Online-Spenden:Klicken, kaufen und Gutes tun lassen

Münchner Studenten erfanden und betreiben die Internetseite clicks4charity. Sie sammeln über Online-Geschäfte Spenden ein.

Elisabeth Dostert

Odin Mühlenbein, 23, hat aufgeräumt. Ziemlich gründlich sogar. Die Kissen liegen ordentlich auf dem roten, durchgesessenen Sofa. Auf dem weißen Couchtisch steht ein Adventskranz mit weißen Kerzen, sommerlich dekoriert. Der Papierkorb ist prall gefüllt mit zerknüllten Zetteln und leeren Keksschachteln. "Odin ernährt sich von Schokolade", scherzt Korbinian Kantenwein, 26. "Je später es beim Programmieren wird, desto mehr brauche ich davon", sagt Mühlenbein und lacht. In den vergangenen Wochen muss er ziemlich viel Kekse und Schokolade verzehrt haben.

Spenden im Internet, Stockexchange

"Wir wollten unbedingt irgendwas im Internet machen": Kantenwein und Mühlenbein haben sich für ein Spendenportal entschieden.

(Foto: Foto: Stockexchange)

Ende Juli steht der Relaunch der Internetseite clicks4charity an. Die Idee dazu hatten die beiden Studenten vor einem Jahr, da waren sie gemeinsam in Oxford. Einige Wochen später nahm die Seite dann den Testbetrieb auf. Kantenwein ist Jurist und steckt gerade im Referendariat. Mühlenbein studiert Philosophie und Politische Wissenschaften. Seine Studentenbude im Dachgeschoss eines abgewohnten Münchner Altbaus ist der Firmensitz.

"Wir wollten unbedingt irgendwas im Internet machen", sagt Kantenwein. Im April 2007 hatte er dann "eine Idee". Noch in der Nacht rief er Odin Mühlenbein, sie trafen sich, sie tüftelten, redeten, bis vor der ersten Idee nichts mehr übrig war. Dafür stand, es war schon weit nach Mitternacht, das Spendenportal clicks4charity. Es sei gar nicht so einfach gewesen, einen Namen zu finden. "Viele Domains waren schon vergeben", sagt Mühlenbein.

Provision für die Studenten

Am Ende ihre nächtlichen Zusammenkunft haben sie handschriftlich einen Gesellschaftervertrag aufgesetzt. "Wir wollten uns selbst unter Druck setzen", sagt Mühlenbein: "Wenn erst einmal so ein Gesellschaftervertrag steht, muss es auch weitergehen." Das ist es dann auch. Anfang dieses Jahres haben sich vier weitere Studenten an der Gesellschaft beteiligt. "Zu tun gibt es für alle genug", sagt Mühlenbein.

Das Spendenportal funktioniert so: Wer sich über die Seite clicks4charity weiter zu Online-Shops, Reiseveranstaltern, Suchmaschinen oder Preisvergleich-Seiten klickt, dort einkauft oder die angebotenen Dienste nutzt, tut Gutes. Genau genommen, lässt er Gutes tun, denn die Spende zahlt nicht der Nutzer, sondern der Anbieter des Produktes oder der Dienstleistung. Den Spendenempfänger bestimmt der Käufer vorher auf der Seite. Die Spende beträgt in der Regel zwischen 4,5 bis neun Prozent des Kaufpreises. Als Provision erhalten die Studenten im Schnitt 0,5 bis ein Prozent des Kaufpreises.

Mehr als 400 Online-Shops und Internetdienste haben die Studenten mittlerweile für ihr Spendenportal gewonnen, Firmen wie Amazon, Sixt, Otto, Quelle, Gerry Weber, Ebay, Mexx, Air Berlin, Condor oder T-Mobile. "Handy-Anbieter sind besonders lukrativ. Die zahlen schon mal 200 Euro pro Vertrag", sagt Mühlenbein: "Auch Reiseveranstalter zahlen ganz gut." Die Anfragen bei Suchmaschinen, Auktionshäusern und auf Preisvergleichs-Seiten bringen jede für sich nur wenige Cent an Spenden, dafür gibt es deutlich mehr Clicks.

Klicken, kaufen und Gutes tun lassen

Es sei nicht schwer gewesen, Online-Anbieter für das Portal zu gewinnen, weil die sich bereits zu Netzwerken zusammengetan haben. Über solche Netzwerke fragten die Studenten ein paar hundert Firmen an. "Dann bedurfte es nur noch Bestätigung, um die Firmenseite mit uns zu verlinken", erklärt Mühlenbein: "Wir könnten locker mit doppelt so vielen Online-Shops verbunden sein und das werden wir auch in ein paar Monaten."

Schwieriger sei es gewesen, Hilfsorganisationen für das Portal zu gewinnen. "Die meisten haben schlechte Erfahrungen mit Online-Sammlern gemacht", so Kantenwein. Auf die Briefe, die sie anfänglich geschrieben haben, sei meist noch nicht mal eine Antwort gekommen. In Telefongesprächen ist es den Studenten dann doch gelungen, etwa ein Dutzend Hilfsorganisationen für sich zu gewinnen, darunter Johanniter, Oxfam und Menschen für Menschen. Mehr wollen Empfänger auf Dauer auch gar nicht haben. Das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) sei dabei eine Mindestanforderung. Künftig wolle die Firma aber auch einzelne Projekte fördern.

Riesiges Potenzial

Es habe auch Hilfsorganisationen gegeben, die ein Mindestspendenaufkommen forderten. Aber das konnten die Studenten nicht zusichern. Nach einem mehrmonatigen Testbetrieb ist die Seite seit Januar freigeschaltet. Seither flossen Spenden in Höhe von gut 1000 Euro. Nicht besonders viel, das wissen auch die Studenten. "Wir haben ja noch gar kein Marketing gemacht.

Noch stammen die Einkäufe von Bekannten, Freunde und Verwandten, die durch uns oder Mundpropaganda davon erfahren haben", sagt Mühlenbein. Das Potenzial sei riesig, weil die Online-Umsätze riesig seien. Jetzt klingt Mühlenbein wie ein richtiger Jungunternehmer. "Wenn wir nur ein Prozent der Online-Käufe und Verträge in Deutschland über clicks4charity abgewickelt würden, könnten wir jedes Jahr zehn Millionen Euro Spenden einsammeln", sagt Mühlenbein.

Noch verdienen sie kein Geld mit ihrem Portal, "aber das wollen wir auch nicht unbedingt. Uns geht es um guten Zweck." Die Studenten fasziniert die Idee, dass die Leute beim Einkaufen ganz nebenbei etwas Gutes tun können. "Wenn sich die Idee durchsetzt, dann müssen sich viele Hilfsorgansisationen nicht mehr um ihre Budgets sorgen", sagt Mühlenbein: "Und wir haben noch jede Menge Ideen, mit denen man hoffentlich richtig Geld verdienen kann."

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