Patentstreit: Apple vs. Samsung:iPhones müssen draußen bleiben

Apple und Samsung streiten immer erbitterter über Patente für Smartphones und Computer. Jetzt will der südkoreanische Hersteller ein Importverbot für Apple-Produkte. Werden iPhones bald zur Mangelware?

Varinia Bernau

Ein riesiges Containerschiff liegt im Hafen, voll geladen mit all den technischen Spielereien aus dem Hause Apple. Asiaten haben sie gefertigt, Amerikaner sollen sie kaufen - nur eingeführt werden dürfen sie nicht, die iPods, iPhones und iPads.

Wenn sich der südkoreanische Technologiekonzern Samsung mit seiner nun bei der US-Handelskommission ITC eingereichten Klage durchsetzt, dann könnte dieses Szenario Wirklichkeit werden. Dass sich die Behörde, die eigentlich US-Unternehmen vor unfairen Praktiken bei Patentstreitigkeiten schützen soll, des Falles annimmt, gilt als wahrscheinlich.

Wer hat's erfunden?

Eine Entscheidung fällt üblicherweise binnen zwölf bis 18 Monaten. Allzu schnell werden die Musikspieler, Alleskönnerhandys und Tabletcomputer mit dem angebissenen Apfel, bei denen Samsung Patente verletzt glaubt, also noch nicht zur Mangelware. Doch für Apple steht bei dem Streit trotzdem einiges auf dem Spiel: Mehr als ein Drittel seines Umsatzes, der im jüngsten Quartal bei 25 Milliarden Dollar lag, erzielt das Unternehmen in Amerika.

Je ausgefeilter die Technik in den Geräten, desto wichtiger werden Patente: Wer viele besitzt, kann die Technik nicht nur in eigenen Produkten einsetzen und so die Konkurrenz vor sich hertreiben. Er kassiert auch Gebühren, wenn andere diese in ihre Geräte einbauen. Computer- und Telefonhersteller, Software- und Chipentwickler, sie alle wollen vom Geschäft mit High-Tech-Spielzeugen etwas abhaben.

Deshalb streiten sie so erbittert um diese eine Frage: Wer hat's erfunden? Gleichzeitig ist der Ausgang der juristischen Kämpfe immer schwerer einzuschätzen, weil sich die Modelle der Anbieter immer ähnlicher werden.

Zum Beispiel die Alleskönnerhandys: 2007 brachte Apple sein iPhone in die Läden; inzwischen hat das Telefon, das sich per Fingerstreich bedienen lässt und nebenbei auch als Übersetzer, Navigationsgerät und Spielekonsole taugt, viele Nachahmer gefunden.

Noch liegen Welten zwischen den Amerikanern und den Koreanern: Im vergangenen Geschäftsjahr verkaufte Samsung zehn Millionen seiner Smartphones, bei Apple waren es allein im jüngsten Quartal 18,7 Millionen solcher Geräte. Dennoch ist keiner Apple so dicht auf den Fersen wie der Samsung-Konzern, der auf das kostenlose Betriebssystem Android setzt und seine Geräte somit billiger in die Läden bringen kann.

Samsungs größter Kunde

Apple weiß um diese Gefahr und zog im April vor Gericht: "Sklavisch", so hieß es in der 38 Seiten umfassenden Klageschrift, habe sich Samsung an Technologie, Design, Bedienung und sogar Verpackung aus dem Hause Apple gehalten. Der südkoreanische Konzern konterte mit Patentklagen in mehreren Ländern. Zuletzt erwiderte Apple die Samsung-Klage in Südkorea. I

n der Kontroverse musste Samsung Apples Anwälten bereits drei Smartphones und zwei Tablet-Computer zur Untersuchung vorlegen, die zwar schon angekündigt, aber noch nicht im Handel erhältlich sind. Samsung scheiterte hingegen mit der Forderung, schon jetzt das iPhone und iPad der nächsten Generation zu Gesicht zu bekommen.

Apple ist Samsungs größter Kunde

Dabei sind beide Unternehmen eigentlich aufeinander angewiesen: Samsung fertigt nämlich auch Chips, die in diversen technischen Spielereien von Apple stecken. Im vergangenen Jahr haben die Amerikaner bei den Asiaten Bauteile im Wert von immerhin 5,7 Milliarden Dollar eingekauft. Apple ist Samsungs größter Kunde und Samsung Apples gefährlichster Rivale.

Auch mit anderen Handyherstellern wie etwa Motorola und HTC fechtet Apple Streitigkeiten vor der Handelskommission ITC aus. Erst kürzlich hat der US-Konzern einen anderthalb Jahre währenden Patentstreit mit dem finnischen Konkurrenten Nokia beigelegt - und dem Vernehmen nach eine Milliardensumme hingelegt. Nokia hat im Laufe seiner Geschichte 43 Milliarden Dollar in die Entwicklung seiner Patente gesteckt. Solch ein Schatz will gut gehütet sein.

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