"No Man's Sky"-Tagebuch:"No Man's Sky" -Tag 2: Gib ihnen Tiernamen!

"No Man's Sky"-Tagebuch: Von nun an sollst du "Riesenerdbeerie" heißen.

Von nun an sollst du "Riesenerdbeerie" heißen.

(Foto: Screenshot: Daniel Wüllner / Hello Games / Sony)

18 Trillionen Planeten - aber ausgerechnet hier ist nichts los. An ihrem zweiten Arbeitstag als Weltall-Entdecker im Spiel "No Man's Sky" müssen unsere Autoren sich damit begnügen, ein bisschen Gott zu spielen.

Von Daniel Wüllner und Matthias Huber

Unendliche Weiten, beinahe wörtlich. 18 Trillionen Planeten mit eigener Atmosphäre, Tieren, Pflanzen, Mineralien. Auch nur einen kleinen Teil des computergenerierten Universums von "No Man's Sky" - einem neuen Spiel für Playstation 4 und PC - zu sehen, ist eine Lebensaufgabe. Anstelle eines Spieletests reisen SZ-Autoren durchs Weltall - und protokollieren ihre Erfahrungen im Tagebuch.

Tag 2:

Daniel Wüllner: Landen, Rohstoffe sammeln, Starten. Landen, Sammeln, Starten. Bereits am zweiten Tag "No Man's Sky" hat sich Routine eingestellt. Die Stunden fliegen dahin, füllen sich aber nicht mit Abenteuern, sondern mit monotoner Arbeit. Denn ohne Treibstoff gibt es auch keine neuen Planeten und Sternensysteme. Wenn das Spiel keine Abenteuer anbietet, muss man sich selbst welche suchen.

Ein Vorschlag für ein paar Herausforderungen: Wie lange kann ich im Eissturm ohne mein Raumschiff überleben? Sind Drohnen mir freundlich gesonnen, wenn ich auf sie schieße? Fressen fleischfressende Tiere nur andere Tiere oder auch mich? Unbeabsichtigt ploppen solche existentiellen Fragen auf und begleiten mich auf dem Weg zurück zum Raumschiff.

Matthias Huber: Ich habe mich auch endlich von meinem Bruchlandungs-Planeten losgerissen und den Weg in den Weltraum gefunden. Erster Schock dort: der nächste Planet ist zwei Stunden Flugzeit entfernt. Ich überlege, das Spiel hier und jetzt zu beenden. Ein dritter Blick in das Menü mit der Controller-Tastenbelegung offenbart dann, dass sich hinter dem Knopf mit den "Spaceship Controls" tatsächlich weitere Hinweise verbergen - wenn man den Knopf ein bis zwei Sekunden gedrückt hält. Das ist immerhin konsistent mit den auch sonst etwas zu umständlichen Menüs. So finde ich heraus, dass ich im Weltraum schneller fliegen kann. Etwa eine Minute später lande ich in einer Raumstation, die den zweiten Planeten umkreist.

Der Barkeeper dort will mir offenbar Hehlerware - ein neues Multitool - verkaufen. Ich stelle mich dank mangelnder Sprachkenntnisse (erst etwa 15 Worte) dumm an und biete ihm die offizielle Währung als Bezahlung. Er schlägt offenbar wütend den Warenkoffer zu, und ich steige wieder in mein Raumschiff, um endlich den zweiten Planeten meines "No Man's Sky"-Abenteuers zu erkunden - dieses Mal bitte ohne Bruchlandung.

D.W.: Wider Erwarten zwingt mich "No Man's Sky" nicht dazu, jeder Pflanze, jedem Tier und jedem Planeten einen neuen Namen zu geben. Im vergangen Jahr war Entwickler Sean Murray zu Gast bei Talkmaster Stephen Colbert. In der Late Show hatte er vorgeführt, wie viel Spaß es macht, Gott zu spielen. Mit der Erde hat Gott aber sicherlich mehr Spaß. In "No Man's Sky" ist die Flora und Fauna frei von Donald Trump, AfD und Olympia. Man kann einem hässlichen Tier den Namen des amerikanischen Präsidentschaftskandidaten zuweisen, aber das befriedigt nur wenig.

Dann vergebe ich doch erste Tiernamen. Weil sie es einfach verdient haben: Naglost Puhagab heißt von jetzt an "Riesenerdbeerie". Außerdem gibt mir mein Sensor einen Haufen unwichtige Informationen: Riesenerdbeerie ist das Klima egal und frisst gerne Pflanzen. Unter der Kategorie "Geschlecht" steht bei ihm nur "radikal". Ob sich das Entwickler-Team von Hello Games bewusst dem Gender-Mainstreaming entzieht, bleibt fraglich.

M.H.: Es ist verdammt ungemütlich auf Thelembor Taiba. Die Atmosphäre ist hochgiftig und das Gelände so bergig, dass ich auf der Stelle die Lust verliere, länger als 30 Sekunden zu Fuß unterwegs zu sein. Immerhin gibt es jede Menge Tiere: Kleine Hoppelviecher, die aussehen wie Kaninchen mit übergroßen Karnevalsmasken; Raubkatzen mit Geweih, die sonst an übergroße Zebras erinnern; die pelzigen "Ugulia Roxiar", die laut Analyse meines Scanners von rationalem Geschlecht sind, 4,85 Meter wiegen und 238 Kilogramm hoch in Richtung Himmel aufragen. Naja.

Lange bleibe ich in dieser rotblendenden Pilzwüste nicht. Ein Planet weiter - seinen Namen habe ich mir nicht einmal notiert - gibt es fast gar keine Atmosphäre und dementsprechend auch keine Tiere. Schön, dass es also noch langweiliger geht. Ich versuche mein Glück lieber nochmal im Orbit, auf der Raumstation. Inzwischen habe ich ja genug Geld gesammelt, um die fehlenden Bauteile für meinen Hyperdrive-Antrieb bei einer Art intergalaktischen Ebay zu bestellen. Damit mache ich mich dann auf ins nächstgelegene Sonnensystem. In der Hoffnung, dort endlich eine Aufgabe zu finden, die mich durch die nächsten Spielstunden treiben kann.

D.W.: Da die Interaktion mit den tierischen Lebewesen nicht sehr unterhaltsam ist, versuche ich mein außerirdisches Vokabular aufzubessern. Dazu besuche ich mehr Tempel als in einem Griechenland-Urlaub und schnappe jedes Mal ein neues Wort auf. Das letzte lautete "toxisch".

Um meinen verseuchten Wortschatz in der Praxis anzuwenden, geht es direkt zur nächsten Raumstation, wo mindestens ein Alien auf mich wartet. Weitere bekommen im Raumhafen ein Gespräch aufgezwungen. Meist verstehe ich in drei Sätzen nur ein einziges Wort: "toxisch". Keine gute Unterhaltung. Ob ich im Spiel je einen anderen Menschen treffen werde? Die amerikanische Games-Seite Kotaku sagt: Nein.

Bilanz des zweiten Tages:

  • Acht Sternensysteme besucht
  • Auf zehn Planeten oder Monden gelandet
  • 23,928 u über Erdoberfläche gereist
  • Zehn Aliens getroffen
  • 418,122 Crediteinheiten verdient
  • Fünfundvierzig Wörter gelernt: Darunter "selten" und "toxisch"
  • Zwei neue Multi-Funktionswerkzeuge erstanden
  • Drei Mal gestorben

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