Project Fi:Google zeigt, was technisch möglich ist

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Google zeigt der Konkurrenz, was mögich ist: Wird sie reagieren?

(Foto: dpa)

Sichert sich Google den nächsten wichtigen Posten im digitalen Geschäft: den Mobilfunk? Nein - die Firma stupst die Konkurrenz mit günstigen Tarifen an.

Von Varinia Bernau

Macht Google nun auch noch auf Mobilfunkanbieter? In den USA stellte der Konzern einen eigenen - und vor allem: aus Kundensicht äußerst attraktiven - Tarif vor. Hierzulande ist Google bislang vor allem für seine populären Internetdienste, aber auch als Anbieter des mobilen Betriebssystems Android bekannt, das in acht von zehn deutschen Smartphones steckt. Sichert sich ein Konzern, der schon eine unumgängliche Instanz im Internet ist, nun den nächsten strategisch wichtigen Posten im digitalen Geschäft? Wird ein ohnehin sehr Mächtiger nun allmächtig?

Nein. Oder zumindest: noch nicht.

Der Fall steht exemplarisch für das komplizierte Verhältnis zweier Branchen: Lange standen sich Telekommunikations- und die Internetkonzerne unversöhnlich gegenüber. Die einen beklagten, dass sie allein für viel Geld all die Netze bauen mussten, aus denen die anderen die Gewinne schöpften. Das Gezeter der Netzbetreiber ist leiser geworden, weil sie wissen, dass niemand mehr einen Vertrag bei ihnen abschließen würde, wenn es nicht all die Netzwerke, Streamingportale und Apps gäbe. Aber auch einige Internetkonzerne ahnen, dass sie sich zwar gut mit der Entwicklung neuer Dienste auskennen, aber weniger mit der komplizierten Technik, die es braucht, um die Bits und Bytes zu transportieren.

Google stupst die Konkurrenz an

Bei Google wissen sie, dass sie noch eine Weile auf die Netzbetreiber angewiesen sind: Um den neuen Tarif anzubieten, greift der Konzern auf das Netz der beiden kleinen US-Netzbetreiber Sprint und T-Mobile zurück. Auch bei seinen zu Testzwecken über Lateinamerika und Neuseeland schwebenden Ballons, mit denen das Internet in entlegene Regionen gebracht werden soll, arbeitet Google mit Telekommunikationskonzernen zusammen. Sundar Pichai, verantwortlich für Project Loon, betonte kürzlich, dass es dem Internetkonzern nicht darum gehe, ein eigener Netzanbieter zu werden. Es gehe darum, diejenigen, die sich mit dem Netzausbau auskennen, "etwas anzustupsen". Soll heißen: Google fertigt mit wenig Aufwand einige Referenznetze, um zu zeigen, was technisch möglich ist.

Nun stupst Google die Netzanbieter wieder an - und zeigt, was an Kundenfreundlichkeit möglich ist: Dass man ihnen das bereits bezahlte, aber nicht verbrauchte Datenvolumen zum Beispiel gutschreiben kann statt es verfallen zu lassen. Es ist zu hoffen, dass die Netzanbieter den Anstupser ernst nehmen. Denn Wettbewerb nützt dem Verbraucher, solange es sportlich bleibt. Was dem Verbraucher nicht nützt: Netzanbieter, die in Schockstarre verfallen und so dafür sorgen, dass Google eines Tages wirklich alles in der Hand hat. Denn den neuen Tarif gibt's, das steht im Kleingedruckten, nur für diejenigen, die auch ein von Google mit all seinen Internetdiensten ausgestattetes Smartphone nutzen.

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