Öko-Handy Fairphone:Eine Prise gutes Gewissen

Öko-Handy Fairphone: Ein Fairphone

Ein Fairphone

(Foto: Fairphone)

25.000 Fairphones werden derzeit an die Besteller verschickt. Das Smartphone macht Freude und sorgt für ein gutes Gewissen - auch wenn der Käufer weiß, dass die Wirkung auf den Handymarkt letztlich homöopathisch bleibt.

Von Mirjam Hauck

Was soll man von einem Smartphone halten, dem statt eines Ladegerätes einfach eine Postkarte beiliegt, auf der das Zubehörteil aufgemalt ist? Das Fairphone ist anders. Und das von Anfang an.

Finanziert über Crowdfunding soll es beweisen, dass faire Arbeitsbedingungen und transparente Lieferketten auch in der Tech-Industrie möglich sind. Dass Arbeitern in chinesischen Fabriken gerechte Löhne gezahlt werden können und keine Rohstoffe verbaut werden müssen, die aus umkämpften Minen in Afrika stammen - und dennoch ein gutes Smartphone für einen angemessenen Preis entstehen kann. Ein Telefon für ein gutes Gewissen also.

Akku nicht fest verbaut

Allein mit gutem Gewissen kann man aber weder telefonieren noch E-Mails checken, daher zunächst ein Blick auf die technischen Werte: Das Fairphone hat ein 4,3-Zoll-Display, ist mit rund 160 Gramm relativ schwer und mit einem Zentimeter ziemlich dick. Das stört den Käufer aber nicht, denn im Gegenzug hat es einen Vorteil: Der Akku ist anders als beim iPhone nicht fest verbaut und lässt sich austauschen.

Aufgeladen werden kann das Fairphone mit jedem handelsüblichen USB-Ladegerät. Der Bildschirm ist aus einem besonders kratzfesten Glas und das Gehäuse besteht aus dem Recycling-Kunststoff Polycarbonat. Das Betriebssystem ist Android 4.2.

Detailliert geben die Macher auf ihrer Webseite an, was an dem 325 Euro teuren Gerät wie viel gekostet hat. Der größte Posten ist Design und Entwicklung mit 129,75 Euro. 13,18 Euro kostet es, dass Zinn und Coltan aus überprüften Quellen stammen. 9,50 Euro werden für die Herstellung veranschlagt.

Bei vergleichbaren Geräten kostet den Hersteller die Endmontage gerade einmal zwei bis drei Euro. Wer sich ein Fairphone gekauft hat, will ein Zeichen setzen. Auch wenn er weiß, dass die produzierten 25.000 Stück bloß eine homöopathische Wirkung auf den weltweiten Handymarkt haben. Diese Menge verkauft Apple in zwei Stunden.

"Enjoy some peace"

Seit Anfang Januar wird das Fairphone ausgeliefert. Im Lieferumfang enthalten ist auch ein bisschen digitale Diät: Die Funktion "Enjoy some peace" sorgt dafür, dass der Nutzer bis zu drei Stunden seine Ruhe hat. Gut, er könnte das Gerät einfach ausschalten.

Aber tut er das, lässt es sich nicht mehr herzeigen und damit dem Kollegen- und Freundeskreis demonstrieren, dass man auch als Tech-Konsument die Welt ein bisschen besser machen kann. Und das wäre doch sehr schade.

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