Post stellt Online-Brief vor:Briefkasten, ade!

Die Post startet den Online-Brief - er soll den rechtssicheren Schriftverkehr über das Internet ermöglichen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Corinna Nohn

Fax, E-Mail und Sms haben dem klassischen Brief schon sehr zugesetzt. Nun kommen weitere Konkurrenten auf dem Markt: Die Post hat am Dienstag in Bonn erklärt, man wolle das Briefgeheimnis auf das Internet übertragen - das neue Produkt heißt E-Postbrief. Die SZ erläutert, was hinter der neuen Mitteilungsform steckt, wer sie nutzen kann und welche Alternativen es gibt.

Deutsche Post praesentiert E-Postbrief

Im Markt für elektronische Briefe ist die Post nicht allein.

(Foto: ag.ddp)

Wofür brauche ich den E-Postbrief?

Er soll nicht den handgeschriebenen Brief an die Liebste ersetzen, sondern den sicheren und rechtsverbindlichen Schriftverkehr etwa mit Behörden, Versicherungen oder Handwerkern über das Internet ermöglichen. Die elektronischen Briefe kann man am Computer schreiben, speichern, abschicken und empfangen - man spart sich also das Papier und den Weg zum Briefkasten.

Wie funktioniert das?

Bei der Post gibt es zwei Varianten, die elektronischen Dokumente zu verschicken. So kann der Absender seinen Brief wie eine besonders gesicherte E-Mail verschicken. Der Empfänger erhält dann ein Dokument, das er auf seinem Computer oder in seinem elektronischen Postfach speichern kann. Wenn der Adressat keinen Internetzugang oder kein E-Postfach hat, kann man die Nachricht aber auch von der Post ausdrucken und als Papierbrief zustellen lassen.

Kann jeder E-Postbriefe verschicken?

Voraussetzung sind ein internetfähiger Computer und ein Handy. Wer das Angebot der Post nutzen möchte, kann sich auf der Internetseite epost.deeine Adresse sichern. Dann muss er sich noch mit seinem Personalausweis in einer Postfiliale registrieren und freischalten lassen. Rein elektronische Nachrichten kann man nur an Leute verschicken, die ebenfalls registriert sind.

Wie sicher und wie teuer ist der E-Postbrief?

Wie sicher ist das?

Die Post verspricht, "das Briefgeheimnis ins Internet zu bringen". Die E-Briefe werden verschlüsselt, so dass sie im Gegensatz zu E-Mails nicht von Unbefugten im Internet gelesen oder verändert werden können. Auch das Handy ist nötig, um die Sicherheit zu erhöhen: Bevor man einen Brief abschickt, erhält man per Sms eine Transaktionsnummer, die man zusätzlich zum Passwort eingeben muss. Da sich außerdem jeder Teilnehmer mit Personalausweis registrieren lassen muss und der Absender erkennbar ist, soll es auch keinen Spam geben.

Was kostet der E-Postbrief?

Das neue Produkt ist genauso teuer wie der gute alte Papierbrief: 55 Cent, von der vierten Seite an oder bei Einschreiben werden Zuschläge fällig. Wer nur ein elektronisches Postfach einrichten lässt, um Briefe zu empfangen, zahlt nichts.

Warum bietet die Post jetzt diesen Service an?

Seit vergangener Woche offerieren die Internetplattformen gmx.de und web.de den sogenannten Hybridbrief: Für 54Cent kann man E-Mails ausdrucken und verschicken lassen. Außerdem soll spätestens Anfang 2011 die sogenannte De-Mail starten, die ähnlich funktioniert wie der E-Postbrief. Die Post wollte den Konkurrenten also offenbar zuvorkommen.

Was hat es mit De-Mail auf sich?

Wie unterscheiden sich der elektronische Postbrief und De-Mail?

Vom Prinzip ist es ein ähnlicher Service. Aber die De-Mail ist ein Projekt, das das Bundesinnenministerium (BMI) gemeinsam mit anderen Internetanbietern wie United Internet (gmx.de, web.de) und Unternehmen wie der Deutschen Telekom entwickelt hat. Die Post war anfangs dabei, schied dann aber aus, um ihr eigenes System zu entwickeln. "Wir wollen ein Netzwerk einrichten, in dem sich alle gegenseitig De-Mails schicken können - Insellösungen wollten wir vermeiden", erklärt BMI-Sprecher Philipp Spauschus. E-Postbriefe können sich nur bei der Post registrierte Nutzer senden. Ob sie später mit De-Mail-Postfächern kompatibel sein werden, ist noch nicht klar. Die De-Mail wird wohl billiger sein als ein E-Brief: Sie soll weniger als 20 Cent kosten.

Wofür kann ich De-Mails nutzen?

Laut BMI-Sprecher Spauschus soll die De-Mail insbesondere die Kommunikation mit Behörden und Unternehmen erleichtern - zum Beispiel, um Gehaltsabrechnungen oder Versicherungspolicen zu verschicken. "Die De-Mail kann aber keine Dokumente ersetzen, bei denen die Schriftform erforderlich ist, zum Beispiel Kündigungsschreiben."

Werden jetzt noch weniger Briefe von Hand geschrieben?

"Wir beobachten die Entwicklung mit Sorge, weil das Projekt natürlich den handgeschriebenen Brief weiter verdrängen kann", sagt Wolfgang Peschel, Sprecher des Bundes Deutscher Philatelisten. Der E-Postbrief ist aus seiner Sicht "aber erst mal was für Geschäfts- und Behördenpost - und die wird sowieso nicht von Hand geschrieben".

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

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