln bei Facebook vor allem, dass die Nutzer die Weitergabe von Daten aktiv verhindern müssen (opt- out). Stattdessen sollten die Nutzer bei jeder Weitergabe und Nutzung von persönlichen Daten aktiv einwilligen müssen (opt-in), lautet die Forderung. "Das Belieben im Umgang mit den Daten der Nutzer muss endlich ein Ende haben", sagt Billen.

Facebook hat inzwischen auf den offenen Brief Aigners reagiert. Richard Allan, Facebook-Policy Director für Europa, bot Aigner in einem Schreiben ein Treffen in Berlin an, sagte eine Sprecherin der Internet-Plattform am Mittwoch. Im Ministerium konnte das zunächst nicht bestätigt werden.

Zuletzt hatte im vergangenen Monat die Stiftung Warentest den laxen Umgang mit persönlichen Daten bei sozialen Netzwerken bemängelt. "Erhebliche Mängel" erkannte die Stiftung bei Facebook, Stayfriends, LinkedIn und MySpace.

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