Profil: Eric Schmidt:Googles Diplomat

CEO Eric Schmidt ist seit neun Jahren bei Google fürs Geschäft zuständig. Der erfahrene Manager gilt als Vermittler - nach innen wie nach außen. Verstolperer kommen dabei schon mal vor.

Varinia Bernau

Irgendwann wurde es Eric Schmidt zu viel: Jeder bekomme sein eigenes Bett, so breit, wie er eben wolle - und nun solle man wieder über etwas anderes reden. So schlichtete der Chef des Suchmaschinenbetreibers Google den Streit, in den die beiden als Hitzköpfe geltenden Firmengründer Sergey Brin und Larry Page geraten waren, als es galt, den firmeneigenen Privatjet angemessen auszustatten.

Eric Schmidt

Eric Schmidt ist bei Google der Mann fürs Geschäftliche. Auf sein Betreiben hin ging der Suchmaschinenriese nach China.

(Foto: AP)

Die Geschichte, die ein Geschäftspartner ausplauderte, beschreibt Eric Schmidt gut. Der 55-Jährige gilt als Vermittler, nach innen wie nach außen.

Sein jüngster Beitrag zur hohen Kunst der Diplomatie mutet allerdings sonderbar an - angesichts der hitzigen Debatte um Datenschutz im Internet. Google hat Häuserfassaden fotografiert und die Bilder ins Netz gestellt. Und nun, da die Empörung darüber groß ist, orakelte Konzernchef Schmidt vor amerikanischen Journalisten: Den Menschen werde eines Tages wohl ohnehin das Recht eingeräumt, den eigenen Namen nach Gusto zu ändern, wenn sie volljährig würden.

Zensur und Regulierung

So könnten sie all die Jugendsünden vergessen machen, die irgendwo im Netz gespeichert sind. Sein Plädoyer: "Wir müssen wirklich als gesamte Gesellschaft über diese Dinge nachdenken." Staatliche Regulierungen seien völlig unnötig.

Vor kurzem erst hatte Google den Druck chinesischer Zensurbehörden zu spüren bekommen - und sich schließlich auf einen Kompromiss eingelassen. Zu wertvoll war die Lizenz in dem Land, in dem sich mehr und mehr Menschen im Netz tummeln.

Es war Eric Schmidt, der sich einst für den Schritt nach China eingesetzt hatte - entgegen den Bedenken der beiden Firmengründer.

Passionierter Sakkoträger

Schmidt ist bei Google der Mann fürs Geschäft. 2001 war er als Erwachsener vom Dienst angeheuert worden, um für Ordnung in der chaotischen Internetbude zu sorgen. Gut 20 Jahre Erfahrung aus großen Technologieunternehmen wie etwa dem Computer- und Softwarehersteller Sun brachte Schmidt damals mit.

Und noch heute zeigt sich, dass er den beiden Firmengründern um einiges voraus ist: Als Dreigestirn bezeichnen sie sich. Doch zu offiziellen Terminen erscheinen die beiden Jungspunde in Fahrradtrikot oder Jeans, während Schmidt nur selten das Sakko ablegt. Respekt hat er sich bei den kreativen Google-Gründern vor allem dadurch verdient, dass er als studierter Elektroingenieur noch eine Doktorarbeit in Informatik schrieb.

Wert rauf, Ruf runter

Schmidt kennt sich mit der Technik ebenso aus wie mit den Bilanzen: Im August 2004 hat er Google an die Börse gebracht und den Wert des Unternehmens mehr als vervierfacht. Doch dem Ruf hat er eher geschadet.

Das Motto "Tue nichts Böses", das sich Google gab, als es Ende der neunziger Jahre aus einem Forschungsprojekt an der kalifornischen Stanford-Universität hervorging, wirkt kaum mehr glaubwürdig - auch wegen der Sammelwut, die Google bei seinem Street-View-Projekt entwickelt hat. Schmidt stapelt gern tief, wenn es um die Verantwortung seines Konzerns in Sachen Datenschutz geht.

Im amerikanischen Fernsehen gab er vor einiger Zeit bereits einen Ratschlag: "Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es nicht tun."

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