PC-Athlet Andreas Krieger:"Echtes Billard war zu teuer"

Andreas Krieger ist der deutsche Vertreter bei den World Cyber Games, er spielt virtuelles Billard. Im Interview erzählt er, wie er Bildschirmsportler wurde und wie PC-Athleten trainieren.

Jürgen Schmieder

Andreas Krieger hat sich beim National Final der deutschen Computersportler sein Ticket für das Finale der World Cyber Games im Spiel "Carom3D" gesichert, das am Mittwoch im chinesischen Chengdu begann. Im Interview spricht er über virtuelles Billard und das bevorstehende Großereignis.

World Cyber Games

Andreas Krieger (20) vertritt Deutschland bei den World Cyber Games.

(Foto: Foto: oh)

sueddeutsche.de: Herr Krieger, wie kommt man dazu, virtuelles Billard zu spielen?

Andreas Krieger: Diese Sportart hatte mich schon immer fasziniert. Als ich meinen ersten PC bekommen habe, hatte ich keinen Internetanschluss und keine Spiele auf dem Rechner. Auf Carom3D bin ich dann per Zufall durch eine Spielemagazin-CD gestoßen

sueddeutsche.de: Warum haben Sie nicht einfach echtes Billard gespielt?

Krieger: In meinem Heimatort kostet eine Stunde Billard sechs Euro - damals konnte ich es mir einfach nicht leisten. Und ich hätte irgendwann auch einen eigenen Queue gebraucht, um wirklich gut zu spielen. Aber auch das war zu teuer.

sueddeutsche.de: Also die virtuelle Version. Wie ging es dann weiter?

Krieger: Ich habe zunächst gegen meinen Vater oder Cousin gespielt und meistens gewonnen. Dann kam das Internet ins Haus - und von da an konnte ich gegen Spieler aus aller Welt antreten.

sueddeutsche.de: Die haben Sie dann alle besiegt ...

Krieger: So einfach ist es nicht. Im Spiel gibt es eine Wertung und ein Punktesystem. Das bedeutet, dass sich der Spieler immer besser ausrüsten kann, je mehr Partien er gewinnt. Er bekommt ein besseres virtuelles Queue, welches anspruchsvollere Stöße erlaubt. Mit der Zeit und viel Übung bin ich immer besser geworden.

sueddeutsche.de: Welche anderen Unterschiede zum echten Billard gibt es?

Krieger: Allgemein kann man sagen, dass in Carom3D Idealbedingungen herrschen. Ebenheit des Tisches, Rollverhalten der Kugeln und Bandenreaktionen sind auf der ganzen Spielfläche gleich perfekt. Die Kugeln sind stets "geputzt", so dass bei Zusammenstößen mit anderen Kugeln die Reibung keine Rolle spielt. Das alles ist im echten Billard niemals der Fall. Auch bei Effetstößen macht das Programm das Leben für den Spieler leichter. Man muss die Ablenkung nicht kompensieren und kann nicht wie im echten Billard mit der Queuespitze von der Kugel abrutschen.

sueddeutsche.de: In Deutschland führt der virtuelle Sport - anders als in Asien und den USA - immer noch ein Schattendasein. Was fasziniert Sie am Computersport?

Krieger: Es ist vor allem die Möglichkeit, sich mit Spielern aus der ganzen Welt zu messen - und bei großen Turnieren hat man die Chance, Menschen aus anderen Ländern und ihre Kultur kennenzulernen.

sueddeutsche.de: Sie sind sehr erfolgreich, gerade haben Sie das deutsche Finale der World Cyber Games gewonnen. Wie sehen Sie Ihre Chancen beim bevorstehenden Weltfinale in China?

Krieger: Von meinen Kontrahenten in der Gruppe weiß ich leider nur ihren Vor- und Nachnamen, nicht aber ihre Spitznamen, die sich Spieler in Carom3D üblicherweise geben und unter denen man sie kennt. Deshalb ist eine Einschätzung sehr schwer. Aber ich denke, dass ich die Gruppenphase überstehen kann.

sueddeutsche.de: Wie trainieren Sie für das größte Turnier der Welt?

Krieger: Ein besonderes Training gibt es nicht. Ich versuche, online gegen die besten Spieler anzutreten und zu bestehen. Dabei konzentriere ich mich auf die Dreiband-Variante, die neben klassischen 8-Ball bei den World Cyber Games gespielt wird.

sueddeutsche.de: Im virtuellen Sport lässt sich mittlerweile durch Geld- und Sachpreise nicht schlecht verdienen ...

Krieger: Allerdings. Mittlerweile ist daraus ein nettes Taschengeld geworden. Davon finanziere ich teilweise meine Studiumskosten und die Beiträge für den Buchholzer Billard Club, ein Billardverein in meiner Nähe, wo ich echtes Billard spiele.

sueddeutsche.de: Sie finanzieren das mit dem virtuellen Sport?

Krieger: Ja - und ich bin mittlerweile relativ gut. Kürzlich habe ich den Sprung in die erste Mannschaft geschafft.

Unser Autor Jürgen Schmieder bloggt über die World Cyber Games. Aktuelle Eindrücke erhalten Sie hier.

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