Physiker Andreas Weigend:"Mark Zuckerberg könnte einiges von Europa lernen"

Andreas Weigend, 2018

Wie können unsere Daten in Zukunft geschützt werden? Andreas Weigend im Gespräch.

(Foto: Sonja Marzoner)

Andreas Weigend war Chefwissenschaftler von Amazon. Mit der SZ spricht er über seine Angst vor Überwachung - und erklärt, warum er trotzdem veröffentlicht, wann er wo ist.

Von Dieter Sürig

Andreas Weigend hat Zeit mitgebracht, um über Datenschutz, Datenangst und den Facebook-Skandal zu reden. Aber erst zieht er seine Schuhe aus und schaltet sein Aufzeichnungsgerät ein - er will "Datensymmetrie" mit seinem Gesprächspartner herstellen.

Das passt zum Buch, das der deutsche Physiker, der in Berkeley lehrt und früher Chefwissenschaftler von Amazon war, geschrieben hat: "Data for the People" (Murmann Verlag). Darin fordert er mehr Kontrolle über persönliche Daten. Nun sieht er sich durch den Skandal um den Missbrauch von Facebook-Daten durch externe Unternehmen bestätigt. Er bedauert, dass Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nur halbherzig an die Sache herangeht und eine Einladung des britischen Parlaments abgelehnt hat. "Er könnte einiges von Europa lernen, aber vielleicht ist es eh zu spät für ihn."

Der Forscher selbst, der zu Beginn des Jahrtausends mehrere Jahre für Amazon-Gründer Jeff Bezos gearbeitet hat, hat sich trotz Datenschutzbedenken auch mit Google & Co. arrangiert, weil Datenvermeidung ohnehin Illusion sei, wie er sagt - und weil er gerne Dinge wie Google Maps nutzt. Als Beweis zeigt er gleich, dass er in zwölf Monaten weltweit an die 700 Orte besucht hat. Es ist ihm aber nicht egal, was mit seinen persönlichen Daten passiert. Er tritt für eine Grundrechtecharta ein, damit jeder Einzelne die Hoheit über seine Daten behalten kann: "Den Respekt, den Menschen voreinander haben, sollten auch Firmen aufbringen, anstatt sich hinter Geschäftsbedingungen zu verbergen."

Im Gegenzug für seine privaten Daten möchte er einen Mehrwert von den Internetkonzernen bekommen. "Wenn Google Maps meine Bewegungsdaten dazu verwendet, mir das Leben zu erleichtern, dann finde ich das praktisch", sagt er. "Für mich ist dieser faustische Pakt mit Google fair." Unfair sei dagegen, wie das Netzwerk Facebook mit seinen Nutzern umgeht.

Der Wissenschaftler veröffentlicht sogar seine Reisedaten, was auch mit der Vergangenheit seines Vaters in der DDR zu tun hat. Auch Weigend hat Datenängste - vor allem in den USA, weniger im Überwachungsstaat China. "Meine Hauptsorge ist, dass Fotos, Videos, Audiofiles oder auch Texte und Chats in einen Kontext gestellt werden können, der mich in Schwierigkeiten bringen könnte."

Einen ganz anderen Daten-Gau hat er vor einem Jahr erlebt: Plötzlich war sein Youtube-Kanal verschwunden - da halfen ihm selbst seine Kontakte zu Google nichts mehr. Im SZ-Interview spricht Weigend zudem über Amazons Innenleben. Und da er auch bereits Alibaba-Chef Jack Ma beraten hat, stellt er einen Vergleich von Ma und Jeff Bezos an - mit überraschendem Ergebnis.

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