Rabatte im Internet:Let's Bonus

Preisnachlässe von bis zu 90 Prozent sorgen für einen enormen Zulauf: Sind Schnäppchenportale die Zukunft des Internets?

Varinia Bernau

Das Ringen um das wertvolle Werbegeschäft mit regionalen Händlern im Internet geht in die nächste Runde: Der amerikanische Schnäppchen-Anbieter Living Social greift nach dem europäischen Markt. Das vor etwa drei Jahren gegründete Unternehmen hat Anteile an dem spanischen Internetdienst Let's Bonus erworben - und kann so in Zukunft auch Rabatte in Spanien, Portugal und Italien anbieten.

Auch der Weg zu Schnäppchenangeboten in Argentinien und Mexiko ist so geebnet. Auf der Internetseite Living Social können sich Leute anmelden und dann mit Bekannten zusammentun, um gemeinsam im Restaurant um die Ecke, im Hotel oder im Nagelstudio einen Preisnachlass von bis zu 90 Prozent rauszuschlagen.

Im vergangenen Dezember haben nach Berechnung des Marktforschungsinstituts Comscore etwa 5,3 Millionen Menschen auf die Seite geklickt - etwa halb so viele wie beim Konkurrenten Groupon, der das Geschäft mit den Rabattmarken im Netz dominiert. Living Social verschickt zudem Angebote per E-Mail, die auf die Gewohnheiten und Vorlieben der Kunden zugeschnitten sind.

Es ist der Gegenentwurf zu klassischer Werbung: Einerseits kennen Plattformen wie Groupon und Living Social ihre Kunden sehr gut. Andererseits können sie diesen einen Rabatt auf die Pizza genau in dem Moment vorschlagen, in dem diese am italienischen Restaurant vorbeischlendern.

Denn die Dienste lassen sich mit den modernen Alleskönnerhandys auch unterwegs nutzen. Zudem ist gerade bei regionalen Händlern noch einiges zu holen, denn sie halten sich mit Werbung im Internet bislang zurück. "Groupon konzentriert sich auf kleine und mittlere Unternehmen, denen es zu kompliziert ist, Werbung bei Google zu buchen", sagt etwa Maximilian Claussen vom Risikokapitalgeber Early Bird.

Allerdings gibt es durchaus auch Zweifel daran, wie weit das Konzept der Schnäppchenseiten tatsächlich trägt: Noch ist der Kundenzulauf enorm, gerade auf Märkten jenseits der USA. Durch die hohen Rabatte machen sich einige der Werbekunden jedoch ihre eigenen Preise kaputt. Die Kundenbindung sei längst nicht immer so stark wie erhofft, obwohl gerade dies eines der wesentlichen Verkaufsargumente von Groupon sei, sagt Claussen.

Exklusive Verträge

Nach den Worten von Living-Social-Chef Tim O'Shaughnessy ist sein Portal nun in zehn Ländern präsent. Der 29-Jährige ist davon überzeugt, dass seine Webseite Groupon noch vom Thron stoßen kann. Zwar schließe er mit den Händlern keinesfalls exklusive Verträge, mancher seiner Werbepartner biete Rabatte dennoch nur auf seinem Portal an.

Branchenbeobachter halten das Unternehmen mit Sitz in der amerikanischen Hauptstadt Washington für den einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten von Groupon, der seine Dienste in mehr als 30 Ländern anbietet - auch in Deutschland.

Es gibt eine ganze Reihe ähnlicher Schnäppchenseiten im Netz, allein in den USA sind es etwa 150. Nach und nach schwappt der Trend auch in andere Länder: Groupon teilte zum Wochenanfang mit, dass es sich durch Übernahmen kleinerer Rabattportale auch den Zugriff auf Kunden in Indien, Israel und Südafrika gesichert habe.

Längst interessieren sich auch die Großen der Internetbranche für das Geschäft mit regionaler Werbung: Der Online-Händler Amazon hat im Dezember in die Plattform Living Social investiert - 175 Millionen Dollar. Das Online-Auktionshaus Ebay sicherte sich Milo, eine Preisvergleichsseite für lokale Händler - Schätzungen zufolge für 75 Millionen Dollar.

Gescheitert hingegen ist ausgerechnet der Suchmaschinenbetreiber Google, der das Werbegeschäft im Internet noch dominiert, wenn auch mit klassischen Anzeigen. Googles immerhin sechs Milliarden schweres Übernahmeangebot schlug Groupon kürzlich aus. Nun sammelt die Schnäppchenseite bei verschiedenen Investoren, hat 950 Millionen Dollar zusammen - und bereitet sich auf einen Börsengang vor.

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