Quantified Self:Selbstvermessung am Handgelenk

Auf den ersten Blick sehen sie aus wie schicke Armbanduhren, doch diese tragbaren Messgeräte können mehr als eine Rolex. Sie dienen der Optimierung des Selbst.

Ein Überblick von Helmut Martin-Jung

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Quelle: Samsung

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Auf den ersten Blick sehen sie aus wie schicke Armbanduhren, doch diese tragbaren Messgeräte können mehr als eine Rolex. Sie dienen der Optimierung des Selbst - dem Trend "Quantified Self".

Die Schmale

Die Galaxy Gear Fit von Samsung ist kein reiner Fitness-Tracker, kann aber einiges, das die reinen Spezialisten in dieser Disziplin auch bieten - und noch etwas mehr. Das für eine Smart Watch relativ schmale Gehäuse beherbergt einen berührungsempfindlichen Oled-Bildschirm wie ihn auch viele Samsung-Handys haben. Über einen Sensor misst die Gear Fit (160 Euro) die Pulsfrequenz. Die Abweichungen zur Erfassung per Brustgurt waren tolerabel - was aber individuell verschieden sein mag. Leider spricht die Uhr nur mit Samsung-Geräten. Damit sie das tut, muss man zuerst die zugehörige App installieren und allerlei AGB- und Datenschutzkram abnicken. Das Gerät erfasst Schritte und überwacht den Schlaf. Außerdem zeigt es auf Wunsch unter anderem auch auf dem Smartphone eingehende SMS, Anrufe oder E-Mails an. Auf dem kleinen Bildschirm ist allerdings nicht viel zu sehen und in Meetings ständig auf die Uhr zu linsen, ist wohl nur marginal weniger störend als aufs Handy zu gucken.

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Quelle: Withings

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Die Unscheinbare

Die französische Firma Withings gehört zu den Pionieren der Körperdaten-Erfassung. Erstes Produkt war eine sehr erfolgreiche Waage, die via Funk Daten an PC und Smartphone meldet. Mittlerweile umfasst das Programm eine ganze Reihe von Trackern. Das jüngste Produkt spricht vielleicht auch Menschen an, die sich eher ungern mit einem computerähnlichen Gerät öffentlich zeigen wollen. Die Activité genannte Uhr hat ein Quarz-Werk und ein ganz normales Zifferblatt. Nur dort, wo bei anderen Uhren der Sekundenzeiger rotiert, verweist ein Zeiger dezent darauf, wie viel vom voreingestellten Bewegungsziel man bereits erreicht hat. Dass das eher konservativ gestaltete kleine Wunderwerk mit Bluetooth LE kommuniziert, sieht man ihm nicht an. Die Batterie hält nach Herstellerangaben ein Jahr durch. Die eingebauten Sensoren der Activité (390 Euro) können auch erfassen, wie gut man schläft und einen morgens mit sanften Vibrationen wecken, wenn man in einer Phase leichten Schlafes ist.

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Quelle: Tomtom

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Die Exakte

Verglichen mit anderen Fitness-Trackern ist die Runner Cardio des niederländischen GPS-Spezialisten Tomtom schon ein ziemlicher Brocken am Handgelenk. Wer es richtig ernst meint, schnallt sich zwar eher noch klobigere Klötze an, etwa Garmins Forerunner. Für alle Läufer, die es etwas genauer haben wollen als mit anderen Trackern, ist die Runner Cardio (269 Euro) aber einen Blick wert. Die GPS-Verbindung steht in wenigen Sekunden und alles wird haarklein erfasst. Wie schnell man auf welchem Streckenabschnitt war, wie schnell das Herz dabei gepumpert hat. Die Pulsmessung erledigt eine aufwendige Technik, die auf die Haut leuchtet und so den Blutfluss optisch zu erfassen versucht. Bei unseren Versuchen ergaben sich zwischen einem handelsüblichen Brustgurt mit Funksender zu einer Uhr und der Runner Cardio kaum nennenswerte Differenzen. Die Uhr wird über ein USB-Kabel aufgeladen. Das erledigt man am besten am PC, denn den braucht man ohnehin, um Daten zu synchronisieren.

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Quelle: Misfit

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Die Hübsche

An den Gürtel geclipst oder an einem Silikon-Bändchen getragen: Die Alu-Linse namens Shine von Misfit ist der wohl hübscheste Fitness-Tracker. Eine Reihe winziger Leuchtdioden zeigt an, wie nah man mit seinen Zielen gekommen ist. Weil das Gehäuse ähnlich wie das einer Uhr durch festen Druck und einer Gummidichtung gesichert ist, kann man mit dem Shine auch Schwimmen gehen. Anders als andere Tracker kommuniziert das kleine Gerät nur mit Smartphones, die Stromversorgung übernimmt eine Knopfzelle. Gedacht ist das Shine vor allem, um zwei Dinge zu messen: Ob man sich ausreichend viel bewegt und wie gut man schläft. In der Shine-App, die es für Handys mit den Betriebssystemen Android und iOS (Apple) gibt, lässt sich einstellen, wie viel man sich bewegen will. Zum Synchronisieren muss man das Shine lediglich in die Nähe des Smartphones halten. Über die Bluetooth-Verbindung werden dann die neuesten Daten übertragen, aber auch eventuelle Software-Updates für das Gerät.

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Quelle: Bluetooth LE

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Der Standard

Lange war das ein Problem: Wie kann man eine Datenverbindung über lange Zeit aufrechterhalten, ohne dass sich das massiv auf den Stromhunger auswirkt? Energie ist bei mobilen Gerätschaften noch immer ein äußerst knappes Gut. Sie sollen schließlich nicht ständig aufgeladen werden müssen oder eine Batterie nach der anderen leersaugen. Der Funkstandard Bluetooth LE (LE für Low Energy) wurde genau für diesen Zweck entwickelt. Zwar können damit nur geringe Datenmengen gesendet werden, doch für eine ganze Reihe von Anwendungen reicht das locker aus. Die Datensätze zum Beispiel, die von Fitness-Trackern übertragen werden, sind ziemlich schlank, es handelt sich lediglich um eine Reihe von Zahlen, die dann in den Apps auf dem Smartphone in hübsch gestaltete Grafiken und Statistiken einfließen. Bluetooth LE wird von Apple-Geräten schon seit längerem und zunehmend auch von Handys mit Googles Android-System oder Microsofts Windows Phone 8.1 unterstützt.

© SZ vom 23.07.2014/vamü
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