Podcasting:Blogs für die Ohren

Online-Tagebücher sind der große Renner im Internet. Überall im Internet stolpern Websurfer über die Weblogs mitteilungsbedürftiger Artgenossen. Doch jetzt macht sich ein neuer Trend in der Blogger-Szene breit: Podcasting.

Von Oliver Bosch

Markus (28) ist süchtig. Süchtig nach Podcasts. Der EDV-Fachmann lädt sich seit Oktober 2004 begeistert die aktuellsten Podcasting-Feeds auf seinen iPod-MP3-Spieler. "Zweimal pro Tag bekomme ich die neusten Streams automatisch auf meinen iPod gespielt. So kann ich bereits während meiner 20 minütigen S-Bahn-Fahrt den neusten Klatsch und Tratsch des Showbiz und interessante Neuentwicklungen aus der IT-Welt abhören."

Apples Ipod Shuffle

Der jüngste und kleinste MP3-Player aus Apples iPod-Serie, der "Shuffle".

(Foto: Foto: ddp)

Der PC-Profi ist nicht der einzige, der sich über diese neue Form der Internet-Kommunikation die neusten Informationen holt. Die Fan-Gemeinde ist riesig und wächst von Tag zu Tag.

Genauso wie das Angebot der selbst produzierten Audiodateien (Podcasts). Der Begriff leitet sich ab vom englischen Wort broadcasting, senden, und dem Namen des erfolgreichsten MP3-Players der Welt, Apples iPod.

Dave Winer hatte etwa vor zwei Jahren die Idee, ähnlich wie Weblogs (Internet-Tagebücher) Audiobeiträge kostenlos im Internet anzubieten. Das kann ein Musikstück, eine Rede, ein Radioprogramm oder ein Interview sein.

Zusammen mit dem ehemaligen MTV-VJ Adam Curry hat er das Programm "Ipodder" geschaffen, das das Publizieren und automatische Herunterladen von Audio-Dateien über RSS ermöglicht.

Blogs für die Ohren

Seit September 2004 nutzt eine ständig wachsende Schar von Ipoddern diese Möglichkeit der Selbstdarstellung und Information. Heutzutage findet sich eine Vielzahl privater Sendungen im World Wide Web, die sich einem bestimmten Thema widmen.

Diese sind als MP3-File in einem Weblog abgespeichert. Die Weblog-Software ist so konfiguriert, dass die Audiodatei als Dateianhang im RSS-Feed auftaucht. Diese so genannten enclosures sorgen dafür, dass spezielle RSS-Aggregatoren (Podcasting-Clients) verwendet werden können, die in regelmäßigen Abständen eine vom Benutzer zusammengestellte Liste von Podcasts prüft und die neu verfügbaren Shows automatisch herunterlädt.

Die meisten dieser Aggregatoren legen automatisch eine Abspielliste in Programmen wie iTunes oder dem Media Player an. Um an die Informationen zu kommen, surft der User einfach auf eine der vielen Podcast-Seiten im WWW. Dort sind die einzelnen Feeds thematisch angeordnet.

Das Anklicken eines Bereichs veranlasst die Software automatisch eine Auswahl zusammenzustellen. Am besten ist es, abends die Wahl zu treffen, und morgens sich die Ergebnisse gemütlich anzuhören. Dazu wird der Rechner (PC oder Mac) mit einem MP3-Spieler synchronisiert.

Dann landen die neuen Podcasts automatisch auf dem Player. Natürlich können die Audiodateien auch auf dem Computer oder anderen Geräten abgespielt werden, die das MP3-Format lesen können.

"Das englischsprachige Angebot ist enorm. Da findet man alles - von Game- und DVD-Besprechungen bis zu kompetenten Musik-Rezensionen. Das deutsche Angebot ist meiner Meinung nach ziemlich mau", bringt Markus seine Podcast-Erfahrungen auf einen kurzen Nenner.

Das Programmangebot ist so vielschichtig wie das Leben. Die einen lesen Gedichte vor, die anderen schwadronieren über Politik, Mode oder Musik. Die meisten Beiträge stammen von Amateuren. Doch keine Bange: die Qualität kann sich sehen lassen. Und bei uninteressanten Dateien bleibt immer der schnelle Vorlauf oder die Löschtaste.

Einige Beispiele:

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