Psychologie:E-Mail für dich

Wer steckt hinter honey.bunny77@hotmail.de? Wissenschaftler haben E-Mail-Adressen untersucht und festgestellt, dass die virtuelle Anschrift viel über den Charakter verrät.

Simone A. Mayer

Honey.bunny.77@hotmail.de ist eine kreative, experimentierfreudige und freizügige E-Mail-Schreiberin. Das glauben fast alle Menschen, wenn sie so einen Absender sehen.

Email, Charakter, iStock

Wer steckt hinter der E-Mail-Schreiberin honey.bunny.77? Befragte Personen schätzten sie anhand der virtuellen Adresse als kreativ ein.

(Foto: Foto: iStockphoto)

Psychologen der Universität Leipzig haben im Rahmen einer Studie herausgefunden, dass virtuelle Postadressen den ersten Eindruck maßgeblich beeinflussen. Eine E-Mail-Adresse verrate mehr über ihren Besitzer als nur den virtuellen Aufenthaltsort des Postfachs, sagt Mitja Back, Leiter der Studie. Er legte hundert Personen die E-Mail-Adressen von 600 Schülern im Alter zwischen 15 und 18 Jahren vor und ließ sie Persönlichkeitsmerkmale der ihnen unbekannten Personen hinter den E-Mail-Adressen einschätzen.

Gutmütige Menschen verstecken sich hinter Tiernamen

Die Testteilnehmer vermuten hinter Adressen mit Tiernamen oder Verniedlichungen gutmütige Menschen. E-Mail-Schreiber mit Adressen, die Wörter wie "king" oder "the best" beinhalten, würden vor Selbstbewusstsein strotzen und freizügige E-Mail-Adressen erwecken den Eindruck, man habe es mit einer narzistischen Person zu tun. "Wer einen Fantasienamen wie honey.bunny für seine E-Mail-Adresse wählt, wird eher als offen eingeschätzt", sagt Back. "Wer seinen echten Namen angibt und Punkt oder einen Unterstrich zwischen dem Vor- und Nachnamen einsetzt, wird als korrekt oder sogar als penibel empfunden, da er auf die genaue Trennung der Namen achtet". Auch die Wahl des Providers sage etwas über den Charakter aus. Wessen E-Mail-Adresse mit @t-online endet, werde als pflichtbewusst angesehen. Wer beim Provider Hotmail ist, sei offen für Neues und beeinflussbar. Wer die Domain ".de" wählt, wird von den Testteilnehmern als gewissenhafter eingeschätzt als E-Mail-Schreiber mit einer ".com"-Domain.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, ob das Bauchgefühl richtig ist.

E-Mail für dich

Die Psychologen haben nun festgestellt, dass das Bauchgefühl der 100 Testteilnehmer zumeist richtig war. Die Besitzer der E-Mail-Adressen hatten für die Leipziger Psychologen einen Fragebogen zur Messung von Persönlichkeitseigenschaften ausgefüllt. Sie sollten sich selbst beschreiben. Das Ergebnis: Der Großteil der Adressen-Besitzer sieht sich genauso, wie sie von den zuerst Befragten eingeschätzt wurden.

Honey.Bunny.77@hotmail.de etwa hält sich selbst für experimentierfreudig. Und auch ein Teilnehmer der Studie mit einer Adresse wie max.mustermann@gmx.de beschreibt sich selbst als korrekt und gewissenhaft. "Die Stereotypen wurden bestätigt", berichtet Studienleiter Back.

Für Gesprächspartner, die nur E-Mail-Kontakt pflegen, ist die Adresse der einzige Anhaltspunkt, um einen Eindruck vom Anderen zugewinnen. "Bei persönlichen Treffen machen sich die Gesprächspartner ein Bild voneinander anhand von Signalen", erklärt Psychologe Back. Ein Lächeln werde etwa positiv gewertet und der Gesprächspartner unbewusst als freundlicher Mensch eingestuft. Der E-Mail-Lesende macht sich einen solchen Eindruck vom Schreibenden anhand von Bezeichnungen in der E-Mail-Adresse. "Das ist die knappste Information, die jeder über sich im Internet preis gibt."

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